Bildnachweis: paul_craft – stock.adobe.com.

Autos fahren mit Strom statt Benzin, sie werden gemietet statt gekauft, sind intelligent vernetzt und können selbst fahren. Weil sich vor allem in den StĂ€dten bis 2030 vieles verĂ€ndern wird, mĂŒssen Unternehmen sich bereits heute auf die MobilitĂ€t der Zukunft umstellen. GoingPublic analysiert, wie sich Autos und Verkehr verĂ€ndern, wo ArbeitsplĂ€tze entstehen und wegfallen, welche Chancen fĂŒr etablierte Unternehmen und Start-ups am Kapitalmarkt bestehen.

Diesen und weitere Artikel finden Sie in der Ausgabe 03-2022 des GoingPublic Magazins – JETZT KOSTENFREI DOWNLOADEN!

Liebling der Anleger ist nach wie vor Elon Musk. Bis 2030 will der Elektroautopionier die ĂŒbrigen großen Player ĂŒberholen und mit Tesla 20 Mio. E-Autos absetzen. Daneben kĂ€mpfen neue Firmen mit innovativen Fahrzeugideen, vor allem um jĂŒngere Mobile. Sono Motors etwa will preiswerte Solarautos bauen und sammelte dazu im November 2021 Kapital an der Nasdaq ein. Das MĂŒnchner Unternehmen verdoppelte seinen Firmenwert auf 2 Mrd. EUR. Die erlösten rund 135 Mio. USD ermöglichen Vorstandschef Laurin Hahn zusĂ€tzliche Investitionen in die Serienproduktion. Sono hat das Kompaktauto Sion entwickelt, dessen Kunststoffkarosserie mit etwa 250 Solarzellen bestĂŒckt ist.

MobilitÀt in Zahlen

Neuer Börsenstar Rivian

Eine Woche zuvor feierte die US-Firma Rivian ihr BörsendebĂŒt. Mit einer Marktkapitalisierung von bis zu 150 Mrd. USD ĂŒberholte das Elektroauto-Start-up sogar VOLKSWAGEN als drittwertvollste Aktiengesellschaft der Autobranche. Mit Amazon hat Rivian einen Vertrag ĂŒber 100.000 elektrische Lieferwagen abgeschlossen, die Ende des Jahrzehnts fertig sein sollen. Im September 2022 haben auch Mercedes-Benz und Rivian angekĂŒndigt, zusammen Liefervans zu bauen. Der Deal hat fĂŒr beide Seiten Vorteile: Mercedes-Benz könnte Rivian helfen, Anfangsprobleme beim Autobau zu ĂŒberstehen, wĂ€hrend die Technologie des Start-ups fĂŒr die Deutschen nĂŒtzlich ist.

E-Mobility: vom Benzin zur Batterie

Klimakrise, LĂ€rmvermeidung und neue Technologien werden die MobilitĂ€t in den nĂ€chsten zehn Jahren radikal umgestalten. Sollte sich die EU durchsetzen mit dem Ziel, ab 2035 nurmehr emissionsfreie Wagen zum Verkehr zuzulassen – die Entscheidung des EU-Parlaments steht noch aus –, dĂŒrfte damit in Europa das Ende des Verbrenners besiegelt sein. DarĂŒber hinaus hat die COVID-19-Pandemie den Alltagsverkehr von Arbeitnehmern und BĂŒrgern verĂ€ndert und reduziert. Deutschland ist nun laut aktueller Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) zum Vorreiter bei der ElektromobilitĂ€t geworden. 2025 dĂŒrften bereits fast 40% der verkauften Autos batteriebetrieben sein, 2030 sogar schon zwei Drittel. „Das ist im internationalen Vergleich mit der höchste Wert“, lobt BCG-Experte Albert Waas. In drei Jahren werden in der EU 30% der neuen Autos rein batterieelektrisch (BEV) sein, in China 29% und in den USA 19%. „2028 werden reine Elektroautos der meistverkaufte Fahrzeugtyp weltweit sein“, erwartet Waas.

