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Plattform Life Sciences 2/2017 - Editorial

Es menschelt überall

Editorial Editorial Es menschelt überall Holger Garbs, Redakteur Life Sciences Liebe Leserinnen und Leser, im Oktober vergangenen Jahres haben chinesische Forscher erstmals einen Menschen behandelt, dessen Gene mit dem Verfahren CRISPR/Cas9 behandelt wurden. Wie Fachmedien berichteten, wurde der an aggressivem Lungenkrebs erkrankte Patient mit eigenen T-Zellen behandelt, aus deren Genom die Forscher zuvor das Gen für das Protein PD-1 entnommen hatten. Ist es also soweit? Ist die personalisierte Medizin quasi an ihrem Ursprung ange- kommen, im menschlichen Gen? Vor einigen Jahren tauchte CRISPR/Cas9 erstmals im Rahmen der agrarwissenschaft- lichen, der „grünen“ Biotechnologie auf. Schon damals war Experten klar, dass diese umstrittene Technologie nicht vor dem Menschen Halt machen würde. Die Frage war nur: Wer würde sich zuerst trauen? Nun haben sich die Chinesen vorgewagt. Noch immer besteht die größte Gefahr dieses Verfahrens darin, die menschliche DNA an der falschen Stelle zu durchtrennen (und später wieder zusammenzusetzen). Und die Vorstellung, einzelne, quasi missliebige Gene durch andere zu ersetzen, treibt Ethikern und Moralaposteln den Schweiß auf die Stirn. Doch wo soll man die Grenzen bei der Erforschung und Durchführung des CRISPR/ Cas9-Verfahrens ziehen? Schon relativ früh, und damit vielleicht verhindern, dass schwer oder nahezu unheilbare Krankheiten wie Krebs oder AIDS endgültig zu besiegen sind? Oder erst dann, wenn sich Eltern, vor allem jene, die sich die teure Behandlung leisten können, nur noch blonde, blauäugige, überaus intelligente und heterosexuell veranlagte Kinder wünschen? Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Und so sollten wir die Möglichkeiten der Medizin von morgen schon heute annehmen und nutzen. Wir sollten nicht über den Sinn und Unsinn von Impfungen diskutieren. Wir sollten uns vielmehr im Klaren darüber sein, dass wir uns in den kommenden Jahren mit tiefgreifenden moralischen Fragen auseinandersetzen werden. Und wir sollten uns die großen Chancen vor Augen halten, die uns die personalisierte Medizin bietet. Nicht nur in Bezug auf CRISPR/Cas9. Einige dieser Chancen fi nden Sie auf den folgenden Seiten unserer aktuellen Ausgabe „Personalisierte Medizin“. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen 02-2017 „Personalisierte Medizin“ ls 3

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