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Die SFC Energy AG (ISIN DE0007568578) präsentierte am gestrigen 19.11. ihre Neun-Monats-Zahlen zum 30.9.. Die Gesellschaft (Börsenwert rund 300 Mio. EUR) hat im dritten Geschäftsquartal erneut geliefert und die Profitabilität weiter gesteigert. So kletterte der Umsatz um 10,3% auf 34,3 Mio. EUR. Noch besser sieht es beim bereinigten Gewinn auf EBITDA-Basis, der um 23,7% auf 5,7 Mio. EUR zulegte. Die entsprechende operative Marge verbesserte sich von 14,9% auf 16,8%. Dass der Konzerngewinn um 27% auf 2,3 Mio. EUR schrumpfte, ist dem Unternehmen zufolge dem nicht cash-relevanten Aktienoptionsprogramm für das Management geschuldet. Auf Neunmonatsbasis verzeichnete SFC Energy ein Gewinnplus von 34,5% auf mehr als 8,7 Mio. EUR. Nicht wirklich reagiert hat die Aktie, die weiter auf einem Niveau von 17,- EUR verharrt. Von: Stefan Riedel (IK*)
Auf etlichen Events wie dem Wacken Open Air, hat SFC Energy in diesem Jahr für eine reibungslose Stromversorgung gesorgt. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als führenden Anbieter von Wasserstoff- und Methanol-Brennstoffzellen für stationäre, portable und mobile Hybrid-Stromversorgungslösungen. Das Unternehmen sieht sich mit seinen Brennstoffzellen in zahlreichen Endmärkten sehr gut positioniert und erwartet für 2024 ein starkes Schlussquartal. Wie bei vielen deutschen Small Caps wollen dieser Tage die Kurse aber nicht richtig auf die guten Nachrichten reagieren.
Intakter Ausblick fürs Gesamtjahr 2024
Zu den Zahlen im einzelnen: Für das Gesamtjahr hält SFC Energy am bisherigen Zielkorridor für den Umsatz und das bereinigte EBITDA fest. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das 142 bis 145 Mio. EUR beim Konzernumsatz und 20 bis 21,5 Mio. EUR beim bereinigten EBITDA. Für das EBITDA bedeutet das rund ein Drittel über den 15,2 Mio. EUR vom Vorjahr.
Warum aber stagniert die Aktie?
Einige Anleger stoßen sich wohl daran, dass sich der Auftragseingang von 88 auf 98,8 Mio. EUR weniger stark verbessert hat als der Umsatz. Auf Neunmonatsbasis beläuft sich das Umsatzplus bei einem Gesamterlös von 105,2 Mio. EUR auf beeindruckende 19,5%. Im Zeitraum 2020 bis 2023 lag das durchschnittliche Umsatzwachstum in etwa doppelt so hoch.
Vorstandschef Peter Podesser erwartet im laufenden vierten Quartal „ein starkes Jahresendgeschäft“ in beiden Geschäftsbereichen. Im Geschäftsbereich Clean Energy, der für rund 70% der Gesamterlöse steht, sieht Podesser industrielle Anwendungen für Brennstoffzellen wie zivile Überwachungstechnik (CCTV Kameras) und die netzferne Energieversorgung in der Öl- und Gasindustrie sowie in den Bereichen Verteidigung und öffentliche Sicherheit als größte Wachstumstreiber. Mit seinen Wasserstoff- und Methanol-Brennstoffzellen zur stationären und mobilen Hybrid-Stromversorgung adressiert SFC Energy einen breiten Markt. Mess- und Frühwarnstationen oder Überwachungssysteme zählen ebenfalls zum Produktsortiment, aber auch die Notstromversorgung für Mobilfunkmasten, das Nachladen von Batterien in Reisemobilen oder Batterieladegeräte und tragbare Brennstoffzellen für das Militär.
US-Geschäft
Auf dem US-Markt, wo SFC Energy erst im Juni eine eigene Niederlassung für die Service- und Marketingaktivitäten vor Ort eröffnet hat, erwartet Podesser durch die neue US-Regierung keine negativen Auswirkungen für das operative Geschäft. „Wir sehen in den USA weiterhin eine dynamische Entwicklung, und zwar unabhängig von staatlichen Fördermaßnahmen. Unsere langlebigen und emissionsarmen Brennstoffzellenlösungen werden in Schlüsselbranchen eingesetzt, die auch im Fokus der neuen US-Administration stehen. Dazu zählen die Öl- und Gasindustrie, der Bergbau, aber auch die Bereiche öffentliche Sicherheit und Verteidigung.“
Durch die breite geografische Diversifikation ist SFC Energy in der Lage, temporäre Nachfrageflauten in einzelnen Regionen zu kompensieren. Während der Umsatz in Nordamerika von Januar bis September mit 39,6 Mio. EUR leicht schrumpfte, verzeichnete SFC Energy auf dem Heimatmarkt Deutschland ein sattes Plus von 42,3% auf fast 9,4 Mio. EUR. In Asien, wo SFC Energy eine Niederlassung in Indien hat, schnellte der Umsatz um 63,1% auf 17,4 Mio. EUR.
Fazit
SFC Energy ist mit seinen Brennstoffzellen auf Wasserstoff- und Direktmethanolbasis für stationäre und halb-stationäre Anwendungen international sehr gut positioniert und hat zum 30.9. wieder sehr gute Zahlen geliefert. Zudem ist wieder ein starkes Schlussquartal zu erwarten. Anders als der Großteil der reinen Wasserstoffspezialisten schreibt die Firma schwarze Zahlen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Geschäftsentwicklung nicht an einzelnen Großaufträgen hängt. Dementsprechend stabil sollten sich Umsatz und Gewinn auch in den nächsten Jahren entwickeln. Aus den Konsensschätzungen der fünf Analysten, die SFC Energy covern, ergibt sich für die Aktie ein 2025er-KGV von 20. Das ist eine moderate Bewertung für ein Unternehmen, das im nächsten Jahr den Analystenschätzungen zufolge beim Gewinn um rund 50% wachsen soll. Die Aktie bietet auf dem aktuellen Niveau einiges an Kursphantasie.
* Interessenskonflikt (IK): Der Autor hält selbst Aktien an der Gesellschaft.
Autor/Autorin
Stefan Riedel
Stefan Riedel ist freier Autor bei GoingPublic Media und selbständiger Redakteur mit Schwerpunkt Finanzen und Wirtschaft.