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Die deutsche Börsenlandschaft kann sich über ein neues Gesicht am Kapitalmarkt freuen: hGears, globaler Hersteller von Hochpräzisionsgetriebeteilen und -komponenten mit Fokus auf den E-Mobilitätsbereich, wagt den Sprung auf das Börsenparkett.
Für das IPO ist eine Preisspanne von 23 bis 31 EUR vorgesehen, woraus sich eine mögliche Marktkapitalisierung in einer Bandbreite von 239 bis 322 Mio. EUR ergibt.
Börsengang
hGears setzt seinen Börsengang wie geplant um und wird zukünftig an der Frankfurter Börse notieren. In der Spitze ist eine Bewertung von bis zu 322 Mio. EUR möglich. Dabei nutzt das Unternehmen den aktuellen Hype und die hervorragenden Perspektiven rund um den Trend der E-Mobilität (E-Bikes und Elektro- sowie Hybridfahrzeugen).
„Als einer der führenden Anbieter von Hochpräzisionsgetriebeteilen und -komponenten mit Schwerpunkt auf Produkten für E-Mobilität, sind wir stolz darauf, eine aktive Rolle bei der Mobilitätswende zu spielen“, äußert sich hGears-CEO Pierluca Sartorello im Rahmen der IPO-Ankündigung.
Die Aktien werden in den Regulierten Markt (Prime Standard) der Frankfurter Wertpapierbörse aufgenommen. Hauck & Aufhäuser als Sole Global Coordinator begleitet den Börsengang und ist zudem gemeinsam mit ABN AMRO (in Kooperation mit ODDO BHF SCA) als Joint Bookrunner mandatiert.
Die Zeichnungsfrist für die Anteilsscheine begann am 10. Mai und soll voraussichtlich bis zum 18. Mai andauern. Die Erstnotiz ist für den 21. Mai geplant. Die Aktien werden unter der ISIN DE000 A3CMGN 3 notieren.
Bei einer vollständigen Platzierung der Aktien ergibt sich ein möglicher Gesamterlös im Bereich von 153 bis 207 Mio. EUR. Im Rahmen des IPOs sollen 2,4 Mio. neu ausgegebene Inhaberaktien aus einer Kapitalerhöhung sowie 2,4 Mio. Inhaberaktien aus dem Bestand der Finatem III GmbH & Co. KG, der HPH Beteiligungs-UG und der M-H Herzog Beteiligungs-UG platziert werden. Zusätzlich werden bis zu 1 Mio. Inhaberaktien von Aktionären im Zuge einer Aufstockungsoption je nach Marktnachfrage sowie weitere bis zu 0,87 Mio. Inhaberaktien im Zuge einer Mehrzuteilungsoption platziert. Das Unternehmen rechnet mit einem ausreichenden großen Streubesitz (Freefloat) voraussichtlich zwischen 46 und 64% und einem dementsprechend liquiden Handel der Aktien.
Die 1958 gegründete hGears ist spezialisiert auf die Entwicklung und Fertigung von Komponenten in den Geschäftsbereichen E-Mobilität und E-Werkzeuge. Zudem fertigt das Unternehmen im Bereich „Konventionell“ unter anderem auch Präzisionsteile für Premium – und Luxusautos sowie Motorräder. Der Fokus liegt jedoch klar im Bereich des E-Antriebs (E-Mobilität und E-Tools), der 2020 beinahe 70% des Gesamtumsatzes ausmachte. Die funktionskritischen Präzisionsteile werden in Deutschland, Italien und China produziert.
hGears verfügt über namhafte Geschäftspartner wie unter anderem Bosch und Schaeffler aber auch bekannte Ausrüster wie Stihl, Makita oder Hilti. Die heutige hGears AG besteht aus der AG als Holding Company der Gruppe sowie den 100%igen Tochtergesellschaften Herzog GmbH mit Sitz in Schramberg, der mG miniGears S.p.A. mit Sitz in Padova, Italien, sowie der mG miniGears (Suzhou) Co. Ltd, mit Sitz in Suzhou, China.
Geschäftszahlen
hGears konnte das Geschäftsjahr 2020 mit einem Umsatz von 126,3 Mio. EUR abschließen. Dies entsprach einer deutlichen Steigerung von 59% gegenüber dem Vorjahr. Dabei wurde eine Bruttomarge von 57% erzielt, die bereinigte EBITDA-Marge erreichte 18%. Hieraus errechnet sich ein EBITDA von etwa 22,7 Mio. EUR im Jahr 2020. Die Free-Cashflow-Konversionsrate betrug 48%.
Mittelfristig hat es sich der Börsenneuling zum Ziel gesetzt, den Umsatz auf 250 Mio. EUR zu verdoppeln. Dabei soll alleine der Umsatz im Bereich E-Mobilität bis zu 150 Mio. EUR betragen und sich damit mehr als verdreifachen. Das Unternehmen setzt dabei auf sehr visible und somit gut planbare Umsätze.
