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Der Wechsel des ehemaligen DUAL-Managers mit seinem Team zu WECOYA unterstreicht die Dynamik des Markts. Im I­nterview gibt Robin Lawless Einblicke in die Strategie der WECOYA TRS und Ausblicke auf Entwicklungen rund um ­Transaktionsversicherungen.

GoingPublic: Herr Lawless, Sie bezeichnen WECOYA TRS als „Risk Buy-out Fund“. Mit welcher Strategie wollen Sie den Markt überzeugen?

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Lawless: Als erfahrene M&A Professionals im Versicherungsgeschäft verbinden wir unternehmerisches Denken mit umfassendem Beratungs- und Versicherungs-Know-how. Diese Kombination ermöglicht uns ein ausgeprägtes Verständnis für die ­Bedürfnisse unserer Kunden, weshalb wir von ihnen als echte Partner wahrgenommen werden. Unser Selbstverständnis ­ähnelt dem eines „Risk Buy-out Fund“, da unser Geschäftsmodell als Assekuradeur zahlreiche Parallelen zum Private-Equity-Ansatz aufweist.

Unser Selbstverständnis ­ähnelt dem eines „Risk Buy-out Fund“, da unser Geschäftsmodell als Assekuradeur zahlreiche Parallelen zum Private-Equity-Ansatz aufweist.

Unser Ziel ist es, maßgeschneiderte ­Lösungen zu entwickeln, die echten Mehrwert für unsere Kunden schaffen und gleichzeitig eine starke Portfolioperformance für unsere Kapitalgeber liefern. ­Dabei verfolgen wir den Anspruch, Kapital effizient und wirkungsvoll zum Nutzen ­aller Beteiligten einzusetzen. Dies gelingt nur, wenn wir nicht in Produkten, sondern in Lösungen denken und wenn unsere ­Kapitalseite offen für innovative Versicherungskonzepte ist. Dank unserer Kapitalgeber sind wir in der Lage, ein breites Spektrum anzubieten: von teilstandar­disierten Lösungen wie Warranty-&-­Indemnity-Policen bis hin zu hochspezi­fischen Absicherungen für Sonderrisiken auf der Passivseite der Bilanz.

In welches Netzwerk sind Sie eingebunden – vor allem: Mit welchen Versicherungen arbeiten Sie zusammen?

WECOYA ist ein Unternehmen der GGW Group mit Sitz in Hamburg. Als solches profitieren wir von einer etablierten Plattform und leistungsfähigen Strukturen, die uns einen schnellen und effizienten Markteintritt ermöglicht haben. Aktuell arbeiten wir spartenübergreifend mit mehr als 30 Versicherern zusammen. Mit einer ­Deckungssumme von 25 Mio. EUR hat sich die R+V bei WECOYA TRS frühzeitig als Partner im M&A-Segment positioniert und unterstreicht damit ihr strategisches ­Interesse an diesem Markt und unserer ­Vision. In den kommenden Monaten möchten wir weitere deutsche und kontinentaleuropäische Versicherer als Partner ­gewinnen. Unser Ziel ist es, eine kumulierte Versicherungssumme von über 50 Mio. EUR zu erreichen.

Der demografische Wandel treibt die Unternehmensnachfolge voran, häufig in Form kleinerer Transaktionen.

Welchen Versicherungsumfang können Sie bieten, welche Dealgrößen und welche Branchen stehen im Fokus?

Unser Track Record liegt vor allem im Mid-Cap-Segment. Entsprechend befindet sich unser Sweet Spot bei Transaktionen mit einem Volumen von 100 Mio. bis 500 Mio. EUR. Über die Jahre hat sich das Team besonders im Bereich von regulierten Industrien wie Banken und Versicherungen, dem Gesundheitswesen und der Lebensmittelindustrie positioniert. Mit ebenfalls weitreichender Erfahrung im TMT-, Infrastruktur- und Real-Estate-­Sektor fühlen wir uns gut für die kommende M&A-Welle positioniert.

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Dank interdis­ziplinärer Teamsettings sind wir in der Lage, unseren Kunden ein breites Spektrum maßgeschneiderter Lösungen anzubieten. Unsere Kernkompetenzen liegen in facettenreichen W&I- und Steuerversicherungen, ergänzt durch Absicherungen im ­Bereich Litigation sowie der Deckung ­spezifischer Risiken, die auf die Auflösungen bilanzieller Rückstellungserfordernisse abzielen. All das in einem Workstream für maximale Kundenfreundlichkeit.

Sie sprachen vom breiten Angebots­spektrum über die W&I-Police hinaus. Erwarten Sie, dass der Markt sich aufteilt in einerseits zunehmend standardisierte Produkte und andererseits weitestgehend individualisierte Policen?

Absolut. Unsere Lösungen entwickeln sich kontinuierlich im Einklang mit den Marktgegebenheiten und den Bedürfnissen von Unternehmenseigentümern. Aktuell beobachten wir, dass viele Private-Equity-­Gesellschaften ihr Geschäftsmodell neu ausrichten – weg von der klassischen ­Multiple-Arbitrage und hin zu einem ­stärker wertorientierten Investitions­ansatz. Damit gehen längere Haltezeiten der Investments einher, wodurch die ­Bilanzstruktur der Portfoliounternehmen in den Fokus rückt. Lösungen in den Bereichen Tax, Intellectual Property und Liti­gation gewinnen dadurch zunehmend an Bedeutung. Gleichzeitig treibt der demografische Wandel die Unternehmensnachfolge voran, häufig in Form kleinerer Transaktionen. Diese verlangen nach ­effizienten und skalierbaren Versicherungslösungen. Hier zeigen sich vielversprechende Ansätze, insbesondere durch den Einsatz synthetischer W&I-Strukturen in Kombination mit digitalen Prozessen.

