„Das Narrativ in Deutschland von der negativen Börse, gerne unter Hinweis auf die Telekom, stimmt einfach nicht. Wir müssen dieses Narrativ ändern.“ Caroline von Linsingen, Deutsche Börse, setzte den Ton der Konferenz. Eine Zusammenfassung. Von Stefan Preuß
Vor vielen Jahrzehnten gab es einen Erfolgsfilm von Woody Allen mit dem zugegeben etwas sperrigen Titel: „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“. Vielen Unternehmern mag es im Zusammenhang mit der Börse ähnlich gehen. Regulatorik, Kosten, Veränderung, Berichterstattung und Transparenz – Fragen über Fragen, die Berührungsängste auslösen. Während der „Being Public Conference – ‚Börsennotiz schafft Werte‘“ gab es eine Fülle von Antworten. Fast schon zu greifen war ein besonderer Spirit: Ja, an der Börse wird nicht geklingelt und es können Entwicklungen auch mal in die falsche Richtung laufen. Aber in Summe bietet der Markt der Märkte so viele Möglichkeiten, dass die Chancen deutlich überwiegen.
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Positives Narrativ aufbauen

Das sei alles andere als Selbstzweck betonte 


Sexy wie Pichelsteiner Eintopf


Alzchem: Beispiel für direkten volkswirtschaftlichen Nutzen
Cornelius Simons stellte mit der Alzchem Group AG einen Wert aus dem Bereich der Spezialchemie vor, der als ehemaliger Teil von Evonik ohne Kapitalmarkt und Börsengang in der heutigen Form nicht existieren würde. Mehr noch: Der Erhalt des Unternehmens zahlt sich für die Volkswirtschaft aus, da ansonsten kritische Substanzen kaum beschafft werden könnten und Wertschöpfungsketten zahlloser Unternehmen unterbrochen worden wären. Konkret geht es um Spezialsubstanzen für PCR-Tests, Airbags, Diabetes-Medikamente oder Treibsätze für Artilleriemunition. Simons stellte fest, dass Alzchem dem Kapitalmarkt auch aktuell zahlreiche Vorteile verdankt, etwa die Möglichkeit des Aktienrückkaufs zur Initiierung eines Mitarbeiterbeteiligungsprogramms, den Einsatz von Aktien als Akquisitionswährung, und nicht zuletzt die positive Öffentlichkeitswirkung des „Say on Climate“-Beschlusses der Hauptversammlung 2023, der breites Medienecho ausgelöst habe.
Wachstumsstory: Deutsche Rohstoff AG
Zu den grundlegenden Aufgaben der Börse gehört es, Kapital für Wachstum zur Verfügung zu stellen. Wie man es genau macht zeigte Thomas Gutschlag auf. „Mit der Deutsche Rohstoff AG haben wir das volle Instrumentarium des Kapitalmarktes genutzt.“ Nach dem IPO 2010 folgten Barkapitalerhöhungen, eine Sachkapitalerhöhung, es wurden Anleihen und eine Wandelanleihe begeben. Klares Fazit: „Die Rohstoff AG würde in keinem Fall die Stärke besitzen und in der Position sein, in der wir jetzt sind, wenn es den funktionierenden Kapitalmarkt nicht gegeben hätte.“ Gutschlag hob besonders die Geschwindigkeit hervor. Man sei eben nicht nur nicht von Banken oder Großinvestoren abhängig, was oft gleichbedeutend mit langwierigen Verhandlungen und Prüfungen einhergeht, sondern könne schnell handeln.

Weiterhin Haupteigentümer – nur liquider

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In Panels zur Zukunft der Hauptversammlung, Reportingtrends und Kapitalmarktrecht arbeiteten die Panelisten heraus, dass Unternehmen, die einen Börsengang in Erwägung ziehen, durchaus mit neuen regulatorischen Herausforderungen konfrontiert würden. Letztlich, so Mirko Sickinger, Heuking, könne man feststellen: „Der derzeitige Regulierungsrahmen steht einer Notierung nicht im Weg.“ Markus Mayer, Baader Bank, zeigte sich insgesamt optimistisch. Er erwartet hierzulande in den kommenden fünf Jahren wieder mehr Börsengänge, weniger IPO-Hopping in die USA und die Renaissance der Börse als finanzierendes Vehikel für Wachstum.
Fazit
Being Public ist aus einer Vielzahl an Gründen sexy. Die Intention der Konferenz, die Akteure am Kapitalmarkt anzustoßen und die frohe Botschaft ins Land zu tragen, ist gelungen. Besonders deutlich wurde dabei, was auch das Motto der Veranstaltung zum Ausdruck bringt: „Börsennotiz schafft Werte“: Zahlreiche Praxisbeispiele zeigten, welchen konkreten Beitrag der Kapitalmarkt zur Unternehmensentwicklung, zur Innovationsfähigkeit und letztlich zum volkswirtschaftlichen Nutzen leisten kann.
Hoffen wir, dass die Anregung von Markus Rieger auf fruchtbaren Boden fällt: „Nehmen Sie bitte die Erfolgsstories mit nach außen, um zu zeigen, dass Kapitalmarkt wirkt.“
Autor/Autorin

Stefan Preuß
Stefan Preuß arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Redakteur im Kapitalmarktumfeld. Der gelernte Tageszeitungsredakteur sammelte zudem Erfahrung als Investor Relations Manager. Der Redaktion der GoingPublic Media AG gehört er als ständiger Mitarbeiter mit den Schwerpunktthemen IPOs, Vermögensanlage und Nachfolgelösungen an. Er betreut als Redaktionsleiter die jährlichen Spezialausgaben "Mitarbeiterbeteiligung" sowie "M&A Insurance".