E-Mobility-Aktien aus verschiedenen Branchen – eine Auswahl. Zum VergrĂ¶ĂŸern bitte auf das Bild klicken. Quellen: stock3.com, onvista, Companiesmarketcap, Stand: 04.10.22

Den neuen Markt bespielen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen: die bisherigen Fahrzeughersteller weltweit, die mehrheitlich, vor allem auch wegen der ab 2025 schrittweise greifenden EU-CO2-Flottengrenzwertverordnung, ihre Produktion auf E-Mobile umstellen; neue Player, die allein oder auch im Verbund mit anderen schnellstmöglichst serienreife Fahrzeuge (weiter)entwickeln, sowie unterschiedlichste Unternehmen, die sich um die Infrastruktur fĂŒr die neuen MobilitĂ€tsanforderungen kĂŒmmern, dabei vorwiegend um Ladestationen und Batterien sowie den wichtigen Rohstoff Lithium, unverzichtbar fĂŒr die Erstellung der leistungsfĂ€higen Batterien, ohne die E-Mobility nicht funktioniert.

EngpÀsse könnten Entwicklung bremsen

Doch genau hier liegen auch die HĂŒrden fĂŒr den Durchbruch von Elektroautos. Es gibt EngpĂ€sse bei den Lieferketten, der Bau der Ladestationen kommt langsamer voran als gedacht, und auch der im Zuge der Pandemie verschĂ€rfte Chipmangel macht den Herstellern allesamt zu schaffen. „Die Nachfrage nach Lithium wird sich bis 2030 verachtfachen und Batterien wieder teurer werden lassen“, so BCG-Experte Waas. Das zweite Problem sind öffentliche LadesĂ€ulen fĂŒr Autofahrer, die keine Wallbox zu Hause oder am Arbeitsplatz haben. Die Ladeinfrastruktur kann mit dem rasanten Anstieg der E-Autos nicht mithalten, weltweit wird es laut BCG 2025 erst 6 Mio. öffentliche Ladepunkte geben. Rund 63.600 solcher LadesĂ€ulen befinden sich derzeit in Deutschland, 10.000 sind SchnellladesĂ€ulen. „Steigt das aktuelle Ausbautempo nicht, gibt es im Jahr 2030 nur rund 210.000 Ladepunkte und knapp 800.000 zu wenig“, kritisiert Andreas Rade vom Verband der Automobilindustrie.

Bird Construction Inc. – zum VergrĂ¶ĂŸern bitte auf das Bild klicken. Quelle: stock3.com

In Deutschland sind vor allem die großen Energieversorger wie E.ON, EnBW um den Ausbau der Ladeinfrastruktur bemĂŒht. Hinzu kommt auch das erst vor wenigen Jahren gegrĂŒndete Joint Venture IONITY der Autohersteller BMW, Ford, Mercedes, VOLKSWAGEN und Hyundai, das sich zum Ziel gesetzt hat, ein Ladenetzwerk entlang von Autobahnen und Hauptverkehrsachsen in 24 europĂ€ischen LĂ€ndern aufzubauen.

Ökobilanz von E-Autos umstritten

Politik und Hersteller setzen voll auf batteriebetriebene Autos als Alternative zum Verbrenner – ob der Umschwung zur ElektromobilitĂ€t der beste Weg ist und ausreichend, die TreibhausgasneutralitĂ€t bis 2045 zu erreichen, ist allerdings noch nicht sicher. Bisher sind Elektroautos nur lokal emissionsfrei und verlagern die Abgase auf die Stromproduktion. FĂŒr den Umstieg auf E-Autos ist deshalb eine zĂŒgige Energiewende notwendig. Der Trend zu immer grĂ¶ĂŸeren Batteriepacks fĂŒr mehr Reichweite belastet ebenfalls die Klimabilanz. Zudem könnten EngpĂ€sse bei der Batterieproduktion auftreten, wenn FörderstĂ€tten fĂŒr die Rohstoffe zu spĂ€t erschlossen werden. Nicht zuletzt fehlt noch ein Recyclingsystem fĂŒr die enormen Batteriemengen.

Tesla – zum VergrĂ¶ĂŸern bitte aus das Bild klicken. Quelle: stock3.com

Hart umkÀmpfter Markt bei E-Lkws

E-MobilitĂ€t hat auch die Lkw-Branche voll erfasst. Beim Wettrennen um kĂŒnftige Marktanteile kĂ€mpfen Autokonzerne, E-Auto-Hersteller wie Tesla und einige Neulinge. An der Börse sorgen die innovativen Unternehmen fĂŒr Furore und sammeln Milliarden an Kapital an. „Wer den Markt der Zukunft dominieren wird, ist derzeit noch völlig offen“, weiß Prof. Dr. Stefan Bratzel, Leiter des Center for Automotive Management (CAM). Neben neuen Playern wie Tesla und Nikola bieten auch Lkw-Hersteller wie Daimler, Volvo oder die TRATON-Tochter Scania Lastwagen mit Stromantrieb an. Daimler Trucks plant, einen batterietechnisch angetriebenen Lkw bis 2024 in Serie zu produzieren. Ein Lkw mit Brennstoffzellenantrieb soll in der zweiten HĂ€lfte des Jahrzehnts serienreif sein.

