Bildnachweis: Foto: Apontis Pharma, Foto: Apontis.

APONTIS PHARMA AG, ein führendes Pharmaunternehmen für Single Pills im deutschen Markt, hatte vor wenigen Tagen die Informationen zum geplanten Börsengang publiziert (siehe auf unseren Seiten), am vergangenen Freitag wurde der Platzierungspreis für die Aktie auf 19,00 EUR je Aktie festgelegt. Im Rahmen des Börsengangs wurden laut Unternehmen insgesamt 5.290.000 Aktien bei Investoren platziert.

Kurzübersicht zum IPO:

• Gesamtvolumen der Platzierung von 101 Mio. EUR einschließlich Mehrzuteilungs- und Aufstockungsoptionen
• Marktkapitalisierung post-money basierend auf dem Platzierungspreis von insgesamt 162 Mio. EUR
• Streubesitz nach IPO wird unter Annahme der vollständigen Ausübung der Greenshoe-Option voraussichtlich 62 % betragen
• Erster Handelstag an der Frankfurter Wertpapierbörse (Scale) am 11. Mai 2021 unter dem Tickersymbol APPH

McDermott Will & Emery hat als Transaction Counsel die Emittentin APONTIS PHARMA AG, ihren Hauptaktionär, die Beteiligungsgesellschaft Paragon Partners, sowie die Joint Bookrunner Hauck & Aufhäuser und M.M.Warburg beim Börsengang an der Frankfurter Wertpapierbörse beraten.

 

Die GoingPublic Redaktion konnte über den Börsengang und die weitere Unternehmensstrategie mit den Vorständen Karlheinz Gast (CEO) und Thomas Milz (Chief Product Officer) sprechen.

GoingPublic im Gespräch, mit:

CEO Karlheinz Gast
Thomas Milz (CPO)

CEO Karlheinz Gast und Chief Product Officer Thomas Milz, APONTIS PHARMA AG

 

Herr Gast, pitchen Sie doch einmal in wenigen Sätzen Ihre Equity-Story.

Karlheinz Gast: APONTIS PHARMA ist Vorreiter und Category Leader in Deutschland für Single Pills mit Fokus auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder kurz „The Single Pill Company”. Als führendes Pharmaunternehmen für Single Pills auf dem deutschen Markt haben wir uns auf Kombinationsarzneimittel mit zwei bis drei patentfreien pharmazeutischen Wirkstoffen in einer Kapsel oder Tablette spezialisiert, die Patienten typischerweise zusammen, aber als einzelne Arzneimittel (lose Kombination), verschrieben werden. Wir haben ein skalierbares Geschäftsmodell mit hochattraktiven Stückkosten etabliert, Single Pills weisen durchschnittliche Bruttogewinnmargen von 70 % auf. Dabei ist unser Portfolio durch hohe Eintrittsbarrieren geschützt, die auf Schutzrechten, langen Vorlaufzeiten mit Entwicklungszyklen von dreieinhalb bis fünf Jahren und unserem erstklassigen Vertriebsteam basieren. Unser Slogan lautet „Gemeinsam für ein besseres Leben“, denn wir stehen für eine optimale Versorgung des Patienten.

 

Was ist der entscheidende Vorteil Ihrer Single Pills, die zwei oder drei Wirkstoffe kombinieren? Macht es wirklich einen Unterschied, ob man täglich eine oder drei Tabletten einnehmen muss?