Der M&A-Markt schwächelt derzeit. Gute Phase, zu starten? Und wann ­erwarten Sie eine Erholung?

Der Zeitpunkt ist bewusst gewählt: Wir positionieren uns strategisch, um bereit zu sein, wenn die nächste Marktbewegung einsetzt. Im intensiven Austausch mit ­Beratern und Kunden gehen wir derzeit von einer nachhaltigen Erholung bis Mitte 2027 aus. Bis dahin erwarten wir entscheidende Impulse und Rahmenbedingungen seitens der Politik – insbesondere durch Fördermaßnahmen im Bereich Infrastruktur und Entbürokratisierung.

Synthetische W&I-Lösungen sind zwar kein neues Konzept, erleben jedoch derzeit insbesondere bei Transaktionen im Kontext von Insolvenzverfahren eine Renaissance.

Marktberichte stellen heraus, dass Zahl und Umfang an Claims offenbar steigen, die Prämien aber im Null-Komma-Bereich verharren. Wie bewerten Sie die Situation?

Tatsächlich ist in den vergangenen 24 ­Monaten ein deutlicher Anstieg der Schadenfälle zu verzeichnen. Aktuell realisieren sich vor allem Schäden aus den Post-COVID-Jahren, einer Phase, in der hoher Digitalisierungsdruck herrschte und einige Käufer digitale Assets zu überhöhten ­Bewertungen übernommen haben, ohne die Governance und Technologie der Zielunternehmen ausreichend zu verstehen. In Kombination mit den herausfordernden Marktbedingungen der letzten zwei Jahre im M&A-Sektor ergibt sich ein perfekter Sturm: Schadensanfällige Targets in Portfolios treffen auf einen Soft Market, der durch ausbleibende Transaktionen und den Druck auf Versicherer, Prämien zu schreiben, geprägt ist.

Mit welchen Folgen?

Dass in einem solchen Umfeld die Underwriting-Disziplin mitunter leidet und Schadenträchtigkeit steigt, wird von der Kapitalseite bereits seit Längerem mit Sorge beobachtet. Dies schlägt sich zunehmend in teureren Rückversicherungsverträgen und schrumpfenden Kapazitäten nieder. Preislich sehen wir derzeit eine Boden­bildung mit dem Potenzial, dass weiteres Schadenmomentum die Prämien steigen lassen könnte.

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Ein besonders auffälliger Trend im Schadenbereich ist die Zunahme von ­Fällen, die auf sogenannten Seller Fraud, also vorsätzliches bzw. arglistiges Handeln des Verkäufers, zurückzuführen sind.

Welche neuen Trends sehen Sie aktuell, welche Themen beschäftigen Sie im Zusammenhang mit der Versicherbarkeit von Transaktionen derzeit am meisten?

Die Themen, die uns aktuell beschäftigen, sind eng mit der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage verknüpft: Liquiditätsengpässe, Insolvenzen und Fragen der Unternehmensnachfolge prägen unsere Agenda. Synthetische W&I-Lösungen sind zwar kein neues Konzept, erleben jedoch derzeit insbesondere bei Transaktionen im Kontext von Insolvenzverfahren eine Renaissance. Auch steuerlich motivierte Absicherungslösungen, wie etwa die ­Versicherung von Debt Waivern bei ­Restrukturierungen, gewinnen zunehmend an Bedeutung und finden häufiger Anwendung. Das Thema Unternehmensnachfolge bewegt vor allem den KMU-­Sektor. Hier beobachten wir spannende Entwicklungen, etwa den Einsatz synthe­tischer Garantien in Kombination mit Plattformtechnologie und leichter KI, die neue Wege in der Risikoabsicherung ­eröffnen.

Herr Lawless, wir danken Ihnen für die interessanten Einblicke.

Das Interview führte Stefan Preuß.


Zum Interviewpartner

Robin Lawless ist Managing Director der WECOYA TRANSACTIONAL RISK SOLU­TIONS GmbH. Seit 2016 ist er im M&A-Versicherungsmarkt aktiv – zunächst als Underwriter, ab 2018 in verschiedenen ­leitenden Funktionen mit europaweiter Verantwortung. Vor seinem Wechsel in die Versicherungsbranche sammelte er umfassende M&A Erfahrung in einer internationalen Großkanzlei sowie bei einer Investmentbank in Frankfurt. Robin besitzt einen Master of Laws (LL.M.) der Frankfurt School of Finance and Management, an der er seit nunmehr 10 Jahren als Lehrkraft für M&A im Executive Education Bereich tätig ist.

Autor/Autorin

Stefan Preuß
Redaktionsleiter at  | Website

Stefan Preuß arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Redakteur im Kapitalmarktumfeld. Der gelernte Tageszeitungsredakteur sammelte zudem Erfahrung als Investor Relations Manager. Der Redaktion der GoingPublic Media AG gehört er als ständiger Mitarbeiter mit den Schwerpunktthemen IPOs, Vermögensanlage und Nachfolgelösungen an. Er betreut als Redaktionsleiter die jährlichen Spezialausgaben "Mitarbeiterbeteiligung" sowie "M&A Insurance".