Bildnachweis: Finexity AG.

Mit einer Erstnotierung von 44,20 EUR ist die Hamburger Finexity AG heute im Mittelstandssegment m:access der Börse München in den Handel gestartet. Bei einem Grundkapital von rund 1,15 Mio. Aktien ergibt sich hieraus ein Börsenwert von rund 51 Mio. EUR. Im Tagesverlauf sah man Kurse bis zu 48,00 EUR. Vorbörslich waren zu Ausgabepreisen von 29,50 EUR und 42,50 EUR bis zum 1. September im Rahmen einer Kapitalerhöhung rund 70.500 Aktien gezeichnet worden, was einem Volumen von 2,17 Mio. EUR entsprochen hatte. Von Christian Euler

Mit über 50 Emittenten, 250 gelisteten tokenisierten Wertpapieren und mehr als 14.000 registrierten privaten und institutionellen Investoren, zählt Finexity nach eigenen Angaben zu den führenden Handelsplätzen und Infrastrukturanbietern im stark wachsenden Markt für tokenisierte Private Market-Investments.

Werbung

Kapitalmarktpräsenz als Teil der Wachstumsstrategie

Paul-Maria Huelsmann, Management Board Member - CEO Global. Copyright: Finexity AG
Paul-Maria Huelsmann, Management Board Member – CEO Global. Copyright: Finexity AG

„Mit der Börsennotierung wollen wir zusätzliche Transparenz schaffen, die Sichtbarkeit am Kapitalmarkt erhöhen und die Basis für unsere Wachstums- und Expansionspläne legen“, so CEO Paul Huelsmann im Gespräch mit GoingPublic. Insbesondere im Bereich regulatorischer Technologien sei großes Wachstum möglich, auch durch gezielte Übernahmen.„Finexity ist ein junges, 2018 gegründetes Unternehmen, das in einem spannenden und zukunftsträchtigen Markt tätig ist und die Vielseitigkeit des deutschen Mittelstandes und damit die Vielfalt von m:access unterstreicht“, so Marc Feiler, Geschäftsführer der Börse München, zum jüngsten m:access-Neuling.

Tokenisierte Immobilieninvestments und mehr

Die Finexity AG versteht sich als leistungsstarker Handelsplatz für alle Zielgruppen: Dazu zählt CEO Huelsmann neben Emittenten, die den Kapitalmarkt von morgen nutzen und Handelspartnern, die den Zugang zum digitalen Handelsplatz suchen, auch Anleger, die sich in Private Markets engagieren. Finexity operiert dabei in einem von starkem Wachstum geprägten Markt. Laut dem FERI Cognitive Finance Institute soll das Volumen der tokenisierten Vermögenswerte von 600 Mrd. USD im vergangenen Jahr auf fast 11 Billionen USD im Jahr 2030 ansteigen, was einer jährlichen Wachstumsrate von über 60% entspricht.

FINEXITY – Unternehmenspräsentation (September 2025). Copyright: Finexity AG
FINEXITY – Unternehmenspräsentation (September 2025). Copyright: Finexity AG

„Das Leistungsspektrum von Finexity erstreckt sich über die gesamte Wertschöpfungskette“, so Huelsmann: von Advisory, Wertpapierstrukturierung, Registerführung und Tokenisierung über den Primärmarktvertrieb bis zum Sekundärmarkthandel und Asset-Servicing. Dabei setzt Finexity neben der Vernetzung von Start-ups und Investoren auf die Kooperation mit etablierten Finanzinstituten wie Sparkassen und Volksbanken.

Für die Sparkasse Bremen etwa hat man eine strategische Partnerschaft im Bereich der Tokenisierung von Sachwerten umgesetzt. Konkret stellen die Hamburger die technische Infrastruktur und eine Whitelabel-Softwarelösung für den Sparkassen-Marktplatz „Sachwert Invest“ bereit, über den Kunden der Sparkasse Bremen digitalisierte Vermögenswerte, insbesondere tokenisierte Immobilieninvestments, erwerben können.

Ambitionierte Ziele

Das erste Projekt auf diesem Marktplatz war die Finanzierung eines Kindergartens mit drei integrierten Wohnungen in Bremen, das über die Plattform der Sparkasse sowie über die Finexity AG angeboten wurde. Die Beteiligung an diesen Investments war bereits ab 500 EUR möglich. Das gesamte Finanzierungsvolumen lag bei 4,6 Mio. EUR, davon 2,0 Mio. EUR in tokenisierten Anleihen.

Das Top-Management um CEO Paul Huelsmann verfolgt ehrgeizige Ziele: Noch in diesem Jahr soll die EU-weite DLT-TSS-Lizenz beantragt werden, um das Hamburger Fintech vom Over-the-counter-Handel zur Multilateral Trading Facility (MTF), einem börsenähnlichen elektronischen Handelssystem, weiter zu entwickeln. DLT (Distributed Ledger Technology) steht für die Technologie hinter Blockchains. Sie ermöglicht die dezentrale, transparente und manipulationssichere Erfassung von Transaktionen.

