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Plattform Life Sciences 2/2017 - Körpereigene Tumorkiller

Zielgenauere Wirkung, bessere Heilungschancen – wie die Immun therapie die personalisierte Medizin in der Krebsforschung revolutioniert

Märkte & Technologien Körpereigene Tumorkiller Zielgenauere Wirkung, bessere Heilungschancen – wie die Immun therapie die personalisierte Medizin in der Krebsforschung revolutioniert Vom medizinischen Ziel, Krebs in eine chronische oder gar heilbare Erkrankung umzuwandeln, ist die Medikamentenentwicklung noch weit entfernt. Das wissenschaftliche Verständnis für die Auslöser von Tumorwachstum hat sich in den vergangenen Jahren allerdings deutlich verbessert. Dank neuer Diagnoseverfahren wie Biomarker können die genetischen Mutationen der Krankheitsbilder identifi ziert werden. Auf diesen Erkenntnissen bauen Therapieansätze auf, die das körpereigene Immunsystem zum Angriff auf die Tumorzellen aktivieren. Von Stefan Riedel D en Anfang machten die sogenann- ten Checkpoint-Inhibitoren. Diese Substanzen schalten genau die Moleküle aus, welche es den Krebszellen ermöglichen, sich der Entdeckung durch Immunsystem zu entziehen. Der das Pharma konzern Bristol-Myers Squibb (BMS) brachte 2011 mit Yervoy zur Behandlung von schwarzem Hautkrebs das erste immunonkologische Heilmittel auf den Markt, gefolgt von Opdivo im Juli 2014. Während die Erlöse mit Yervoy wegen der mit der Behandlung verbundenen Überreaktionen des Immunsystems wieder rückläufi g sind, entwickelt sich Opdivo zu einem Megaseller. Für das Produkt, das 2016 3,8 Mrd. USD einspielte, erwarten Analystenschätzungen 2020 jährliche Spitzen- umsätze (Peak Sales) von bis zu 8 Mrd. USD. Für Keytruda, einen Checkpoint-Inhibitor des US-Pharmagiganten Merck, liegen die Peak-Sales-Schätzungen bei 5 Mrd. USD. Bei allen Produkten handelt es sich um Inhibitoren, welche die Proteine PD-L1 oder PD-1 blockieren, die sich auf der Ober fl äche der T-Zellen befi nden. Auf Milliardenumsätze zielt auch ein neuer therapeutischer Ansatz ab. Dabei werden die T-Zellen auf die direkte Zerstö- rung der Tumoren ausgerichtet. Entschei- dend ist hier, die Immunzellen auf Antigene, also geeignete Angriffspunkte der Tumor- zellen, zu programmieren. Bei der Chimeri- schen Antigen Rezeptor Therapie, kurz: CAR-T, werden den Patienten aus dem Blut T-Zellen entnommen, im Labor genetisch verändert, vermehrt und dann wieder per Infusion verabreicht. Die „aufgeladenen“ Immunzellen erkennen dann die Tumor- zellen und greifen diese an. Dieser Ansatz m o c . a i l o t o F – e k z t a m r e d © : n o i t a r t s u l l I kommt vor allem für Patienten in Frage, bei denen herkömmliche Behandlungen nicht mehr anschlagen. Biotechs als Pioniere Anders als bei den Checkpoint-Inhibito- ren, wo bislang Pharmakonzerne den Ton angaben, glänzen hier Biotechs als Pioniere. Juno Therapeutics, Kite Pharma und blue- bird Biotech sind hier an erster Stelle zu nennen. Die französische Biotechfi rma Cellectis greift nicht auf körpereigene, sondern auf fremde T-Zellen zurück. Diese erkennen das Antigen CD19, einen typi- schen Oberfl ächenmarker etwa bei Akuter Lymphatischer Leukämie (ALL), und be- kämpfen die Tumorzellen. Am weitesten fortgeschritten ist jedoch Kite Pharma mit Axi-Cel zur Behandlung von Non-Hodgkin- Lymphoma. Manche Patienten waren nach den klinischen Studien mit der CAR-T- Therapie völlig vom Krebs befreit. Die US- Zulassungsbehörde FDA hat dem Produkt den Status eines bevorzugten Zulassungs- verfahrens eingeräumt, eine Entscheidung wird bis Ende 2017 erwartet. Gleichzeitig zeigt der klinische Fehlschlag bei Juno Therapeutics die Risiken von CAR-T. Bei dessen Kandidaten JCAR015 musste die zulassungsrelevante Studie in einer Leukämieart nach einigen Todesfällen ab- gebrochen werden. Problematik bei CAR-T Das Hauptproblem von CAR-T besteht darin, dass die veränderten T-Zellen das Immunsystem zu sehr anregen können. Dadurch kann es zum Zytokin-Frei- setzungssyndrom kommen, bei dem sich die T-Zellen auch gegen natürliche B-Lymphozyten richten. Diese Immun- zellen produzieren Antikörper, die den 20 ls 02-2017 „Personalisierte Medizin“

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