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Viele Investoren beziehen Nachhaltigkeitsgesichtspunkte in ihre Entscheidungsfindung ein. Dafür ziehen sie häufig ESG-Ratings von Unternehmen heran – doch für die Unternehmen ist es gar nicht einfach zu verstehen, wie sie mit ihren ESG-Ratings umgehen sollen: Welche Ratings sind wirklich relevant? Wie viel Aufwand ist vertretbar? Und welche Best Practices helfen, die Anforderungen effizient zu erfüllen? Unsere aktuelle Studie gibt Einblicke in diese Fragen – und zeigt erste Lösungsansätze auf. Von Rebecca Weigl und Carmen Meixner

Insbesondere weltweit agierende ESG-Ratinganbieter wie MSCI, ISS und Sustainalytics stehen bei Investoren hoch im Kurs. Doch ein zentrales Problem bleibt: Jedes ESG-Rating nutzt eigene Kriterien, Methodiken und Gewichtungen. Unternehmen müssen sich mit sehr unterschiedlichen und teils widersprüchlichen Anforderungen auseinandersetzen und ihre Berichterstattung kontinuierlich anpassen. Dies führt nicht nur zu erheblichem Mehraufwand, sondern auch zu Unsicherheiten, welche Maßnahmen tatsächlich die gewünschte Wirkung erzielen.

Zusätzlich erschweren fehlende Transparenz und kaum standardisierte Bewertungsmethoden die Vergleichbarkeit. Während einige ESG-Ratingagenturen ausschließlich auf veröffentlichte Daten setzen, beziehen andere auch nicht-öffentliche Informationen ein. Kommunizieren Unternehmen nicht aktiv mit den Ratingagenturen, laufen sie deshalb Gefahr, schlechter bewertet zu werden – selbst wenn sie intern bereits sehr nachhaltig agieren.

Direkte Kommunikation mit den Ratingagenturen

Unternehmen bemängeln folglich, dass Bewertungen nicht nachvollziehbar sind und die Kommunikation mit den Ratingagenturen schwierig bleibt. Eine gezielte Strategie kann hier helfen: Klare Datenaufbereitung, direkte Kommunikation mit Analysten – falls möglich – und eine Fokussierung auf die wirklich relevanten ESG-Ratings sind entscheidende Erfolgsfaktoren. Unternehmen berichten, dass der direkte Dialog mit Ratingagenturen oftmals eine Verbesserung der Bewertung bewirken kann – sei es durch das Bereitstellen zusätzlicher Informationen oder durch das Aufzeigen von Fehlinterpretationen seitens der Analysten.

Best Practices: Was funktioniert wirklich?

Aus unserer ESG-Ratingstudie zeigt sich, dass sich im Umgang mit ESG-Ratingagenturen bereits wertvolle Best Practices entwickelt haben:

  • ESG-Themen sollten fest in die Investor Relations-Strategie integriert werden, um eine konsistente und transparente Kommunikation sicherzustellen.
  • Eine regelmäßige Überprüfung der Ratingkriterien hilft, auf Veränderungen frühzeitig zu reagieren und Optimierungspotenziale zu identifizieren.
  • Gezielte Datentransparenz erleichtert die Bewertung durch Analysten und reduziert das Risiko von Fehleinschätzungen.
  • Bestehende Daten sollten effizient genutzt werden, anstatt zusätzlichen Aufwand für neue Berichte zu generieren.
  • Die Fokussierung auf die relevantesten ESG-Ratings ermöglicht eine gezielte Optimierung und reduziert unnötigen Mehraufwand.

Die Ergebnisse unserer Studie richten sich sowohl an erfahrene als auch an neu einsteigende IR-Manager, die sich mit ESG-Ratings auseinandersetzen. Während Einsteiger eine fundierte Einführung in die Welt der ESG-Ratings und deren Funktionsweise erhalten, profitieren erfahrene IR-Manager von einer tiefergehenden Analyse aktueller Herausforderungen und Best Practices. Die Studie bietet praxisnahe Einblicke, wie andere Unternehmen mit ESG-Ratings umgehen, welche Strategien erfolgreich sind und welche Stolpersteine es zu vermeiden gilt.

 

So entsteht ein umfassendes Bild davon, wie ESG-Ratings effizient in die IR-Arbeit integriert werden können. Die vollständige Studie liefert detaillierte Einblicke in die ESG-Ratinglandschaft – und zeigt, wie Unternehmen erfolgreich navigieren können. Weitere Insights aus der Studie gibt es zudem auf der 4. DIRK-ESG-Tagung am 25. und 26. März 2025 in Frankfurt.

Fazit

Nachdem viele Unternehmen ihre ersten großen regulatorischen ESG-Hürden gemeistert haben, rücken ESG-Ratings wieder stärker in den Fokus. Selbst wenn die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) durch das Omnibusverfahren entschärft oder verschoben wird, passen große ESG-Ratingagenturen ihre Methodologien zunehmend an die ESRS-Vorgaben an. MSCI markiert Indikatoren nach CSRD-Entsprechung, S&P testet ein neues CSRD-Modul, und EcoVadis hat bereits viele Indikatoren angepasst. Damit wächst wieder der Druck auf Unternehmen, ESG-Daten bereitzustellen.

Autor/Autorin

Rebecca Weigl
Deputy Head of Investor Relations bei GEA GROUP AG und Vorstandsmitglied at  | Website

Rebecca Weigl ist seit 2014 im Investor Relations-Bereich bei der GEA Group AG in Düsseldorf tätig; seit 2022 als Deputy Head of Investor Relations. Zudem ist sie seit Oktober 2024 Vorstandsmitglied des DIRK – Deutscher Investor Relations Verband.

Carmen Meixner
Gründungspartnerin at  | Website

Carmen Meixner ist Gründungspartnerin der Unternehmensberatung Via Tomorrow Consulting GmbH. Ihr Fokus liegt auf den Bereichen Nachhaltigkeits- und ESG-Strategie sowie Datenanalyse. Zuvor arbeitete sie in der Strategieberatung und bei den Vereinten Nationen.