Selbst wenn kurzfristig ein Anbieter den Betrag von 5 Mrd. EUR in nur ein Musterportfolio erhalten sollte, ist das vergleichbar mit einem aktiven Portfoliomanager, der einen Betrag in dieser Größenordnung in einem Fonds verwaltet. Dies hat bisher auch keine Marktverwerfung ausgelöst, zumal es diverse Fonds in dieser Größenordnung gibt.

Einzig der Umstand, dass die Mehrheit der Robo-Adviser-ETFs als Anlageuniversum nutzt, ist ein auf Sicht belastbares Argument, was aber mehr auf die Problematik aktives versus passives Investieren hinweist – für das Robo Advisor kaum grundsätzlich verantwortlich gemacht werden können. Wenn Robo Advisor helfen können, den weiterhin sehr hohen Anteil aktiver Fonds, die ihre Benchmark nicht schlagen, zu reduzieren, wäre dies schon als Erfolg zu werten, zumal einige Robo Advisor inzwischen weiter gehen und statt ETFs Aktienbaskets bzw. ausgewählte aktive Fonds in ihrer Vermögensverwaltung einsetzen. Dies verringert die Abhängigkeit von ETFs.

Die Rolle künstlicher Intelligenz

Artificial Intelligence (AI) steht auch im Investmentbereich ante portas und dürfte in einigen Jahren zum Standard in der (digitalen) Kundenberatung gehören (Stichwort Chatbots). Mit besonders großem Interesse dürfte verfolgt werden, wie die Ergebnisse der Anbieter aussehen, die künstliche Intelligenz auch in ihrem Investmentprozess einsetzen und damit einen vollautomatisierten Vermögensverwaltungsprozess darstellbar machen. Diese Entwicklung befindet sich noch im Frühstadium. Erste Ansätze in diese Richtung sind sichtbar, müssen sich aber in den nächsten Jahren erst noch beweisen.

Fazit

Robo Adviser bieten die Gelegenheit, insbesondere Nichtanleger digital an die Börse heranzuführen und ihnen damit für eine eigenverantwortliche Altersvorsorge zu sensibilisieren. Ob dies gelingt, wird stark davon abhängen, ob es die Anbieter verstehen, die Themen Vorsorge und Risiko sachgerecht, aber gut konsumierbar im Rahmen von „financial education“ digital geeignet zu transportieren.

Demgegenüber steht das Risiko, dass zu wenig unterschiedliche Algorithmen mit zu viel Volumen ähnliche Anlageentscheidungen zu gleicher Zeit treffen, was negative Auswirkungen auf die Märkte in Form von hoher Volatilität etc. haben könnte.

Angesichts der bisher niedrigen Volumina im Bereich Robo Advice erscheint dieses Risiko derzeit vernachlässigbar. Sobald die ersten Marktteilnehmer über einen mehrjährigen Track Record verfügen, der mit ausreichend Volumen hinterlegt ist, bietet es sich für die Aufsichtsbehörden an, diese Daten zu analysieren und auf mögliche Schwachstellen zu durchleuchten. Die größten und geeignetsten Datensamples dürften hier zunächst in den USA verfügbar werden.

Der Autor Michael Mellinghoff ist Managing Director bei TechFluence in London/Frankfurt und Senior Advisor des FinTech Forums.

Der Artikel erschien zuerst in der Februar/März-Ausgabe des GoingPublic Magazins.

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