Akzeptanzproblem bei Speditionen

Die Antriebstechnik ist bei grĂ¶ĂŸeren Fahrstrecken weiterhin das Hauptproblem. Akkus sind in vielen FĂ€llen zu schwer, um die Lkw-Riesen und ihre Lasten sinnvoll ĂŒber lĂ€ngere Strecken zu befördern. Die Brennstoffzellenalternative ist noch in der Probephase. In beiden Bereichen wird die technische Weiterentwicklung darĂŒber entscheiden, welcher Hersteller mit welcher Technik das Rennen um Marktanteile macht.

Entwicklung der Zulassungen von Neuwagen in Europa. Zum VergrĂ¶ĂŸern bitte auf das Bild klicken. Quelle: ACEA, Creditreform Rating

Change Mobility: auf Auto verzichten

Die MobilitĂ€t der Zukunft wird aber nicht nur Autos und Lkws umgestalten. Zum einen hat die Pandemie zu einer VerĂ€nderung des Reiseverhaltens gefĂŒhrt und u.a. zu einem Boom im Caravan-Sektor, auch zunehmend bei jungen Leuten, wie Wolfgang Speck, CEO des Anbieters Knaus Tabbert, im Interview mit GoingPublic erlĂ€utert: „Wir erkennen, dass 40% aller Buchungen auf unserer Buchungsplattform in der Altersgruppe von 18 bis 34 Jahren getĂ€tigt werden.“ Ebenso spiele Nachhaltigkeit ­zunehmend eine Rolle, auch an E-Power-Modellen werde gearbeitet. Ob der bisher begrenzten Akku-Leistungs­fĂ€higkeit gilt hier allerdings aktuell noch dasselbe wie fĂŒr den Lkw-Sektor: Die Reichweite ist noch sehr begrenzt.

Anders dagegen die Situation bei öffentlichen MobilitÀtsalternativen. Schon vorhandene elektrische Massenverkehrsmittel wie S- und U-Bahnen, Trams und Trolley-Busse werden bis zum Jahr 2030 deutlich stÀrker genutzt werden. Auch hier gibt es neue Entwicklungen, etwa batteriebetriebene, Hybrid- und Brennstoffzellenbusse. Das Hauptziel dabei ist, Schadstoffe und LÀrmemissionen in den InnenstÀdten weiter zu reduzieren. Auch E-Bikes, Pedales, Elektroroller und E-Scooter sollen im stÀdtischen Bereich enorm ausgeweitet und verstÀrkt in Sharing-Modellen genutzt werden.

Dr. Andreas Nienhaus, Partner, Oliver Wyman. Zum VergrĂ¶ĂŸern bitte auf das Bild klicken.

Shared Mobility: Autonutzung teilen

Durch neue Angebote im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) wird es Ende der 2020er-Jahre weniger Autos, trotzdem aber mehr Verkehr geben. Weitere GrĂŒnde: steigende Nutzung von Carsharing-Modellen, auf die in acht Jahren bereits 35% der gesamten Fahrleistung in Europa entfallen werden, sowie der Gebrauch selbstfahrender Autos. „Der heutige Normalfall, dass die meisten Menschen selbst im eigenen Auto fahren, wird in wenigen Jahren nur noch ein MobilitĂ€tskonzept unter vielen sein“, sagt Horst Bernegger, Automobilexperte bei PwC Österreich. Die Folge von Carsharing und autonomem Fahren werden gemeinsam genutzte selbstfahrende Autos sein.

Paul Petzelberger, Vorstandsmitglied, Sdk Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Zum VergrĂ¶ĂŸern bitte auf das Bild klicken.

Autoabos zunehmend gefragt

Die Erwartungen an den Markt fĂŒr Autoabos sind ebenfalls riesig. Bei dieser Mischung aus Leasing und Autovermietung schließt der Kunde ĂŒber einen gewissen Zeitraum einen Abovertrag ab, um einen Pkw zu mieten. Laut einer Studie der Bosten Consulting Group (BCG) dĂŒrfte er bis zum Ende dieses Jahrzehnts in Europa und den USA auf ein Volumen von 30 Mrd. bis 40 Mrd. USD kommen – was 15% der bis dahin prognostizierten NeuwagenverkĂ€ufe entspricht. Stark ansteigen wird bis dahin auch das Interesse an Carsharing: Hier gibt es neben dem stationsbasierten Carsharing fĂŒr Privatpersonen weitere Angebote wie Business Carsharing (Teilen zwischen Unternehmen), privatem Carsharing (Nutzung zwischen Privatpersonen) und öffentlichem Carsharing (StĂ€dte und Kommunen als Anbieter).