Marktumfeld
Laut Unternehmensangaben enthielten bereits 2020 fast die Hälfte aller verkaufen E-Bikes in Europa Komponenten aus dem Hause hGears. Studien sagen dem Bereich weiterhin hohe jährliche Wachstumsraten („CAGR“) im zweistelligen Bereich voraus. hGears bezeichnet sich selbst als europäischen Marktführer für die Lieferung von Hochpräzisionsgetriebeteilen und -komponenten für E-Bikes. Darüber hinaus ermöglicht hGears seinen Kunden die Möglichkeit, Komponenten in Zusammenarbeit zu entwickeln, einem laut Unternehmen wesentlichen Unterscheidungsmerkmal für die Gewinnung von Projekten in neueren Märkten wie dem der E-Mobilität.
Mittelverwendung und Kapitalstruktur
Die angestrebten 61 Mio. EUR Nettoerlöse (bei einem unterstellten Platzierungspreis in der Mitte der Preisspanne) aus dem IPO sollen nach Unternehmensangaben primär zur Finanzierung des weiteren Wachstums speziell im Bereich der E-Mobilität verwendet werden. Hierzu zählen die Erhöhung von Produktionskapazitäten sowie Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten und darüber hinaus die teilweise Rückführung von Darlehen. hGears möchte die ehrgeizigen Wachstumsziele nach bisherigen Angaben rein organisch erreichen. Übernahmen stehen somit nicht auf der Agenda des Präzisionsherstellers.
Das Unternehmen aus Schramberg im Schwarzwald wird von CEO Pierluca Sartorello und CFO Daniel Basok geführt. Aus der erfolgreichen Fusion von miniGears SpA mit Herzog entstand die heutige hGears. Als ehemaliger CEO von miniGears leitet Saratorello nun den Börsenneuling hGears. Saratorello durchlief nach seinem abgeschlossenen Studium der internationalen Wirtschaft an der Universität von Padova, Italien, verschiedene Positionen bei Carraro, einem führenden Unternehmen im Bereich des Off-Highway-Marktes. In China verantwortete er drei Jahre die Leitung der dortigen Fabrik von miniGears. Nach der Ausgliederung von miniGears durch Carraro, entschied sich Saratorello der Firma als CEO anzuschließen.
Investmentcase
Ein Investment in hGears bietet Investoren die Möglichkeit, vom stark wachsenden Markt der E-Mobilität und einer verbrennungsfreien Zukunft der Mobilität zu profitieren. Diese Wachstumsaussichten haben ihren Preis. Selbst unter der Annahme eines Platzierungspreises in der unteren Hälfte der Preisspanne wäre hGears mit mehr als dem zweifachen Umsatzmultiple des vergangen Jahres bewertet. Doch es gilt: Wachstum hat an der Börse seinen Preis. Erreicht das Unternehmen seine hoch gesteckten Ziele von mittelfristig 250 Mio. EUR Umsatz und lassen sich die zuletzt gezeigten Wachstumsraten von annähernd 60% noch einige Jahre in etwa beibehalten, wäre hGears unter diesen Umständen nicht zu teuer bewertet.
Fazit
hGears ist in einem zukunftsträchtigen Marktumfeld aktiv und plant für die kommenden Jahre mit starkem Wachstum. Experten sagen dem Elektro- und Hybridfahrzeugmarkt in Europa von 2018 bis 2025 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von ca. 43% voraus. Insofern erscheint das aktuelle Marktumfeld für einen Börsengang geradezu ideal. Die bereits jetzt visiblen Umsatzerlöse sorgen in den kommenden Jahren für eine gute Planbarkeit. Das Ziel der Verdopplung des Umsatzes auf 250 Mio. EUR ist eine klare Ansage. Erreicht das Unternehmen die Ziele, ist hGears zum IPO nicht zu teuer. Auf Basis einer bereinigten EBITDA-Marge von 18% und einem daraus abgeleiteten bereinigten EBITDA von 22,7 Mio. EUR 2020 wäre der Börsenaspirant je nach Zuteilungspreis mit dem ca. 10-14-fachen des bereinigten EBITDA bewertet. Bei vergleichbaren Wachstumsraten wie bisher ließe die Bewertung noch Zuwächse in den kommenden Jahren zu, insbesondere da Unternehmen aus dem Bereich E-Mobilität unter Investoren in letzter Zeit überaus gefragt waren.
Direkt vor Erscheinen sagte MeinAuto seinen avisierten Börsengang ab. Die lapidare Begründung: die ‚derzeit ungünstigen Marktbedingungen für wachstumsstarke Unternehmen‘. Was dies für die anderen laufenden Zeichnungsfristen von SUSE und hGears bedeutet – ebenfalls wachstumsstarke Unternehmen –, ist schwer absehbar.
Fotos: @hGears
Yannick Barth
hGears Angebotsübersicht | Emissionsparameter |
ISIN / WKN | DE000 A3CMGN 3 |
Zeichnungsfrist | 10. – 18. Mai 2021 |
Erstnotiz | 21. Mai 2021 |
Emissionsspanne | 23 – 31 EUR |
MarketCap | 239 – 322 Mio. EUR |
Marktsegment | Prime Standard / Börse Frankfurt |
Emissionsvolumen | 153 – 207 Mio. EUR |
Joint Global Coordinator | Hauck & Aufhäuser, ABN AMRO (in Kooperation mit ODDO BHF SCA) |
Freefloat | 46 – 64 % |