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GoingPublic Life Sciences 1/17 - Quo vadis?

Der deutsche digitale Gesundheitsmarkt – Hürden und Chancen

Finanzierung Quo vadis? Der deutsche digitale Gesundheitsmarkt – Hürden und Chancen Der vereinfachte und schnellere Zugang zu Informationen, verbesserte Infrastrukturen und neue Kommunikationswege führen zu veränderten Bedürfnissen und Anforderungen der Menschen und somit auch zu neuen potenziellen Geschäftsmodellen – auch in der Gesundheitswirtschaft. Und doch scheitern in Deutschland viele Unternehmen der digitalen Gesundheitswirtschaft am heimischen Marktzugang. Von Jared Sebhatu D ie wohl größte Besonderheit des deutschen Gesundheitssystems ist der stark eingeschränkte Zugang zu medizinischen Daten. Die hierzulande geschichtlich bedingte „German Angst“ vor Datenmissbrauch und -manipulation führt zu einer stark emotionalisierten Debatte, deren Folge ein schwer zu durch- blickender Dschungel aus landes-, bundes- und europaspezifi schen Regularien und Gesetzen ist. Die „German Angst“ vor Datenmissbrauch und -manipulation führt zu einer stark emotionalisierten Debatte. Somit werden die Möglichkeiten zur Entwicklung patientenspezifi scher Diagnose- und Therapieempfehlungen perspektivisch von den in die Gesundheitswirtschaft drän- genden amerikanischen Technologieunter- nehmen übernommen. Es besteht die Gefahr, dass das enorme volkswirtschaft- liche Potenzial von über 12 Mrd. EUR teil- weise den Akteuren im Ausland überlassen wird, so wie es auch in anderen technolo- gieorientierten Branchen bereits gesche- hen ist beziehungsweise unaufhaltsam scheint. Strohhalm als Geschäftsmodell? Ein weiteres wesentliches Innovations- hemmnis auf dem deutschen Gesund- heitsmarkt ist die Defi nition funktionie- render Geschäftsmodelle. Es existiert, Stand heute, keine einzige digitale Anwen- dung in der gesamten deutschen Regel- versorgung, also die Verschreibung und Vergütung des Produktes durch alle gesetzlichen Krankenversicherungen. Der hierfür notwendige zeitliche und mone- täre Aufwand ist so hoch, dass die eher ressourcenschwachen Unternehmen das nicht abzuschätzende Risiko scheuen. So bleibt aussichtsreichen Geschäftsmodellen eigentlich nur der Weg über den Selbst- zahlermarkt und die Kooperation mit Krankenkassen über sogenannte Selektiv- verträge. Der stärker werdende Wunsch nach alternativen Therapie- und Behandlungs- formen führte in den vergangenen Jahren zu einem Gesamtvolumen des Selbstzah- lermarktes in Deutschland von aktuell über 1 Mrd. EUR. Eine bemerkenswerte Summe, die sich aber relativiert, sobald man diese mit dem Volumen des ameri- kanischen „Out-of-Pocket-Gesundheits- marktes“ von über 300 Mrd. EUR ver- gleicht. Aus Sicht der Patienten stellt dieser Vergleich ein Qualitätsmerkmal des deutschen Gesundheitssystems dar, da die Leistungen der gesetzlichen Kranken- versicherung unsere Versorgung umfas- send sicherstellen. Dieser Anspruch der Bevölkerung jedoch dazu, dass eigentlich nur Innovationen in medizi- nisch unterversorgten Bereichen eine Chance haben, von einem relevanten Anteil der Betroffenen genutzt zu werden. führt 54 ls 01-2017 „Digitale Transformation“ Das Volumen des ame- rikanischen digitalen Gesundheitsmarktes ist bereits jetzt sechsmal so groß wie hierzulande. Ähnliches gilt auch für die Kooperation mit Krankenkassen im Rahmen eines Selektivvertrages. Erfahrungen zeigen, dass vor allem für unerfahrene Unterneh- men die Verhandlungen mit den Kranken- kassen einen hohen zeitlichen Aufwand mit sich bringen. Das Ergebnis ist ein oft regional beschränktes Pilotprojekt, wel- ZUM AUTOR Jared Sebhatu ist Program Director für den German Accelerator Life Sciences in Deutschland. In dieser Rolle verantwor- tet er die Sichtung der deutschen Life- Science-Start-up-Szene und ist erster Ansprechpartner für strategische Partner und Stakeholder vor Ort.

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