Weltweiter Boom bei Elektro-Flugtaxis

Die neuen Angebote im privaten und öffentlichen Verkehr werden die Wirtschaft radikal verĂ€ndern. Welche Produkte bei E-MobilitĂ€t, Change und Share Mobility sich durchsetzen und riesige MĂ€rkte schaffen werden, wird sich frĂŒhestens in fĂŒnf bis zehn Jahren zeigen. Ein Beispiel fĂŒr die Marktturbulenzen sind die Flugtaxi-Start-ups. Bis zur Zulassung ihrer Modelle fĂŒr den kommerziellen Einsatz mĂŒssen große HĂŒrden genommen werden. Weltweit sind mehr als 200 Start-ups wie der US-amerikanische E-Flugtaxi-Anbieter Joby Aviation sowie etablierte Unternehmen wie Airbus, Boeing oder Embraer in diesem Zukunftsmarkt aktiv.

SolarEdge Inc. – zum VergrĂ¶ĂŸern bitte auf das Bild klicken. Quelle: stock3.com

Drei kÀmpfen um Millionenmarkt

In Deutschland liegt die Aufmerksamkeit vor allem auf den konkurrierenden AnsĂ€tzen von Lilium aus Bayern und Volocopter aus Baden-WĂŒrttemberg. Volocopter verfolgt den ehrgeizigeren Zeitplan, seine Flugtaxis bereits 2024 in Betrieb zu nehmen. Das oberbayerische Start-up ging kurz nach Joby im September 2021 an die Nasdaq. Damit sammelten Joby und Lilium Hunderte Mio. USD fĂŒr ihre weitere Entwicklung ein. Im Januar 2022 öffnete zudem am Augsburger Flughafen das chinesische Unternehmen AutoFlight ein Entwicklungszentrum fĂŒr sein Flugtaxi.

Strukturwandel in der Wirtschaft

Durch die MobilitĂ€tswende entstehen viele neue Jobs in innovativen Branchen – allerdings gehen auch ArbeitsplĂ€tze verloren. „FĂŒr klassische Automobilzulieferer wird es immer schwieriger“, bestĂ€tigt Paul Petzelberger, Vorstandsmitglied, SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. „Die technologischen Anforderungen steigen rasant an, gleichzeitig ermöglichen Automatisierung und 3D-Metalldruck eine immer umfangreichere Produktion der Automobilhersteller im eigenen Haus.“ Laut einer Studie der Denkfabrik Agora Verkehrswende und BCG werden bis 2020 in der Summe 180.000 ArbeitsplĂ€tze wegfallen, da es fĂŒr Elektrofahrzeuge einen geringeren technischen Aufwand gibt. „Der Wandel zur ElektromobilitĂ€t kostet 220.000 Jobs – schafft aber auch 205.000 neue ArbeitsplĂ€tze“, prognostiziert Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende.

Goran Mazar, Partner und Head of Automative, KPMG Deutschland. Zum VergrĂ¶ĂŸern bitte auf das Bild klicken.

Neue Produktionswerke fĂŒr Batterien

Zu den Gewinnern des Wandels könnte der Osten Deutschlands gehören, z.B. wegen der Ansiedlung von Werken zur Herstellung von Batteriezellen fĂŒr E-Autos. Teslas neue Gigafactory in Berlin-Brandenburg könnte hier eine Sogwirkung entfalten. FĂŒr fast die HĂ€lfte der heute rund 1,7 Mio. Stellen in der Automobilindustrie und angrenzenden Industriezweigen Ă€ndert sich das Berufsbild laut Agora-Studie. Allerdings ist noch nicht entschieden, ob sich die Elektroautos mittel- und langfristig durchsetzen werden. Neben batteriebetriebenen Fahrzeugen wird es in den nĂ€chsten Jahren auch Brennstoffzellenautos sowie Fahrzeuge mit synthetischen Kraftstoffen geben.

