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Plattform Life Sciences 2/2017 - Milliardenmoleküle

Welchen Horizont benötigen Investoren und Anleger?

Kapitalmarkt & Investment Milliardenmoleküle Welchen Horizont benötigen Investoren und Anleger? Besseres Wirkprofi l, individuell zugeschnittene Therapien, hohe Preissetzungsmacht: Wie Medikamentenentwickler trotz des steigenden Sparzwangs in der Gesundheitsversorgung neue Megaseller auf den Markt bringen. Von Stefan Riedel F ür den neuen Hoffnungsträger der beiden Biotechfi rmen Biogen und Ionis Pharma ist es ein Traumstart ins Jahr 2017: Ein gemeinsam entwickeltes Heilmittel gegen Spinale Muskelatrophie hat im ersten Quartal nach der Zulassung in den USA weitaus höhere Umsätze erzielt als erwartet. Spinraza ist das erste Medika- ment, das grünes Licht für die Behandlung dieser durch einen Gendefekt ausgelösten Krankheit erhielt. Sie zeigt sich nach der Geburt mit dem fortschreitenden Abbau der motorischen Zellen im Rückenmark. Das Nervenleiden, das bei einem von 25.000 Neugeborenen auftritt, führt in seiner extremen Ausprägung nach zwei Lebensjahren zum Tod durch Erschlaffen der Atemmuskulatur. Innovationsprämie für Spinraza Und die Chancen stehen gut, dass Spinraza bald auch auf die europäischen Märkte kommt. Am 22. April sprach sich das zuständige Fachgremium der Behörde EMA für die Zulassung aus. Dazu präsen- tierte Biogen anlässlich seines Zahlen- werks für das Auftaktquartal positive Ergebnisse aus einer zulassungsrelevan- ten klinischen Studie, in der Spinraza als Therapie gegen zwei weitere Subtypen der Krankheit getestet wurde. Exzellente Aus- sichten also für das Biotechschwer gewicht Biogen und für den Newcomer Ionis, denn Spinraza hat seinen Preis. Die per Injektion verabreichte Arznei kostet 125.000 USD pro Behandlungseinheit. Das macht 750.000 USD im ersten und 375.000 USD im zweiten Jahr – pro Patient wohlgemerkt. Dieser hohe Listenpreis veranlasste die großen US- Versicherer dazu, die Kosten meistens nur für den schwerwiegendsten Krankheits- typ abzudecken. Zudem verlangten sie nach den ersten Dosen den Nachweis von Fortschritten im Krankheitsverlauf. Das Beispiel Spinraza zeigt aber auch, dass die Krankenkassen und Versicherun- Abb. 1: Umsatz der Top-5-Blockbsuter-Krebsmedikament in 2016 7,5 Mrd. USD 6,7 Mrd. USD 6,5 Mrd. USD 5,3 Mrd. USD 4,7 Mrd. USD Rituxan (Roche) Avastin (Roche) Herceptin (Roche) Imbruvica (Johnson&Johnson) Gleevec (Novartis) Quelle: Eigene Recherche, Unternehmensangaben gen auch in Zeiten des wachsenden Kos- tendrucks weiterhin bereit sind, hohe Innovationsprämien für neue Heilmittel zu zahlen. Immer vorausgesetzt, es handelt sich um Krankheiten, für die es bislang nur unzureichende oder gar keine Thera- pien gibt. Dazu zählen die meisten Krebs- arten, Erkrankungen des Nervensystems wie Alzheimer oder erblich bedingte seltene Erkrankungen wie Spinale Muskelatrophie. Schwieriger wird es dagegen für neue Heil- mittel für chronische „Volkskrankheiten“ wie Diabetes, Bluthochdruck oder Rheuma. Hier ist bereits eine Vielzahl von Medika- menten verfügbar. Was für klinische Kan- didaten bedeutet, dass sie einen künftig höheren Preis durch eine bessere Wirk- samkeit und Verträglichkeit in noch grö- ßeren Patientengruppen dokumentieren müssen. Lukrative Orphan Diseases Dabei unterstützt das regulatorische Umfeld neue Therapieansätze. So kommen Medikamente gegen lebensbedrohliche Erkrankungen, für die bisher keine oder nur unzureichende Behandlungsmethoden existieren, in den Vorzug eines beschleu- nigten Zulassungsverfahrens. In den USA sichert der 1983 verabschiedete Orphan Drug Act über sieben Jahre einen exklusiven Marktzugang für neue Heilmittel gegen Krankheiten, die jährlich im Schnitt bei weniger als 200.000 Personen diagnosti- ziert werden. Außerdem wird die Hälfte der klinischen Kosten steuerlich erstattet. In Europa liegt die entsprechende Schwelle bei unter 230.000 neuen Patienten. Die Entwicklung der Heilmittel gegen diese Orphan Diseases ist ein Spiegelbild der Medikamentenentwicklung in den ver- gangenen zwei Jahrzehnten. Bestanden die neuen Produkte zunächst aus Antikör- pern und Proteinen, stehen jetzt immer mehr Gen- und Zelltherapien vor dem Durchbruch. Krebsmedikamente erzielen dabei die höchsten Umsätze (siehe Abb. 1). „Die Medikamentenentwicklung bei Orphan Diseases als Ganzes steht für die Erfolgs- geschichte Biotech, wenn man sich vor Augen hält, dass sieben der zehn Medika- mente mit den höchsten Umsätzen aus den Laboren von Biotechunternehmen stammen und Orphan Drugs sind“, erläutert Christian Lach, Portfolio Manager bei Bellevue Adamant. 46 ls 02-2017 „Personalisierte Medizin“

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