Bildnachweis: Yggdrasil SPAC 1 AG, www.pixabay.com.

Yggdrasil

GoingPublic: OK, es gibt gewisse Vorteile eines Reverse IPOs gegenüber einem normalen Börsengang. Aber wurde das nicht auch von SPACs behauptet? In den vergangenen Jahren sind mehrere Hundert Gesellschaften über einen SPAC an die Börse gegangen und die Erfolgsbilanz ist – vorsichtig gesagt – durchwachsen. Was ist bei einer Mantelgesellschaft anders?

Werner Weiß: Nun, ein SPAC unterliegt einer sehr strengen Regulatorik, die ja bereits in den 1990er Jahren von der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC geschaffen wurde. Die Nachfrage nach SPACs ist immer dann am größten, wenn normale IPOs nicht machbar sind. So war es in den Jahren 2002/2003 nach dem Platzen der New-Economy-Blase und eben auch in den vergangenen beiden Jahren. In Europa wurde diese Regulatorik adaptiert und meist mit Luxemburger Gesellschaftsrecht umgesetzt.

Der wesentliche Nachteil besteht m. E. im Kündigungsrecht der SPAC-Aktionäre, d. h. nach der Einbringung einer Gesellschaft haben die Aktionäre ein Kündigungsrecht, das es Ihnen ermöglicht, das eingesetzte Geld zurückzubekommen. Natürlich dient das dem (berechtigten) Anlegerschutz. Für die gesamte Struktur ist das jedoch ein Lotteriespiel, da während des Prozesses unklar ist, wie viele der SPAC-Aktionäre auch Aktionäre der neuen Gesellschaft bleiben.

GoingPublic: Und vielleicht noch zur Erläuterung: Der Begriff SPAC steckt ja in der Yggdrasil SPAC 1 AG drin. Warum haben Sie diese Firmierung gewählt, obwohl Yggdrasil eine klassische Mantelgesellschaft ist und kein SPAC?

Werner Weiß Ja, im Nachhinein war diese Firmierung vielleicht nicht ganz glücklich gewählt. Die Intention dahinter war, dass man vom Sprachgebrauch her mit dem Begriff SPAC als einer börsennotierten Mantelgesellschaft eher mehr anfangen kann als z. B. mit der Firmierung „xy-Mantelgesellschaft“.

GoingPublic: OK, Ihre Mantelgesellschaft ist also bereits an der Börse und Sie sind auf der Suche nach einer geeigneten Zielgesellschaft. Wie würden Sie denn eine mögliche Zielgesellschaft eingrenzen?

Werner Weiß: Für die Börsenreife gelten im Prinzip die gleichen Kriterien wie für einen normalen Börsengang, nur eben deutlich entspannter. Neben einem funktionierenden Rechnungswesen sollte das Management der Zielgesellschaft eine klare und ambitionierte Wachstumsstrategie haben. Ich würde die wichtigsten Kriterien so beschreiben: Einen Umsatz in der Größenordnung von mindestens 20 Mio. EUR, ein jährliches Wachstum von mindestens 20% und einen positiven Cashflow.

GoingPublic: Warum ist Ihnen ein positiver Cashflow besonders wichtig?

Werner Weiß: Sehen Sie, ich halte nicht besonders viel von gehypten Themen, die oft völlig „overfunded“ sind, aber noch nie Geld verdient haben. Ein Reverse IPO ist natürlich auch ohne das Kriterium eines positiven Cashflows möglich, aber mir sind gewachsene Strukturen und profitables Wachstum lieber.