Autokonzerne spalten Lkw-GeschÀft ab

Die grĂ¶ĂŸten Börsenchancen werden sich Unternehmen in den Bereichen Elektroautos, Batterieherstellung, alternative Lkw-Antriebe, E-Flugzeuge und Flugtaxis bieten. In Deutschland haben die Autokonzerne bereits 2019 und 2021 ihre Lkw-Sparten an die Börse gebracht, um ausreichend Kapital fĂŒr ElektromobilitĂ€t, Digitalisierung und autonomes Fahren einzusammeln. Die neuen Start-ups aus den MobilitĂ€tsbereichen sind in erster Linie fĂŒr professionelle Investoren und Anleger mit hoher Risikobereitschaft geeignet. „Hier ist Vorsicht geboten, meistens sind die Entwicklungen frĂŒhphasig und ob jemals Gewinne erzielt werden, steht in den Sternen“, erlĂ€utert Petzelberger.

Livent Corp. – zum VergrĂ¶ĂŸern bitte auf das Bild klicken. Quelle: stock3.com

VW: Milliarden fĂŒr E-MobilitĂ€t von der Börse

Milliardensummen fĂŒr E-MobilitĂ€t einsammeln soll der Börsengang der Porsche AG am 29. September. Die Porsche-Aktien werden zu einem Preis zwischen 76,50 und 82,50 EUR angeboten, der Sportwagenbauer kommt damit auf eine Bewertung von 70 Mrd. bis 77 Mrd. EUR. Zum Vergleich: VW ist derzeit an der Börse knapp 90 Mrd. EUR wert, E-Auto-Pionier Tesla etwa 900 Mrd. Mrd. EUR. Der Emissionserlös fĂŒr VOLKSWAGEN kann 8,7 Mrd. bis 9,4 Mrd. EUR betragen. Damit will sich Porsche-Mutter VW als fĂŒhrender Anbieter von E-Autos, Digitalisierung und vernetzten Diensten etablieren. Dazu gehören auch massive Investitionen ins BatteriegeschĂ€ft, wofĂŒr die Wolfsburger noch einen Partner suchen.

Große Marktchancen fĂŒr KMU

Doch nicht nur Konzerne, auch kleine und mittelstĂ€ndische Unternehmen wollen den boomenden Markt der E-MobilitĂ€t aufmischen. So verfolgt der Elektro-Infrastruktur-Anbieter CUT POWER den Plan, in den nĂ€chsten zwei Jahren an die Börse zu gehen. „Wir wollen bis 2025 an rund 1.000 Stationen in Deutschland 6.000 SchnellladesĂ€ulen bauen“, kĂŒndigt FirmengrĂŒnder Karl Eberhard Hunke an. Der Ausbau der Ladestationen ist dringend notwendig, um mit dem hochschnellenden E-Auto-Markt Schritt zu halten. Gelingt die schnelle Expansion tatsĂ€chlich, hĂ€tten die Hamburger in einem zersplitterten Markt einen Anteil von rund 15%. Das wĂ€re sicher auch noch eine erfolgversprechende Börsenstory.

Fazit

Innovative Trends wie E-MobilitĂ€t, Change und Shared Mobility dĂŒrften den privaten und öffentlichen Verkehr in den nĂ€chsten Jahren stark verĂ€ndern. Bei vielen Ideen und Angeboten ist momentan allerdings noch offen, ob sie sich wirtschaftlich rechnen und dauerhaft von der Bevölkerung ­angenommen werden. Am weitesten fort­geschritten ist bisher der Umstieg auf Elektro­autos. Bei neuen ÖPNV-Angeboten und gemeinsamer Verkehrsmittelnutzung ist die Entwicklung bisher verhaltener. Hier werden Fortschritte davon abhĂ€ngen, ob sich die Energiepreise weiter stark ­erhöhen und Bund oder LĂ€nder ihre Förderungen in diesen Bereichen genauso stark ausbauen werden wie bei der E-­MobilitĂ€t. Die Innovationskraft der vielen Start-ups und Newcomer in allen Bereichen der E-Mobi­litĂ€t ist neben den staatlichen Ambi­tionen gleichfalls nicht zu unterschĂ€tzen. Auch Tesla war mal ein Start-up und ist noch keine 20 Jahre alt, ­andere Firmen aus Deutschland wie Sono Motors, Volocopter oder auch der E-Bike-Antriebe­hersteller Fazua, der im Sommer von ­Porsche ĂŒbernommen wurde, haben das Potenzial, die MobilitĂ€t der Zukunft maßgeblich mit zu definieren

Autor/Autorin

Thomas MĂŒncher

Thomas MĂŒncher ist Wirtschafts- und Finanzjournalist und freier Autor beim GoingPublic Magazin.