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Für die Evotec (DE000A1EWVY8)-Aktie bedeuten die präsentierten Quartalszahlen einen herben Dämpfer, nachdem der Aufschwung der letzten Wochen den Börsenwert wieder auf über 1,3 Mrd. EUR geschoben hatte. Der Aktienkurs verringert zwar im Tagesverlauf die zum Handelsauftakt kräftigen Verluste. Aber auch nach der Analystenkonferenz am Dienstag Nachmittag bleiben offene Fragen, wie und wann Evotec die Trendwende schafft, die das TecDAX-Unternehmen vor einigen Wochen bei der Präsentation der Geschäftszahlen für 2024 angekündigt hatte. Von Stefan Riedel

 

Das hatten sich die meisten Investoren nach dem erst vor einigen Wochen vorgestellten neuen Strategieplan etwas anders vorgestellt. Evotec hat mit seinen Quartalszahlen enttäuschte Reaktionen an der Börse ausgelöst. Das auf die Wirkstoffsuche für Kooperationspartner aus der Pharma- und Biotechbranche spezialisierte Unternehmen verzeichnete im ersten Quartal schrumpfende Erlöse.

Sparten liefern gemischtes Bild

In Zahlen ausgedrückt sank der Konzernumsatz um 4% auf 200 Mio. EUR. Den Ausschlag dafür gab der Umsatzrückgang im Kerngeschäft Shared R&D, der die Auftragsforschung von Evotec beinhaltet. Der Umsatz sackte im Vorjahresvergleich um 9% auf 140,6 Mio. EUR ab. Inwieweit sich im Jahresverlauf eine Trendwende einstellt, ist noch nicht absehbar. Vorstandschef Christian Wojczewski geht aktuell davon aus, dass die Nachfrage für neue Projekte in der frühen Wirkstoffforschung „voraussichtlich auf dem Niveau von 2024 bleiben wird.“ Gut läuft es dagegen weiter in der Sparte Just – Evotec Biologics mit ihren Produktionsanlagen für biologische Substanzen. Hier kletterten die Erlöse um 11% auf 59,4 Mio. EUR.

Das bereinigte EBITDA sank von 7,8 auf 3,1 Mio. EUR. Zugleich vergrößerte sich der Konzernverlust von 21 auf 32 Mio. EUR. An den bisherigen Zielvorgaben für 2025 hält Wojczewski weiter fest. Evotec erwartet 840 bis 880 Mio. EUR Umsatz. Gegenüber den 797 Mio. EUR vom Vorjahr wäre das in jedem Fall eine Verbesserung. Beim bereinigten EBITDA will Evotec 30 bis 50 Mio. EUR herauskommen. Das ist ein weiter Zielkorridor und eine erhebliche Steigerung gegenüber den 22,6 Mio. EUR von 2024.

Kursentwicklung Evotec. Stand 7.5.25, 7:10 Uhr. Copyright: stock3.com
Kursentwicklung Evotec. Stand 6.5.25. Copyright: stock3.com

In der Summe bleiben für 2025 einige Fragezeichen. Bei der Wirkstoffsuche und präklinischen Entwicklung zusammen mit Vertragspartnern sind die erfolgsabhängigen Meilensteinzahlungen die zentrale Einnahmequelle. Im abgelaufenen Quartal verbuchte Evotec aus der Kooperation mit Bristol-Myers Squibb eine leistungsbezogene Zahlung von 75 Mio. USD. Konkret geht in diesem Projekt um den gezielten Proteinabbau bei krankheitsauslösenden Molekülen in bislang nicht behandelbaren Krankheiten.
Die Umsätze im Segment Just – Evotec Biologics steigen zwar, allerdings handelt es sich dabei zu einem Großteil um Entwicklungsumsätze aus der Partnerschaft mit Sandoz. Die zweite Produktionsanlage im französischen Toulouse befindet sich weiter im Aufbau. Damit die Margen nicht weiter schrumpfen, muss Evotec die steigenden Produktionskosten verringern. 172,7 Mio. EUR Umsatzkosten fielen im ersten Quartal 2025 an. Im Gesamtjahr 2024 lagen die Umsatzkosten pro Quartal bei 170 Mio. EUR.

(Noch) eine Hängepartie für Börsianer

Für die erwartete Trendwende müssen die Evotec-Aktionäre weiter Geduld mitbringen. In seinem neuen Strategieplan hat sich Evotec zum Ziel gesetzt, bis 2028 ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von 8 bis 12% zu erzielen und eine EBITDA-Marge von über 20% einzufahren. Das sind ambitionierte Ziele, die sich nur erreichen lassen, wenn Evotec neue große Deals an Land zieht. Ein Erfolg hängt auch wesentlich davon ab, wie überzeugend Evotec seine neuen Technologiefelder Automation und künstliche Intelligenz „verkauft.“ Um die Entwicklungszeiten zu beschleunigen, Forschungsprozesse zu optimieren und Kosten zu reduzieren, greifen Pharmakonzerne immer mehr auf KI-Anwendungen zurück.

Angesichts der zuletzt verhaltenen Geschäftsentwicklung sind solche Kooperationen ein wichtiger Kurstreiber für die Aktie. Aktuell ist Evotec ein Kandidat für die Watchlist: Vor neuen Engagements empfiehlt es sich, die Entwicklung des operativen Geschäfts in den nächsten Quartalen von der Seitenlinie zu beobachten.

Fazit

Mit dem heute präsentierten Zahlenwerk hat Evotec alle enttäuscht, die sich bereits im Auftaktquartal 2025 den Befreiungsschlag erhofft hatten. Und der Quartalsbericht bietet auch zu wenig konkrete Fakten, die Rückschlüsse auf eine Trendwende im operativen Geschäft zu lassen. Von der Rückkehr in die Gewinnzone in absehbarer Zeit ganz zu schweigen. Um die unveränderte Jahresprognose für 2025 zu erreichen, muss Evotec in den nächsten Quartalen ein deutlich beschleunigtes Umsatzwachstum hinlegen.

Autor/Autorin

Stefan Riedel
Freier Redakteur at Büro für Kommunikation

Stefan Riedel ist freier Autor bei GoingPublic Media und selbständiger Redakteur mit Schwerpunkt Finanzen und Wirtschaft.