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GoingPublic Life Sciences 1/17 - Drum prüfe, wer sich bindet

Digitale Gesundheit: Können Internet und medizinische Versorgung zusammenwachsen?

Einführung Drum prüfe, wer sich bindet Digitale Gesundheit: Können Internet und medizinische Versorgung zusammenwachsen? Mit digitalen Angeboten ist ein neuer Gesundheitsmarkt entstanden. Die neuen Ansätze bieten große Potenziale und verdienen eine bessere Einbindung in das bestehende Gesundheitssystem. Von Dr. Alexander Schachinger V iele Dinge unseres Lebens erledi- gen wir mittlerweile digital. Vom täglichen Austausch miteinander über den Einkauf bis zur Partnersuche. Führende Soziologen sprechen schon seit Jahren von der digitalen Gesellschaft. Aber wie steht es um die digitale Medizin? Der direkte Zugang zur eigenen Patientenakte und online verfügbare Therapieunterstüt- zung – technisch ist dies möglich. Die digitalen Anwendungen fi nden aber erst langsam einen Weg in die derzeitige Gesundheitsversorgung. Patienten zwischen zwei Welten ist Das deutsche Gesundheitssystem streng reguliert und geschützt. Dies bietet einerseits Sicherheit, lässt jedoch wenig Raum für innovative Entwicklungen. Der- zeit fi nden Patienten zwei Welten vor, die kaum miteinander verbunden sind: Die Versorgung durch Ärzte, Apotheken und Kliniken des bekannten Gesundheits- systems auf der einen Seite und tausende von Webseiten, Foren und Apps zum Thema Krankheit und Gesundheit in der Online-Welt. 40 Mio. Deutsche nutzen den internetbasierten Gesundheitsmarkt1. Sie suchen nach Informationen und Apps, die sie zu ihrer Krankheit beraten oder an ihre Medikamenteneinnahme erinnern. Sprechen die Patienten ihren Arzt dazu an, kann er sie häufi g nicht ausreichend beraten, weil das Gesundheitssystem in der Regel die- ses digitale Angebot bisher ausblendet. Die Ergebnisse des jährlich stattfi ndenden EPatient Survey, der größten Online- Befragung zum „Patient im Netz“, zeigen, dass sich Patienten eine App oder einen Online-Tipp von ihrem behandelnden Arzt empfohlen wünschen2. Das Internet bietet zu viele Informationen, von denen der 1) Stat. Bundesamt 2016 2) epatient-survey.de 6 ls 01-2017 „Digitale Transformation“ Während das digitalisier- te Gesund heitssystem in Nachbarländern wächst, ist sich die deutsche Politik der Bedeutung dieser Bewegung noch nicht bewusst. Patient nicht abschätzen kann, welche für ihn relevant sind. Jedoch lassen Ärzte- kammern und das Gesundheitssystem die Ärzte bei diesem Thema weitestgehend alleine. Die Digitalisierung im Gesund- heitswesen wird seit Jahren von seinen Selbstverwaltungsstrukturen erfolgreich unterbunden. Deshalb entsteht um das System herum währenddessen ein Markt mit Patientenlösungen, die schneller, bes- ser und kostengünstiger im Vergleich zu den herkömmlichen IT-Strukturen sind. Hürden für innovative Start-ups Zahlreiche Start-ups im Gesundheitsbereich entwickeln digitale Angebote, die Patien- ten und auch Ärzten bei der Diagnose und im individuellen Alltag des Patienten hel- fen sollen. Der Einsatz solcher Apps und die damit verbundenen Softwarelösungen, welche stets auf dem Mobiltelefon oder Tablet des Patienten verwendet werden, kann die Therapie und Heilung messbar unterstützen. Im Zuge dieser Entwicklung entsteht auch ein global wachsender For- schungsbereich, der die Unterstützung von webbasierten Diensten für Patienten klinisch analysiert. Hunderte von Start- ups versuchen seit Kurzem im deutsch- sprachigen Raum das Gesundheitssystem zu digitalisieren, aber sie scheitern an starren Vorschriften und Regeln. Nur wenige Neugründungen überleben das erste Jahr. Unter anderem, weil Kranken- versicherungen zu lange brauchen, um einen Vertrag mit einem Start-up für eine neuartige Versorgungslösung abzuschlie- ßen. Viele dieser Firmen verlassen des- halb Deutschland und suchen sich andere Länder und Märkte. Digitale Angebote besser integrieren Konzepte von Krankenkassen, Medizin- produktherstellern und Pharmaunterneh- men zu Online-Diensten für Patienten sind zu begrüßen, reichen aber nicht aus. Zudem werden sie zu langsam in die Ver- sorgung integriert und sind häufi g nicht mit anderen existierenden IT-Lösungen kompatibel. Der Druck wird weiter zuneh- men: Patienten lernen schnell, Internet und Apps für sich zu nutzen, Start-ups ent- wickeln ständig effi zientere und neuer- dings klinisch geprüfte digitale Therapie- lösungen. Während das digitalisierte Gesund- heitssystem in Nachbarländern wächst, ist sich die deutsche Politik der Bedeutung dieser Bewegung noch nicht bewusst. (cid:81) ZUM AUTOR Dr. Alexander Schachinger ist Geschäfts- führer der EPatient RSD GmbH, Berlin.

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