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Im Zuge des allgemeinen Aktionärs-Booms 2020 ist auch die Zahl der Mitarbeiteraktionäre deutlich gestiegen. Um aus dieser Entwicklung jedoch langfristig einen Trend zu machen, braucht es weitere Unterstützung der Politik. Argumentationshilfe bietet dabei auch das aktualisierte Rendite-Dreieck Mitarbeiteraktien, das zeigt, dass sich Mitarbeiteraktien lohnen.

Ein Boom an Aktionären

Im Vergleich zum Vorjahr fanden im Corona-Jahr 2020 fast drei Millionen mehr Aktiensparerinnen und -sparer den Weg an die Börse. Das sind beinahe so viele Menschen wie zuletzt um die Jahrtausendwende. Knapp 12,4 Millionen Bürger waren damit im letzten Jahr am Aktienmarkt investiert, wie wir in unseren Aktionärszahlen ermittelt haben.

Vor allem die Jugend entdeckte die Börse für sich. Fast 600.000 junge Erwachsene unter 30 Jahren wagten sich auf das Börsenparkett – eine Steigerung von fast 70% im Vergleich zu 2019. Das ist der mit Abstand stärkste Anstieg aller von uns untersuchten Altersgruppen. Die Gründe für das Erwachen einer neuen „Generation Aktie“ sind vielfältig: Attraktive Smartphone-Apps, gepaart mit Neugier, frei gewordener Zeit im Lockdown sowie günstige Einstiegskurse im Frühjahr haben ihren Teil zum Aktionärs-Boom beigetragen.

Auch die Zahl der Mitarbeiteraktionäre hat einen gewaltigen Sprung gemacht. Waren 2019 rund eine Million Anleger in Aktien des eigenen Unternehmens investiert, waren es 2020 1,6 Millionen – ein Plus von 60%. Dies entspricht in etwa dem letzten Höchststand.

Das Rendite-Dreieck zeigt die Vorteile von Mitarbeiteraktien

Die Attraktivität von Mitarbeiteraktien, die sich offensichtlich mehr und mehr herumspricht, spiegelt sich im Rendite-Dreieck Mitarbeiteraktien wider. Mit seiner Hilfe lassen sich die Vorteile eines Mitarbeiterbeteiligungsprogramms schnell und einfach berechnen. Es umfasst die Wertentwicklung aller Unternehmen des DAX, MDAX, SDAX und TecDAX und erlaubt mit den relevanten Parametern verschiedene Entwicklungen zu simulieren. Darüber hinaus erfolgt im Online-Tool die Berechnung „nach Steuern“, das heißt der steuer- und abgabenfreie Betrag und die Kapitalertragsbesteuerung nach dem Ausschöpfen des Sparerfreibetrags werden berücksichtigt.

Dass Mitarbeiteraktien durchaus lukrativ sind, verdeutlicht das nachfolgende Rendite-Dreieck Mitarbeiteraktien für den DAX, bei dem ein Share-Matching-Plan mit einem Verhältnis von 3:1 zugrunde gelegt wurde. Bei diesem erwirbt der Mitarbeiter drei Aktien und erhält nach einer Haltefrist von drei Jahren eine weitere kostenlos vom Unternehmen dazu. Darüber hinaus wird ein Sparplan von jährlich 1.200 EUR sowie der aktuell (noch) geltende steuer- und abgabenfreier Betrag von jährlich 360 EUR unterstellt.

Abb.: Entwicklung der jährlichen Rendite eines durchschnittlichen Mitarbeiterbeteiligungsplans am Beispiel des DAX-Index in Prozent, 1996 bis 2020, Quelle: hkp///group und Deutsches Aktieninstitut

Das Rendite-Dreieck zeigt das hohe Ertragspotenzial von Mitarbeiteraktien. Auch wird deutlich, dass die vom Unternehmen gewährten kostenlosen Aktien wesentlich dazu beitragen, dass Mitarbeiteraktien-Investments schneller in den grünen Bereich positiver Erträge vorstoßen. Bereits nach sechs Jahren Haltedauer wäre ein Portfolio aus Mitarbeiteraktien aller DAX-Unternehmen immer im Plus gewesen – selbst nach Steuern.

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Natürlich ist die Anlage in einen fiktiven Korb aus Mitarbeiteraktien aller DAX-Unternehmen für den einzelnen Mitarbeiter nicht möglich. Er oder sie kauft immer nur Mitarbeiteraktien eines Unternehmens. Aber auch dann lässt sich die Bilanz sehen:

• 97% aller beispielhaft berechneten Investments in Mitarbeiteraktien der
DAX-, MDAX- und SDAX-Unternehmen (1) erzielen nach zehn Jahre grundsätzlich eine positive Rendite.
• 87% der Mitarbeiteraktienpläne erzielen nach zehn Jahren eine Rendite von mindestens fünf% jährlich.
• Mehr als die Hälfte (55%) dieser Investments erwirtschaften sogar einen Profit von über elf% jährlich, das heißt, das Gesparte mehr als verdoppelt sich nach zehn Jahren.

Verdoppelung des Freibetrags erster Schritt in die richtige Richtung

Diese Berechnungen berücksichtigen noch nicht die Verdoppelung des steuer- und abgabenfreien Betrags von 360 EUR auf 720 EUR jährlich. Dieser wird voraussichtlich Mitte 2021 in Kraft treten. Bezogen auf alle Unternehmen des DAX, MDAX und SDAX führt diese Verdoppelung bei einem zehnjährigen Anlagehorizont zu einem Anstieg der Gesamtrendite von ca. 92% auf ca. 97%.

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Trotz der Anhebung des Freibetrags hinkt Deutschland mit Blick auf die Höhe der steuerlichen Förderung von Mitarbeiterkapitalbeteiligungen anderen Ländern hinterher. Dazu gehören beispielsweise Großbritannien mit einem Freibetrag in Höhe von 3.600 GBP (4.200 EUR) und Österreich mit bis zu 4.500 EUR. Das ist fatal, denn je höher der Freibetrag ist, desto großzügiger sind die Unternehmen bei den gewährten Rabatten bzw. der Überlassung zusätzlicher kostenloser Aktien. Je attraktiver die Konditionen des Programms, desto größer ist die Bereitschaft der Mitarbeiter, Aktien des eigenen Unternehmens zu erwerben. Der deutsche Gesetzgeber muss daher mehr Ambitionen zeigen und den Freibetrag auf mindestens 1.000 EUR jährlich anheben. Eine weitere Anhebung würde dazu beitragen, dass die Zahl der Mitarbeiteraktionäre in Deutschland nachhaltig steigt und mehr Menschen von der Aktienanlage profitieren.

Zum Autor:

Dr. Norbert Kuhn, DAI

Dr. Norbert Kuhn ist Leiter Unternehmensfinanzierung beim Deutschen Aktieninstitut. Dort befasst er sich mit Aktien als Finanzierungsinstrument, als Mitarbeiterkapitalbeteiligung, in der Altersvorsorge und der Bankberatung, oder den steuerlichen Rahmenbedingungen, die den Aktienbesitz fördern.

(1) Da die Unternehmen des TecDAX jeweils auch im DAX, MDAX oder SDAX enthalten sind, wurde der Technologie-Index bei dieser Berechnung nicht berücksichtigt.

Autor/Autorin

Dr. Norbert Kuhn

Dr. Norbert Kuhn ist stellvertretender Leiter im Fachbereich Kapitalmärkte und Leiter Unternehmensfinanzierung beim Deutschen Aktieninstitut.