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Wellington Partners investiert seit 1998 in Start-ups mit innovativen Lösungen in den Bereichen Therapeutika, Medizintechnik, Diagnostik und Digital Health. Von Urs Moesenfechtel

Plattform Life Sciences: Herr Dr. Strohmenger, wie differenzieren Sie gegenüber anderen deutschen, europäischen VCs, gerade hinsichtlich der Investmentstrategie und Auswahl der Portfoliounternehmen?

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Dr. Rainer Strohmenger, Managing Partner, Wellington Partners. Copyright: www.wellington-partners.com

Dr. Strohmenger: Wir investieren breit in innovative Produktentwicklungen in den Bereichen Therapeutika, Medizintechnik, Diagnostik und Digital Health. Unser Team besitzt exzellentes wissenschaftliches, klinisches und Produktentwicklungs-Know-how. Bisher haben wir in ca. 60 Life-Sciences-Start-ups investiert und eine zweistellige Zahl innovativer Produkte erfolgreich bis zur Markteinführung begleitet. Mehr als zehn Millionen Patienten weltweit haben bis heute davon profitiert. Unser Netzwerk umfasst viele der erfolgreichsten Branchenexperten in den unterschiedlichsten Disziplinen. Ein besonderer Schwerpunkt unserer Kompetenz liegt in der Expansion unserer Portfoliofirmen in den USA und der Initiierung strategischer Kooperationen.

Wie schätzen Sie die aktuelle Entwicklung des deutschen VC-Markts ein, insbesondere im Life-Sciences-Sektor, und welche Rolle spielt Wellington Partners dabei?

Der deutsche VC-Markt durchlebt eine schwierige Marktphase mit deutlicher Investorenzurückhaltung und geringer IPO-Aktivität. Leider haben die jüngsten Maßnahmen der US-Regierung hinsichtlich der Preisregulierung von Medikamenten weitere Unsicherheit geschaffen. Die Bundesregierung bekennt sich jedoch zur Förderung medizinischer Innovationen und will Venture Capital stärken. Neben einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für Start-ups sind steuerliche Anreize für private und institutionelle Investoren notwendig. Wir sind dazu gemeinsam mit den Branchenvereinigungen in direktem Austausch mit der Politik. Wellington Partners verhält sich in dieser Marktphase antizyklisch und glaubt an das Potenzial der KI-unterstützten Wissenschaft und Forschung. Mit unserem aktuellen Fonds haben wir in den letzten zwölf Monaten überdurchschnittlich viele Neuinvestments – sechs – getätigt.

Welche technologischen Life Sciences-Trends und -Innovationsfelder halten Sie für besonders vielversprechend?

Wir beobachten dramatische wissenschaftliche Fortschritte, getrieben durch neue technologische Verfahren und Datenanalyse mittels KI. Dies wird zu einem grundlegend besseren Krankheitsverständnis führen und Produktentwicklungen beschleunigen. Daher sehen wir in KI einen neuen Investitionsschwerpunkt. Mit Investments wie Definiens (jetzt AstraZeneca / MedImmune), AMBOSS, Aignostics, nyra health, Sidekick und Aktiia (jetzt Hilo) haben wir frühzeitig eine Vorreiterrolle in diesem Gebiet eingenommen. Parallel sehen wir aussichtsreiche Entwicklungen in Drug Delivery, Theranostics, Companion Apps und Medikamenten-Device-Kombinationen. Durch unsere breite Kompetenz sind wir ideal positioniert, um von diesen Möglichkeiten zu profitieren.

Dieser Artikel ist in der aktuellen Plattform Life Sciences-Ausgabe 1/25 „Investoren in Life Sciences“ erschienen, die sie hier als E-Magazin downloaden können.


Können Sie Beispiele dafür nennen, wie Wellington Partners Unternehmen über die finanzielle Beteiligung hinaus unterstützt?

Wir agieren immer als Lead- oder Co-Lead Investor und sind auf Aufsichtsratsebene aktiv in alle strategischen Diskussionen eingebunden. Gründerteams erhalten durch uns auch direkten Zugang zu unserem weltweiten Netzwerk aus Klinikern, Entwicklungs-, Produktions-, Business-Development-, Market-Access-, IP-, Rechts-, Zulassungs-,Software/AI-, IPO- und M&A-Transaktionsexperten. Dadurch wird ihre Suche nach entsprechenden Kompetenzen deutlich einfacher.

Wie planen Sie, Ihre Fondsstrategie in den kommenden Jahren anzupassen, um führend im Life-Sciences-Wagniskapital zu bleiben?

Wir planen eine Ausweitung unseres Fondsangebots mit Spezialangeboten für institutionelle und private Investoren, die höchste Wertentwicklungen ideal abdecken. KI, Wachstumsfinanzierung und internationale Expansion spielen dabei eine herausragende Rolle. Dabei fokussieren wir uns weiterhin auf Deutschland und das übrige Europa. Das Ziel hohe „unmet medical needs“ zu adressieren bleibt, ergänzt um mehr Prävention. Wir werden auch weiterhin sehr antizyklisch investieren, gerade jetzt.

Herr Dr. Strohmenger, herzlichen Dank für das interessante Gespräch.

Das Interview führte Urs Moesenfechtel.

Autor/Autorin

Redaktionsleiter Plattform Life Sciences at  | Website

Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.