Bildnachweis: AdobeStock_malp, stock3.com, SFC Energy AG.
Mit seinen kräftigen Kursgewinnen zählte SFC Energy (DE000A0BL849) in den letzten Wochen zu den Highlights im SDAX. Gefragt sind die Brennstoffzellen des Unternehmens aus dem Münchner Umland bei zivilen wie auch militärischen Anwendungen. Die Geschäftszahlen für das erste Quartal haben der Aktie deutliche Verluste beschert. Das langfristige Aufwärtspotenzial für das Unternehmen wie auch für die Aktie mit ihrem aktuellen Börsenwert von 400 Mio. EUR bleibt weiter überaus spannend. Von Stefan Riedel
Steigende Umsätze und Gewinne, neue Partnerschaften und ein Aktienkurs auf dem Höhenflug – für die Aktionäre von SFC Energy kannte der Weg im Börsenjahr 2025 bislang nur eine Richtung, und zwar nach oben. Die Geschäftszahlen für das erste Quartal haben dieser Euphorie einen Dämpfer versetzt, zumindest auf den ersten Blick. An der Börse verliert die Aktie als erste Reaktion mehr als 10%, verringert diese Verluste aber dann am Nachmittag, weil erste Anleger die gedrückten Kurse zum Einstieg nutzen.
Messlatte Vorjahresquartal
Der Hersteller von Wasserstoff- und Methanol-Brennstoffzellen für die stationäre und mobile Hybrid-Stromversorgung hat im Zeitraum Januar bis März 38,6 Mio. EUR Umsatz erzielt. Im Vorjahresvergleich ist das ein Rückgang um 3,6%. Überraschend kommt dieses Minus insofern nicht, weil SFC Energy im Vorjahr bei Umsatz und Ergebnis ein Großprojekt in Indien mit einem Volumen von mehr als 10 Mio. EUR in der Bilanz verbucht hatte.
Das um Sondereffekte bereinigte EBITDA verringerte sich infolgedessen von 9 auf 6,3 Mio. EUR. Damit schrumpfte die EBITDA-Marge von 22,5% auf 16,4%, übertraf aber weiter die 15,2% aus dem Geschäftsjahr 2024. Unter dem Strich ging der Konzerngewinn deutlich von 5,25 auf fast 2,3 Mio. EUR um mehr als die Hälfte zurück.
Jahresprognose bekräftigt
Die Bruttomarge hat SFC Energy bei 44,3% stabil gehalten. Und auch finanziell bleibt SFC Energy in überaus robuster Verfassung mit einer Eigenkapitalquote von 71,9% und einer Nettofinanzposition von 56,2 Mio. EUR. Beide Werte haben sich gegenüber dem Vorquartal kaum verändert. Zugleich hat SFC Energy seine bisherige Jahresprognose bestätigt. Der Umsatz soll im Gesamtjahr zwischen 160,6 und 180,9 Mio. EUR herauskommen. Gegenüber 2024 entspricht das optimistische Szenario einem Zuwachs von 25%. Noch mehr Zuwachs könnte es beim bereinigten operativen Ergebnis geben. Hier liegt der Zielkorridor bei 24,7 bis 28,2 Mio. EUR.
Um dieses Ziel zu erreichen, wird SFC Energy wieder mehr Aufträge an Land ziehen müssen wie zuletzt. Mit 17,8 Mio. EUR war der quartalsweise häufig schwankende Auftragseingang rückläufig. Der Auftragsbestand verringerte sich gegenüber dem Vorquartal von 104,6 auf 84,7 Mio. EUR.
Schlüsselmarkt USA
Vor allem auf dem US-Markt wird der Blick in den nächsten Quartalen liegen. Hier profitierte SFC Energy zuletzt auch von Vorzieheffekten vor dem Hintergrund der sich möglicherweise deutlich verschärfenden Zollpolitik. Finanzielle Auswirkungen auf das operative Ergebnis durch US-Zölle sieht Vorstandschef Peter Podesser in diesem Jahr bislang nicht. „Durch das Vorziehen von Lieferungen an Kunden und auf unser Lager haben wir bisher negative Auswirkungen vermeiden können. Zudem optimieren wir mit dem Aufbau eigener Fertigungskapazitäten in den USA unsere Lieferketten dauerhaft. Dieses Projekt haben wir bereits im vergangenen Jahr gestartet“, erläutert Podesser gegenüber Plattform Life Sciences.
