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Der Hersteller von Brennstoffzellen könnte eine Spekulation darauf sein, dass die Gewinne im nächsten Jahr wieder zünden: Mit den heute veröffentlichten Geschäftszahlen für das dritte Quartal und die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres enttäuscht SFC Energy (DE0007568578) die Anleger. Die Aktie des im SDAX gelisteten Unternehmens verliert erneut deutlich und fällt auf ein Fünfjahrestief. Seit dem Jahreshoch hat sich der Börsenwert auf etwas mehr als 200 Mio. EUR halbiert. Zugleich macht die sich zuletzt verbesserte Auftragslage konkrete Hoffnung auf eine Trendwende in den nächsten Quartalen. Von Stefan Riedel

Das Geschäftsjahr 2025 ist für SFC Energy nach dem Höhenflug der letzten drei Jahre ein herber Dämpfer. Der Hersteller von Methanol- und Wasserstoff-Brennstoffzellen für die stationäre und mobile Stromerzeugung ist in den ersten neun Monaten beim Konzerngewinn in die roten Zahlen gerutscht. 1,2 Millionen EUR Verlust hatte das Unternehmen aus Brunnthal bei München zu verbuchen, nachdem vor einem Jahr noch 8,2 Mio. EUR Gewinn stand. Der bereinigte operative Gewinn auf EBITDA-Basis sackte von 18,2 auf 10,8 Mio. EUR ab und sorgte für einen drastischen Margenrückgang auf 10,5%.

Umsatzrückgang

SFC Energy AG ChartQuelle: stock3

Der Umsatz schrumpfte von 105,2 auf 102,7 Mio. EUR. Im Geschäftsbereich Clean Energy mit seinen Brennstoffzellen, der für 70% der Gesamterlöse steht, wirkten sich Vorstandschef Peter Podesser zufolge vor allem drei Faktoren negativ aus. Auf der Währungsseite waren es die negativen Wechselkursentwicklungen bei kanadischem Dollar, US-Dollar und indischer Rupie. Auf dem immer wichtigeren indischen Markt stocken im Defense-Bereich die staatlichen Beschaffungsprozesse. Darüber hinaus zeige sich insbesondere in den USA eine zurückhaltende Nachfrage bei Neukunden.

Den Jahresausblick für 2025 hat Podesser in Richtung unteres Ende der im Sommer deutlich gesenkten Prognosekorridore konkretisiert. 146,5 bis 161 Mio. EUR beim Umsatz und 13 bis 19 Mio. EUR beim bereinigten EBITDA sind hier die Zielvorgaben. Gut denkbar ist, dass die SFC Energy covernden Analysten ihre Gewinnschätzungen für 2025 und 2026 noch einmal leicht nach unten anpassen.

Verbesserte Auftragslage

Ob SFC Energy im dritten Quartal tatsächlich die Talsohle tatsächlich erreicht hat, lässt sich aktuell noch nicht verifizieren. In jedem Fall sollten Anleger die Entwicklung des operativen Geschäfts genau im Block behalten. Vorstandschef Podesser ist davon überzeugt, dass das Unternehmen im vierten Quartal wieder in den Wachstumsmodus zurückkehrt. Als Beleg verweist er auf die 34,6 Mio. EUR Auftragseingang im dritten Quartal, die eine gute Basis für wieder anziehende Geschäfte zum Jahresende legen. Diese Ambitionen stützt der von einem langjährigen, nicht namentlich genannten Kunden vor zwei Wochen erteilte Großauftrag für die Lieferung der EFOY Pro Brennstoffzellen im Wert von 7,5 Mio. EUR, unter anderem für mobile Überwachungssysteme.

Schafft es SFC Energy im nächsten Jahr, den Schalter wieder zu einem beschleunigten Gewinnwachstum umzulegen, hat die Aktie deutliches Aufholpotenzial. Als Unsicherheitsfaktoren bleiben Verzögerungen bei der Umsetzung der Klimapolitik wie auch bei staatlichen Auftragsvergaben wie zuletzt in Indien. Zugleich ist das Unternehmen finanziell stark aufgestellt, um die internationale Expansion voranzutreiben. Die Eigenkapitalquote liegt weiter bei strammen 73,5% und die Nettofinanzposition von 46 Mio. EUR gibt finanziellen Spielraum für Investitionen und Zukäufe in neuen Zielmärkten. Die hohen Investitionen in die firmeninterne IT-Infrastruktur, die noch auf das Ergebnis im ersten Halbjahr drückten, laufen inzwischen aus.

Internationale Expansion läuft

Strategisch setzt das Unternehmen immer stärker auf Nordamerika und Asien. Mit der neuen Produktionsstätte am US-Standort Salt Lake City verringert SFC Energy die Abhängigkeit von Importzöllen und Währungsrisiken. In Asien wiederum sichert sich das Unternehmen über den Einstieg mit einer Beteiligung von 15% an Oneberry Technologies den Zugang zu den KI-gestützten Sicherheitslösungen der Firma aus Singapur. Hier geht es darum, die Brennstoffzellentechnik von SFC Energy mit den „Security-as-a-Service“-Lösungen auf Abo-Basis zu einem gemeinsamen Produkt zu verknüpfen. Beide Unternehmen arbeiten seit 15 Jahren zusammen – was hohe Synergieeffekte erleichtert. Dazu hat SFC Energy bereits die Option für eine spätere Mehrheitsübernahme. Ein solcher Schritt würde die Expansion in die südostasiatischen Märkte vom Standort Singapur aus unterstützen.

Fazit

Schafft SFC Energy in den nächsten Monaten die Trendwende, bietet die Aktie einen enormen Kurshebel nach oben zurück in den Bereich über 20 EUR. Der Titel ist allerdings nur geeignet für Anleger, die auch bei höheren Kursschwankungen Nerven wie Drahtseile behalten. Der erste – wohlgemerkt hochspekulative – Aufbau von ersten Positionen empfiehlt sich, sobald sich bei der Aktie eine charttechnische Bodenbildung gefestigt hat.

Autor/Autorin

Stefan Riedel
Finanzredakteur at Büro für Kommunikation

Stefan Riedel ist in den internationalen Finanzmärkten unterwegs. Seit 20 Jahren schreibt der passionierte Börsianer für die Plattformen und Publikationen von GoingPublic Media, unter anderem GoingPublic und die Plattform Life Sciences.