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Das weltweit führende Unternehmen zur Mitarbeiterkommunikation, das Kunden wie DHL, AUDI und adidas, die Stadtverwaltung von Sydney bis hin zu Softwareriesen wie Google und Meta überzeugt hat, sitzt in – genau: Chemnitz. Von dort aus revolutioniert die Staffbase SE, seit der Series-E-Finanzierungsrunde 2022 im Kreis der Unicorns, die Intranets dieser Welt. Von Stefan Preuß

 


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ie Geschichte von Staffbase beginnt 2014, als Dr. Martin Böhringer, Frank Wolf und Lutz Gerlach nach unterschiedlichen Anläufen zusammenfinden, um eine Mitarbeiter-App zu schaffen, die die interne Kommunikation in Unternehmen revolutioniert. Der disruptive Ansatz besteht darin, beyond internes Mailprogramm mit Einladungsfunktion zu entwickeln, um ein strategisches Instrument der Unternehmensführung zu schaffen. Staffbase bietet nach zehn Jahren Entwicklung nicht nur die Möglichkeit, die gesamte Belegschaft effizient anzusprechen, sondern auch die Wirksamkeit digitaler Kommunikationsmaßnahmen detailliert zu messen. Dies wird als entscheidendes Alleinstellungsmerkmal gesehen.

Siemens als erster Großkunde

Der Durchbruch glückte bereits 2016, denn mit Siemens fragte ein DAX-Urgestein ein Intranet für 400.000 Mitarbeiter an. Während in Chemnitz der Großauftrag abgearbeitet wurde, eröffnete Staffbase einen Standort in New York, um den US-Markt zu erschließen, unterstützt von German Accelerator – dem Förderprogramm der Bundesregierung. Der Schritt zahlte sich spätestens 2021 aus, als die Chemnitzer das kanadische Unternehmen Bananatag übernahmen. Diese Akquise katapultierte Staffbase in die Rolle des global größten Anbieters von Softwarelösungen für interne Kommunikation.

Staffbase SE zählt in Sachsen zu den bekanntesten Arbeitgebern und wurde bereits 2022 zum „Unternehmen des Jahres“ ausgezeichnet. Auf dem Foto die Gründer (v.l.) Martin Böhringer, Frank Wolf und Lutz Gerlach. Copyright Foto: Michael Schmidt
Staffbase SE zählt in Sachsen zu den bekanntesten Arbeitgebern und wurde bereits 2022 zum „Unternehmen des Jahres“ ausgezeichnet. Auf dem Foto die Gründer (v.l.) Martin Böhringer, Frank Wolf und Lutz Gerlach. Copyright Foto: Michael Schmidt

Staffbase SE zählt in Sachsen zu den bekanntesten Arbeitgebern und wurde bereits 2022 zum „Unternehmen des Jahres“ ausgezeichnet. Auf dem Foto die Gründer (v.l.) Martin Böhringer, Frank Wolf und Lutz Gerlach.

2022 Bewertung als Unicorn erreicht

An der Finanzierung von Staffbase sind mehrere Investoren beteiligt. Der Status des Unicorns wurde 2022 mit der Series-E-Runde erreicht, die dem Unternehmen 106 Mio. USD einbrachte und aus der sich die Bewertung von 1 Mrd. USD errechnete. Die jüngste Finanzierungsrunde erfolgte 2024, bei der es auch zu Umschichtungen kam, indem frühe Investoren Anteile abgaben. Größter Investor mit einem Anteil von mehr als 25% ist aktuell die General Atlantic SB B.V., eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach niederländischem Recht mit Sitz in Amsterdam. Dennoch sind alle bisherigen Investoren weiterhin an Bord, einschließlich KIZOO (Seed), Capnamic (Series A), Headline (Series B), sowie Insight Partners (Series C). Das zeige, dass die Investoren auch weiterhin auf ein erfolgreiches und nachhaltiges Wachstum vertrauen, betonen die Gründer. Die Gesamtsumme der Finanzierungen beläuft sich auf umgerechnet 290 Mio. EUR.

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Bei Umsatz und Gewinn verzichtet Staffbase einstweilen auf das Kommunizieren exakter Zahlen, bestätigt aber, dass das Unternehmen auch 2024 stark gewachsen ist und der Umsatz mehr als 100 Mio. USD beträgt. Die Chemnitzer rechnen sich zu den am schnellsten wachsenden Softwareunternehmen und bestätigen, 2024 mehr als 100 Mio. USD Umsatz erzielt zu haben.

Fazit

Staffbase verfügt über mehr als 2.500 Kunden, hat sich auch in Nordamerika durchgesetzt und verkauft derzeit in 25 Ländern. Das Management bezeichnet ein IPO als strategischen Zwischenschritt, um weiteres Wachstum zu finanzieren. Dabei dürfte es vor allem um neue Märkte in Asien und Südamerika gehen, Akquisitionen inklusive. Insgesamt also eine Wachstumsstory, die an der Börse hohe Akzeptanz finden dürfte.


 

„Börsengang ist definitiv eine valide Option für uns“

Interview mit Dr. Martin Böhringer, Co-Gründer und CEO, Staffbase

GoingPublic: Welche Meilensteine, Entwicklungsschritte planen Sie für die kommenden Jahre?