Was bedeutet das in Zahlen?
„In der Gesamtbetrachtung gehen wir derzeit von einer Kostenbelastung von maximal ein bis zwei Millionen EUR aus, die zum Teil eingeplant waren und die wir darüber hinaus über Kostenreduktion und Preisanpassungen größtenteils kompensieren können.“ Die Ergebnisprognose für 2025, so das Fazit von Podesser, sei „aus heutiger Sicht“ nicht in Gefahr.
Steigendes Wachstumspotenzial für die Zukunft versprechen die militärischen Anwendungen und die öffentliche Sicherheit. In den NATO-Staaten sieht Firmenchef Podesser das Unternehmen mit Produkten wie EMILY 3000 technologisch bestens aufgestellt, um die hohen Standards der NATO Support and Procurement Agency (NSPA) zu erfüllen. Das auf Methanol-Brennstoff¬zellen basierend System kann Funkgeräte, Überwachungssysteme, Drohnenausrüstung, Sensoren und andere elektronische Geräte mit Strom versorgen, ohne dass der Motor des Fahrzeugs laufen muss.
Vor einer Woche hatte SFC Energy eine Zusammenarbeit mit der Polaris Government und Defense bekanntgegeben. Dabei geht es um die Installation von EMILY 300 als einsatzbereite und signaturarme Stromversorgungslösung in ein hochmobiles taktisches Fahrzeug, mit dem speziell die NATO und die mit ihnen verbündeten Verteidigungsorganisationen beliefert werden sollen. Nach den Worten von Podesser arbeitet SFC Energy hier konkret an weiteren Partnerschaften im Verteidigungssektor.
Attraktive Bewertung
Vor diesem Hintergrund hat SFC Energy weiterhin die besten Voraussetzungen, um seine Wachstumsziele in diesem Jahr umzusetzen. Dazu ist die Aktie mit einem 2026er-KGV von 22 günstig bewertet. Und auch der charttechnische Aufwärtstrend bleibt nach dem jüngsten Rücksetzer intakt. Die Aktie hatte bereits Anfang April als Reaktion auf die von US-Präsident Trump angekündigten globalen Importzölle rund ein Drittel an Börsenwert eingebüßt – um in den Wochen danach auf ein neues Jahreshoch zu laufen. Wer sich den Titel jetzt ins Depot legt, muss auch in Zukunft mit größeren Kursschwankungen klarkommen. Um mögliche Verluste zu begrenzen empfiehlt es sich einen relativ engen Stoppkurs bei 19,00 EUR zu setzen.
Fazit
Auf den ersten Blick suggerieren die kräftigen Kursverluste als erste Reaktion auf das Quartalsergebnis, dass SFC Energy mit einem enttäuschenden Auftaktquartal ins Geschäftsjahr 2025 gestartet ist. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Aktie seit Anfang April in der Spitze um 35% nach oben gelaufen ist. Es liegt also nahe, dass Investierte das Quartalsergebnis zu Gewinnmitnahmen nutzten. Dass der Auftragsbestand unter dem Vorjahresniveau herauskam, sollte angesichts der in einzelnen Quartalen auftretenden größeren Schwankungen noch kein Anlass zur Sorge sein. SFC Energy hat die bisherige Jahresprognose bestätigt. Schafft das Unternehmen in den nächsten zwei Jahren die von den Analystenschätzungen erwartete Gewinnverdoppelung auf mehr als 20 Mio. Euro, hat die Aktie mit einem 2026er-KGV von 22 bewertungstechnisch Luft bis in die Region um 32,00 Euro.
Autor/Autorin
Stefan Riedel
Stefan Riedel ist freier Autor bei GoingPublic Media und selbständiger Redakteur mit Schwerpunkt Finanzen und Wirtschaft.