Karlheinz Gast: Der entscheidende Unterschied ist die Therapietreue, die durch Single Pills verbessert wird und die nachweislich zu erheblichen gesundheitlichen Vorteilen für die Patienten führt. Sehen Sie sich insbesondere die häufigste Todesursache in Deutschland an: Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Gerade dort werden Medikamente meistens nicht im verordneten Rahmen eingenommen.  Sehr oft sind viele chronisch kranke Patienten überfordert mit der Vielzahl der unterschiedlichen Tabletten, die sie regelmäßig einnehmen müssen. Eine Studie mit 60.000 Teilnehmern hat eine statistisch signifikant erhöhte Therapietreue von 70 % bis 80 % bei der Einnahme von Single Pills im Vergleich zu 20 % bis 50 % bei der Verwendung einer identischen losen Kombination von Tabletten gezeigt. Die unmittelbare Folge sind erhebliche gesundheitliche Vorteile für Single Pill-Patienten, wie weniger Krankenhauseinweisungen und eine insgesamt steigende Lebenserwartung.

 

Welche Single Pills vertreiben Sie? Wie soll sich das Produktportfolio in den kommenden Jahren entwickeln?

Karlheinz Gast: Seit 2013 haben wir als First Mover acht Single Pills auf den Markt gebracht, die bereits zur Behandlung von Hunderttausenden von Patienten eingesetzt wurden. Bis spätestens Ende 2023 wollen wir insgesamt vier weitere Präparate neu einführen, davon ein bis zwei noch im laufenden Jahr. Die Bestandteile dieser vier neuen Single Pills werden derzeit als separate Arzneimittel von schätzungsweise weit über 1,4 Mio. Patienten im deutschen Markt eingenommen. Ebenfalls im Fokus steht der weitere Ausbau unseres Single Pill-Portfolios für chronische Erkrankungen vorwiegend im kardiovaskulären Bereich. Dafür wollen wir den Hauptteil der Erlöse aus dem Börsengang einsetzen. Insgesamt halten wir zusätzliche Umsätze mit Single Pills in der Größenordnung von 100 Mio. Euro pro Jahr für möglich.

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Herr Milz, braucht es für die Zulassung der Single Pill einen aufwändigen Zulassungsprozess, oder kann man hier auf die bereits etablierten Zulassungskriterien der verwendeten Wirkstoffe aufsetzen?

Thomas Milz: Die Zulassung einer neuen Single Pill setzt eine aufwändige Entwicklung voraus, die einen Zeitraum von 3,5 bis 5 Jahre bis zum Erhalt der Zulassung umfasst. Zuerst muss eine pharmazeutische Formulierung gefunden werden, die sicherstellt, dass die Wirkstofffreigabe identisch ist mit der vergleichbaren losen Kombination. Dies wird mit einer erfolgreichen Bioäquivalenz-Studie belegt. Zusätzlich muss ein umfangreiches Datenpaket zu pharmazeutischen und klinischen Fragestellen erarbeitet und bei der Zulassungsbehörde eingereicht werden. Das Zulassungsdossier muss die Guideline der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA erfüllen und wird dann im Rahmen des Zulassungsprozesses überprüft. Auch wenn die pharmazeutische Entwicklung anspruchsvoll ist, hat die Entwicklung einer Single Pill den Vorteil, dass die einzelnen Substanzen klinisch bestens dokumentiert und gute Wirksamkeit und Verträglichkeit schon bewiesen sind.

 

Stichwort Personalisierte Medizin: ist Ihr Single Pill-Ansatz nicht ein Widerspruch zum Versprechen einer immer individueller abgestimmten Medikamentenabgabe für den einzelnen Patienten?

Thomas Milz: APONTIS PHARMA entwickelt Single Pills zur Substitution identischer loser Kombinationen und ermöglicht damit sehr vielen Patienten, wie in der START-Studie belegt, durch verbesserte Therapietreue die Folgerisiken von Hypertonie wie Schlaganfälle, Herzinfarkte und frühzeitigen Tod zu reduzieren. Damit sind Single Pills ebenfalls auf die individuellen Patientenbedürfnisse zugeschnitten.

 

Herr Gast, wie ist Ihr Vertrieb organisiert?

