Ist die Distributed-Ledger-Technologie marktreif?

Betrachten wir nur die Formen des Crowdfunding, die der Unternehmens- und Projektfinanzierung dienen, so stoßen wir auf die Anfänge der sog. Distributed-Ledger-Technologie, die heute allgemein Blockchain genannt wird – obwohl im engeren Sinn nicht korrekt. Es geht im Wesentlichen um Sicherheitsaspekte wie eine Authentifizierung der Akteure sowie die Dokumentation von Besitzverhältnissen und Transaktionen.

Oder formell ausgedrückt: Durch Aktualisieren der Verbindung zwischen ID und Asset mittels Distributed Ledger ist die Eigentumsübertragung irreversibel und für andere Händler sichtbar, wodurch signalisiert ist, dass das Objekt nun jemand anderem zugewiesen ist. Soweit die Theorie.

So gelten Distributed Ledger als fälschungssicher, da es kein zentrales Register gibt, das anfällig für Manipulationen wäre, sondern ein geschlossenes Register, das dezentral bei allen Beteiligten geführt wird und Änderungen erst abbildet, nachdem sie verifiziert wurden. Theoretisch allerdings nur sicher, da es Hackern immer wieder gelingt, zuletzt Ende Januar, große Beträge in Kryptowährungen zu entwenden. Bei Mt.Gox waren es 480 Mio. USD, und jetzt, wiederum in Japan bei Coincheck, weitere 530 Mio. USD. Nicht eben berühmte „Peanuts“.

Die potenziellen Anwendungen der Distributed-Ledger-Technologie sind reichhaltig, weshalb Banken, Börsen und Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen engagiert und involviert sind. Chronologisch betrachtet führte die Peer-to-Peer-Philosophie des Crowdfunding zu der Schaffung zahlreicher technologischer Entwicklungen und Spezialisierungen, die schon seit einiger Zeit kollektiv als Fintech bezeichnet werden, darunter Insurtech, Proptech, Regtech und eben auch Cryptotech. Darunter fallen auch die zuletzt so beliebten Kryptowährungen.

Warum heißen Bitcoin, Ripple & Co. eigentlich Kryptowährungen? Weil sie ursprünglich aus der Verschlüsselungstechnologie, der Kryptografie, entstanden. So kann der Bitcoin, zumindest theoretisch, nicht beliebig vermehrt werden, sondern ist beschränkt auf maximal 21 Mio. Einheiten. Gegenwärtig sind knapp unter 17 Mio. Einheiten im Umlauf. Praktisch ist das Argument der Endlichkeit jedoch Humbug, da durch sogenanntes „forking“, also Gabelungen, aus dem vermeintlich endlichen Bitcoin bereits mindestens drei weitere Kryptowährungen hervorgingen: Bitcoin Cash, Bitcoin Gold und Litecoin.

Blockchainvisionen und -realitäten

Ein ganz gewichtiger Punkt, der zu der mittlerweile geradezu enthusiastischen Blockchain-Euphorie der Finanzbranche beiträgt, ist der Kostenaspekt. Wurde das Phänomen Crowdfunding am Anfang von der Hochfinanz weitgehend ignoriert und sogar belächelt, so ist das Konkurrenzdenken inzwischen einer breiten Adoption der diversen Finanztechnologien gewichen. JP Morgan zeigt in einer aktuellen Untersuchung auf, wie der Einsatz von Distributed Ledgers im Asset-Management signifikante Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen herbeiführen könnte – keine ganz so schlechte Nachricht für die Finanzindustrie.

Börsen experimentieren bereits mit dem „kontrollierten“ Einsatz von Distributed Ledgers. Erste Unternehmen wie Daimler und Telefónica Deutschland haben Schuldscheindarlehen via Blockchain begeben. Ein Zitat aus der gemeinsamen Pressemitteilung von Daimler und LBBW zeigt die Konturen der erträumten zukünftigen Einsatzbereiche: „Blockchain kann Auswirkungen auf nahezu die gesamte Wertschöpfungskette haben. […] Wir wollen branchenübergreifende Blockchainstandards mitgestalten – und zwar auf allen uns wichtigen Anwendungsgebieten: Kundenbeziehungen, Handel und Vertrieb, Lieferanten-Management, digitale Services und Finanzdienstleistungen“, konstatiert Daimlers Treasurer Kurt Schäfer.

Theorie & Praxis

So weit, so gut. Doch wie kam es dann zu Bitcoin und den über tausend anderen Kryptowährungen, die zumindest in den vergangenen Monaten aufgrund des Preisanstiegs und der extremen Volatilität für mehr Schlagzeilen sorgten als zuvor Fintech allgemein oder Blockchainthemen?

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