Dr. Martin Böhringer. Foto: © Dirk_Hanus
Dr. Martin Böhringer. Foto: © Dirk_Hanus

Dr. Böhringer: Wir legen besonderen Fokus auf leistungsstarke Lösungen in den Bereichen Intranet, Mitarbeiter-Apps und E-Mail-Kommunikation. Ein wichtiger Entwicklungsschritt ist die verstärkte Expansion in internationalen Märkten. Nordamerika spielt dabei eine zentrale Rolle, da diese Region bereits fast die Hälfte unseres Umsatzes ausmacht und ein enormes Wachstumspotenzial bietet. Zusätzlich sind wir sehr stolz auf unsere führende Position im DACH-Raum, die wir auch in den kommenden Jahren weiter festigen wollen. Neben Nordamerika und DACH werden wir auch vielversprechende Märkte wie Asien weiterhin aktiv erschließen.

Ist der Sitz in Chemnitz abseits der Start-up-Hotspots in Summe vor­teilhaft? Welche Vorteile zählen für Sie am meisten? Welche Nachteile behindern?

Der Standort Chemnitz ist von uns aus und auch für die Region auf jeden Fall von Vorteil. Viele Mitarbeitende kommen hervorragend ausgebildet von der TU Chemnitz. Die Stadt ist geprägt von einer „Ärmel-hoch-Mentalität“. In Chemnitz gibt es keinen Fake und keinen Hype – Chemnitz ist ehrlich. Zudem sind in den „Hotspots“ der Platz knapp und die Mieten hoch. In Chemnitz ist das anders: Die Stadt ist aufgrund niedriger Mieten, guter Versorgung mit Schulen und Kindergärten attraktiv für junge Familien und Fachkräfte. Außerdem sind wir auch mit einem Standort in Berlin und in anderen wichtigen „Hubs“ wie New York, Sydney oder London vertreten und vor Ort bei unseren Kunden. Dementsprechend sehen wir keine Nachteile unseres Hauptsitzes in Chemnitz.

Wie sieht es grundsätzlich mit einem IPO aus? Ist das für Staffbase SE eine valide Option – zumal Sie bereits die passende Rechtsform besitzen?

Ein Börsengang ist definitiv eine valide ­Option für uns, jedoch haben wir uns noch nicht auf einen konkreten Zeitpunkt festgelegt. Grundsätzlich betrachten wir ein IPO als nächsten logischen Schritt auf unserem Wachstumspfad. Staffbase ist mittlerweile zehn Jahre alt und hat zwar den Start-up-Spirit behalten, sich aber von einem kleinen Unternehmen zu einem Marktführer in der Mitarbeiterkommunikation entwickelt. In diesem Zusammenhang ist ein Börsengang eine sinnvolle Möglichkeit, um weiteres Wachstum zu beschleunigen und die Ressourcen für unsere langfristige Strategie zu sichern. Der genaue Zeitpunkt wird vom Marktumfeld abhängen. Unser Fokus liegt derzeit auf dem Ausbau unseres Geschäfts und der Erreichung unseres angepeilten Umsatzwachstums. Das IPO ist dabei nicht unser Endziel, sondern ein weiterer Schritt, um unser Unternehmen langfristig noch erfolgreicher und nachhaltiger zu positionieren.

Welche technischen Entwicklungen beeinflussen Ihr Geschäftsmodell am meisten? Spielt auch KI eine Rolle?

Natürlich nutzen auch wir KI für unsere Produkte. Beispielsweise verwendet unser Staffbase Companion KI, um die interne Kommunikation zu optimieren. Für Mitarbeitende erleichtert er das schnelle Finden relevanter Inhalte, und Admins hilft er bei der Inhaltsoptimierung über verschiedene Kanäle hinweg. Diese Technologien sparen Zeit und steigern die Effizienz. Darüber hinaus nutzen wir KI, um die Qualität und Klarheit unserer Kommunikation zu erhöhen.

Sehr geehrter Herr Böhringer, vielen Dank für diese Informationen.

Das Interview führte Stefan Preuß.

Kurzprofil Staffbase SE:
Branche: Software
Beschäftigte: über 800
Standorte: Hauptsitz in Chemnitz, Büros in New York, Sydney, London, Vancouver und weiteren Städten
Kunden: 2000
Gründungsjahr: 2014
Bewertung: mehr als 1 Mrd. USD
Umsatz 2024: mehr als 100 Mio. USD‘
Internet: www.staffbase.com

Autor/Autorin

Stefan Preuß
Redaktionsleiter at  | Website

Stefan Preuß arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Redakteur im Kapitalmarktumfeld. Der gelernte Tageszeitungsredakteur sammelte zudem Erfahrung als Investor Relations Manager. Der Redaktion der GoingPublic Media AG gehört er als ständiger Mitarbeiter mit den Schwerpunktthemen IPOs, Vermögensanlage und Nachfolgelösungen an. Er betreut als Redaktionsleiter die jährlichen Spezialausgaben "Mitarbeiterbeteiligung" sowie "M&A Insurance".