Karlheinz Gast: APONTIS PHARMA hat eine erfahrene Vertriebsmannschaft mit 130 Mitarbeitern im Außendienst. Durch sehr gut organisierte Team-Arbeit können wir unsere Ansprechpartner bestens bei der Therapie von chronisch kranken Patienten unterstützen. Die Leistungen unseres Vertriebs werden von den Ärzten und unseren Kooperationspartnern sehr geschätzt. Wir haben eine Vielzahl neuer Wirkmechanismen im Co-Marketing mit Pharmaunternehmen wie z. B. mit Novartis in den deutschen Markt eingeführt. Aktuell haben wir zum 1. April 2021 eine Co-Promotion zu einer Dreier-Kombination in der COPD mit AstraZeneca gestartet. Single Pills und Co-Marketing bieten zudem Synergieeffekte, da kombinierte Vertriebs- und Marketingaktivitäten die Beziehung zu den Ärzten vertiefen. So verschaffen wir uns einen nachhaltig besseren Zugang zu Ärzten und Patienten.

 

Und sprechen die Kennzahlen aus dem bisherigen Geschäft auch für Sie? Wie sehen Ihre Planungen für das laufende Geschäftsjahr aus?

Karlheinz Gast: Im vergangenen Jahr haben wir nur mit Single Pills rund 174.000 Patienten versorgt, was einer Steigerung von 72 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Insgesamt erwirtschafteten wir 2020 einen Gesamtumsatz von 39,2 Mio. Euro. Für das laufende Geschäftsjahr peilen wir einen Umsatzanstieg um rund 24 % auf 48,5 Mio. Euro an. Besonders dynamisch wird sich dabei nach unseren Erwartungen das Geschäft mit Single Pills entwickeln, für das wir in 2021 mit einem Umsatzplus von rund 44 % rechnen. Damit würde der Umsatzanteil von Single Pills auf 57 % steigen.

 

Die Erweiterung des Portfolios sowie andere Wachstumsschritte wollen Sie über das IPO finanzieren. Was sind die nächsten Schritte, die Sie nach dem IPO (und nur dank des IPO) sofort angehen werden?

Karlheinz Gast: Die starke Resonanz der Investoren auf unser Geschäftsmodell bestärkt uns in unserer Zuversicht und spornt uns an, weiteren Mehrwert für unsere Patienten und Mitarbeiter, aber auch für die Investoren und unser Unternehmen zu schaffen. In den nächsten Monaten werden wir unsere angekündigte Expansionsstrategie wie geplant umsetzen.

Thomas Milz: Wir werden die eingeworbenen Mittel nutzen, um neue Single Pills auf den Markt zu bringen und unsere Führungsposition auszubauen. Hierzu gehört die Intensivierung unserer Marketing- und Vertriebsaktivitäten ebenso wie eine schnellere Entwicklung und Lizenzierung der vorhandenen Produktpipeline. Und wie angekündigt werden wir auch ausgewählte, wertsteigernde Akquisitionen ins Visier nehmen, um unser Portfolio zu ergänzen und das Indikationsspektrum zu erweitern, immer mit dem Ziel, unsere Position als führender Anbieter von Single Pills zu stärken.

 

Wo steht APONTIS PHARMA in fünf Jahren?

Karlheinz Gast: Zentrales Element unserer Unternehmensstrategie ist es, das Geschäft mit Single Pills weiter auszubauen und bei weiteren chronischen Indikationen eine führende Position im heimischen Markt zu erlangen. Unsere attraktiven Perspektiven basieren einerseits auf der kontinuierlich steigenden Akzeptanz von Single Pills als Therapie für chronische Indikationen. Andererseits steigt der Bedarf aufgrund des demografischen Wandels. Auf mittelfristige Sicht können wir uns eine Steigerung unseres Single Pills-Umsatzanteils auf 85 bis 90 % vorstellen. Auf Basis unseres skalierbaren Geschäftsmodells peilen wir mittelfristig EBITDA-Margen von 30 % an.

Wir danken für das Gespräch!

(das Gespräch führte Isabella-Alessa Bauer)

Fotos dieses Beitrages: (c) Apontis Pharma

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