FINEXITY – Unternehmenspräsentation (September 2025). Copyright: Finexity AG
FINEXITY – Unternehmenspräsentation (September 2025). Copyright: Finexity AG

TSS (Trade and Settlement System) wiederum bezieht sich auf ein System oder einen Anbieter, der den Handel, die Abwicklung und die Verwahrung von tokenisierten Wertpapieren abwickelt. „Durch die Integration von Handels- und Abwicklungssystem entfallen bislang zwischengeschaltete Intermediäre, was zu höheren Effizienzgewinnen und zusätzlichen Kosteneinsparungen führt“, unterstreicht Huelsmann.

Erste Geschäftszahlen, lange Lock-up-Fristen

Im vergangenen Jahr 2024 erwirtschaftete Finexity laut Vorstandschef Huelsmann einen proforma Umsatz von 6,7 Mio. EUR – bei einem leicht negativen Ergebnis. Für die Veröffentlichung der genauen 2024er Zahlen müssen Aktionäre sich noch gedulden. Mit Blick auf die kommenden Jahre zeigt sich Huelsmann ambitioniert: „In drei bis fünf Jahren erwarten wir einen Gesamtumsatz von 50 Mio. EUR bei einer EBITDA-Marge von 50-55 Prozent.“ In die Wachstumsprognose seien auch geplante Akquisitionen mit einbezogen, die ggf. über Bar- und Sach-Kapitalerhöhungen gestemmt werden könnten.

FINEXITY – Unternehmenspräsentation (September 2025). Copyright: Finexity AG
FINEXITY – Unternehmenspräsentation (September 2025). Copyright: Finexity AG

Größter Einzelaktionär ist Gründer und Vorstandschef Paul Huelsmann mit einem Anteil von 16%. Weitere 25% entfallen auf Mitgründer sowie Mitglieder des Managements. Rund 60 % befinden sich im Besitz externer Investoren, darunter ein Ankeraktionär mit rund 8,8 %. Seit der Gründung 2018 flossen rund 25 Mio. EUR Venture Capital in das Hamburger Start-up, das vor dem Listing insgesamt 122 Aktionäre zählte.

Symbolbild Finexity. Copyright: Finexity AG
Symbolbild Finexity. Copyright: Finexity AG

Im Rahmen der aktuellen Kapitalerhöhung wurden bis zum 1. September insgesamt 70.541 Aktien gezeichnet, davon 6.885 zu einem Ausgabepreis von 42,50 EUR und 63.656 zu einem Ausgabepreis von 29,50 EUR, was einem gesamten Gesamtvolumen von 2,17 Mio. EUR entspricht. Die Vorstandsmitglieder sowie von ihnen kontrollierte Gesellschaften unterliegen einer Sperrfrist von 30 Monaten. Strategische Investoren, Business Angels und Venture-Capital-Gesellschaften haben sich zu einer Haltefrist von 24 Monaten verpflichtet. Dazu zählen auch die 63.656 Aktien, die den überwiegenden Teil der jüngsten Kapitalerhöhung ausmachen. Die durch einen Großteil der Altaktionäre akzeptierten langen Lock-up-Fristen belegen das Vertrauen der Investorenschaft in das Geschäftsmodell und die Führung von Finexity.

Übernahme von Effecta

Mit Niederlassungen in Deutschland, der Schweiz und den Vereinigten Arabischen Emiraten hat Finexity weltweit an Emissionen gearbeitet. Für zusätzliches Wachstum soll die Mitte August gemeldete Übernahme von 90,1% der Effecta GmbH sorgen. Effecta ist ein führendes Haftungsdach im online-basierten Wertpapiervertrieb in Deutschland und wird als lizenziertes Wertpapierinstitut künftig eine bedeutende Stellung in der Finexity-Gruppe einnehmen. Über die bei Effecta angeschlossenen vertraglich gebundenen Vermittler kommen weitere 70.000 registrierte Anleger hinzu, was zu substanziellen Synergieeffekten für beide Partner führt. Auch die internationale Expansion läuft auf Hochtouren: Nach der Übernahme der Schweizer Crowdli stehen nun die Vereinigten Arabischen Emirate im Fokus, wo Private-Market-Fonds für indirekte Beteiligungen geplant sind.

Fazit

Der Markt für tokenisierte Wertpapiere wächst. Ob Marktplatz- oder Dienstleisterfunktion für digitale Assets und die entsprechenden Emittenten: Die Finexity AG bewegt sich in einem Zukunftsmarkt. 25 Mio. EUR von über 100 Investoren eingeworbenes Venture Capital sowie eine Gesamtbasis von Aktionären, die sich zu langen Haltefristen verpflichtet haben, zeugen vom Vertrauen in die Hamburger. Rund 50 Mio. EUR Börsenwert wirken angesichts der Wachstumspläne nicht überzogen, auch wenn Zahlen zur weiteren Bewertung (u.a. gibt es keinen veröffentlichten 2024er Jahresabschluss) fehlen.

Autor/Autorin

Christian Euler

Christian Euler ist seit rund 20 Jahren Redakteur im Bereich Wirtschaft und Finanzen. Für die Redaktion der Kapitalmarktplattform GoingPublic beleuchtet er seit 2025 Kapitalmarktthemen und interessante Aktien.