Vom Going zum Being Public
Für das Magazin stellte sich mit dem Einschlafen des IPO-Marktes natürlich die Frage, wie es weitergehen sollte. Die Zeiten waren schwierig, Aufgeben war aber nicht das Ding des inzwischen fünf Jahre alten und keineswegs mehr ganz unerfahrenen „Knaben“. Bei zunächst deutlich reduziertem Heftumfang kam es vielmehr zu einer Verschiebung der Inhalte: weg vom reinen Going Public hin zum (auch) Being Public. Dies beinhaltete unter anderem regelmäßige Branchen- und Sektorreporte, denen sich GoingPublic nicht nur in diversen Sonderheften und Beilagen immer wieder annahm. Hinzu kamen klassische Kapitalmarkt- und Investor-Relations-Themen, und auch die Behandlung rechtlicher Fragen und kapitalmarktrelevanter Gesetzesinitiativen nahm nun zu. Mangels tatsächlicher IPOs wurde die Serie „Börsenkandidaten von einst“ ins Leben gerufen. Vollständig verloren gehen sollte der Bezug zum Namen des Magazins ja schließlich auch nicht. Der „Rote Teil“ des Heftes (Privatanlegerteil) wurde zum Magazinteil „Smart Investor“. Die Ausgründung folgte im Mai 2004. Insgesamt fand in dieser Phase der Konsolidierung eine stärkere Ausrichtung auf institutionelle Leser statt. Ohne die gelungene Zellteilung hätte das Magazin wohl nicht einmal die Hälfte seines jetzigen Alters erreicht und wäre damit nicht älter als ein durchschnittliches Wildkaninchen geworden.

 

2005: Es geht aufwärts!
Nach der Nullnummer 2003 entschieden sich im Folgejahr auch nur fünf Gesellschaften für ein Initial Public Offering, unter ihnen die Postbank. Andere Gesellschaften, wie ATU, Grohe oder Tank & Rast, hielten sich diese Option im Rahmen eines Dual-Track-Verfahrens zwar bis zum Ende offen, entschieden sich dann aber doch für einen Weiterverkauf. 2005 fanden immerhin wieder 22 IPOs statt. Zu den Topperformern zählten mit Conergy, ErSol und Q-Cells drei Unternehmen der Branche, die am deutschen Kapitalmarkt aktuell mit den größten Problemen zu kämpfen hat. Schon fast an alte Zeiten erinnerte das Jahr 2006, in dem 76 Gesellschaften ihr IPO feierten. Weitere 131 Unternehmen führten reine Listings oder sehr kleine Emissionen (unter 5 Mio. Euro) durch. Zu diesen Gesellschaften zählte übrigens auch die GoingPublic Media AG, die unter Begleitung der VEM Aktienbank an den Open Market ging. Zum einen wurden die Anteile der Aktionäre damit einfach handelbar. Zum anderen steht es einem Verlag, der sich im Wesentlichen mit Going- und Being-Public-Themen befasst, aber auch grundsätzlich gut zu Gesicht, sich seinerseits dem Kapitalmarkt und seinen Publizitätsanforderungen zu stellen. Neu ins Magazin aufgenommen wurde 2006 die Serie „Hidden Champions – Unternehmen, die sich der Kapitalmarkt wünscht“. Hauptdarsteller des inzwischen 70. Teils dieser Serie ist im aktuellen Heft die ESG Edelmetall Service GmbH & Co KG.

 

Lehman, SPACs und König Fußball
Auch 2007, also zum 10-jährigen Jubiläum des GoingPublic Magazins, ließ sich bezüglich der Anzahl der durchgeführten IPOs mit 44 und einem Volumen von 7,3 Mrd. Euro noch recht passabel an. Gleichwohl waren die Vorboten der heraufziehenden Krise(n) an den Kapitalmärkten bereits spürbar. So betrug die volumengewichtete Performance aller IPOs des Jahres negative 7%. Im Jahr 2008, dem Jahr der Lehman-Pleite, lag der entsprechende Wert, der sich aus lediglich fünf reinrassigen Börsengängen ermittelte, sogar bei -41%. Symptomatisch für dieses Jahr war der (Nicht-)Börsengang der Deutschen Bahn, bei dem nach vielem Hin und Her die Signale unmittelbar vor Verlassen des Bahnhofs schließlich auf Rot blieben. Mangels klassischer IPOs begann die Suche nach anderen Möglichkeiten der Eigenkapitalbeschaffung nebst entsprechender Vermarktung. Fündig wurde man unter anderem bei den Special Purpose Acquisition Companies (Sonderbeilage 10/2008). Den von verschiedenen Seiten prognostizierten Durchbruch schafften SPACs hierzulande allerdings bis heute nicht. Zumindest zeitweise deutlich besser erging es der Solartechnologie, der im August 2008 erstmals eine Sonderbeilage – übrigens mit Vorwort vom damaligen Bundesumweltminister Sigmar Gabriel – gewidmet wurde. Bei Fußballfans und -experten dürfte die Ausgabe 4/2008 („Fußball & Kapitalmarkt“) auf besonderes Interesse gestoßen sein. Mit Sonderbeilagen zu diesem Thema und nicht zuletzt dem Tipp-Kalender zur Fußball-EM 2012 wurden GoingPublic-Leser auch in den Folgejahren immer mal wieder dazu animiert, das Runde, sprich den Kopf, in das Eckige zu stecken.

 

Nach-Lehman-Ära
Welche Auswirkungen der größte Insolvenzfall der US-Geschichte haben würde, ließ sich erst im Laufe des Jahres 2009 so richtig abschätzen. Für den IPO-Markt hatte diese Pleite jedenfalls das vollständige Austrocknen zur Folge: Ganze drei Unternehmen realisierten ihre Börsenpläne und beglückten die Zeichner bis zum Jahresende mit Verlusten von 43%. Interessanterweise lagen die IPO-Titel des Vorjahres Ende 2009 volumengewichtet gut 90% im Plus. Zurückzuführen war dies allerdings ausschließlich auf SMA Solar Technology, das mit Abstand erfolgreichste IPO dieser Zeit. An Listings herrschte zwischen 2007 und 2009 dagegen kein Mangel: 329. Unter ihnen befanden sich allerdings unzählige Titel, die entweder bereits als Pennystock gelistet wurden oder innerhalb kürzester Zeit zu einem solchen mutierten. Besondere Themenschwerpunkte des Jahres waren unter anderem Familienunternehmen (11/2009), deren börsennotierte Vertreter seit Anfang 2010 in einer eigenen Serie Monat für Monat unter die Lupe genommen werden, die Wachstumsmärkte China und Indien (8-9/2009) und natürlich der Rückblick auf die Lehman-Pleite, inklusive eines umfangreichen Vor-Ort-Interviews in New York mit Insolvenzverwalter Brian Marsal (10/2009). Ende 2009 erschien zudem der erste Kapitalmarktkalender. Die inzwischen umfangreiche Reihe der Sonderpublikationen wurde in diesem Jahr ausnahmsweise nicht erweitert. Dazu kam es mit „Cleantech 2010“ erst wieder im Folgejahr. Inzwischen im dritten Jahr erschienen, dient die Sonderausgabe als jährliches Nachschlagewerk rund um Technologietrends, Unternehmensfinanzierung und Investmentperspektiven in den „sauberen Technologien“.