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Mitarbeiterbeteiligung ist eine freiwillige, zusätzliche Leistung des Arbeitgebers, die Mitarbeitenden eine finanzielle Teilhabe am Unternehmen ermöglicht. Sie zählt zu den monetären Benefits im Gesamtvergütungssystem. Wie bei allen Benefits entwickelt sich der klassische Mehrwert für die Mitarbeitenden erst bei Nutzung – und diese ist freiwillig und hat keinen Einfluss auf die Arbeitsbeziehung.
Mitarbeiterbeteiligung braucht darum ein klar formuliertes Nutzenversprechen, eine überzeugende Geschichte und eine aufmerksamkeitsstarke Kampagne, die aus dem Krach der alltäglichen internen Kommunikation heraussticht. Bei professioneller Gestaltung werden dadurch Aufmerksamkeit und Interesse für das Angebot der Beteiligung geweckt. Nun gilt es, zu überzeugen.
Finanzbildung: Der fruchtbare Boden für erfolgreiche Mitarbeiterbeteiligung
Verständnis schafft Wertschätzung: Die Ausgestaltung der Mitarbeiterbeteiligungsprogramme reicht von Aktienoptionsplänen, Diskontplänen und Share-Matching-Plänen bis zu Genussrechtsprogrammen. Je nach Modell profitieren Mitarbeitende von Gewinnen, Wertsteigerungen oder Dividenden – tragen aber auch Risiken. Ohne grundlegendes Finanzwissen bleiben Chancen und Risiken der Mitarbeiterbeteiligung für viele Mitarbeitende abstrakt.
Verständnis schafft Wertschätzung
Forschungsergebnisse zeigen, dass die Finanzkompetenz einer umgekehrten U-Form folgt – sie ist bei jüngeren und älteren Bevölkerungsgruppen am niedrigsten und erreicht im mittleren Alter ihren Höhepunkt. Vorliegende Informationen über die Zielgruppe und die vorherrschende Finanzkompetenz sind die Grundlage für die Entwicklung eines überzeugenden Wissensvermittlungsprogramms. Segmentierte Kommunikation und interaktive Lernformate helfen, unterschiedliche Wissensstände zu adressieren.
Erst wenn Programme verständlich und zielgruppengerecht erklärt werden, können sie wertgeschätzt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nicht jeder teilnehmen muss – aber jeder sollte die Chance haben, die Vorteile zu verstehen und das gewonnene Wissen als Mehrwert wahrzunehmen (Stichwort: „Employee Experience“). Das stärkt die Arbeitgebermarke und zahlt auf die Zufriedenheit und Motivation der Belegschaft ein.
Expertentipps zur besseren Kommunikation
- Analyse der Programmbedingungen und Bestimmung der herzustellenden Verständnislevel
(Tipp: Nutzung von Fokusgruppen, moderierte Formate) - Aufbau eines Glossars mit Definitionen der wichtigsten Begriffe
(Tipp: Einfache, leicht zu übersetzende Sprache nutzen, kein Fachjargon) - Sammlung der wichtigsten Verständnisfragen zur Teilnahme am Programm
(Tipp: Die Antworten textlich und visuell aufbereiten, interaktive Medienformate) - Aufbau interaktiver Lerninhalte für verschiedene Wissensstände
(Tipp: Einbindung in Learning-Management-System, Synergien nutzen, Inhaltskonzeption Finanzbildung auch unabhängig von Mitarbeiterbeteiligungsprogramm-Kommunikation) - Entwicklung von unterhaltsamen Wissenstests
(Tipp: Gamification-Ansätze zur spielerischen Wissensvermittlung) - Erarbeitung einer segmentierten Kommunikationsstrategie
(Tipp: Aktuelle Zielgruppenbedürfnisse, Wissensstände sowie Unternehmenssituation berücksichtigen, Kommunikation lokalisieren) - Schulung aller Kommunikatoren und Multiplikatoren
(Tipp: Wiederkehrend trainieren und mit Werkzeugen zur Kommunikation ausstatten) - Regelmäßige Aktivierung der Mitarbeitenden zum Test und zur Erweiterung ihrer grundlegenden Finanzkompetenz
(Tipp: Abstimmung mit der internen Unternehmenskommunikation) - Möglichkeit zur Teilnahme am Mitarbeiterbeteiligungsprogramm für gesamte Zielgruppe: ankündigen, informieren und inhaltlich schulen
(Tipp: Kampagne von Teilnahmefrist aus rückwärts planen)
Finanzbildung stärkt die Zukunftsfähigkeit
Wer die Mechanismen von Mitarbeiterbeteiligung versteht, hinterfragt auch andere Vergütungselemente – etwa die betriebliche Altersvorsorge – und erkennt Zusammenhänge im individuellen Gesamtvergütungspaket.
Es ist außerdem im Rahmen der neuen Gesetzgebung rund um Entgelttransparenz zu erwarten, dass Mitarbeitende mit mehr Informationen über Entgeltbestandteile in Kontakt kommen. Besser also, sie können die Informationen für sich gut einsortieren und bewerten. Finanzielle Bildung fördert langfristige finanzielle Eigenverantwortung und Selbstbestimmung. Finanzkompetenz (Financial Literacy) ist eine Kombination aus Bewusstsein, Wissen, Fähigkeiten, Einstellung und Verhalten, die notwendig ist, um solide finanzielle Entscheidungen zu treffen und letztendlich individuelles finanzielles Wohlbefinden (Financial Wellbeing) zu erreichen.
Finanzielle Sorgen belasten die Gesundheit und mindern die Motivation. Studien zeigen: Financial Wellbeing reduziert Fehlzeiten, steigert die Arbeitgeberattraktivität und bindet Mitarbeitende langfristig ans Unternehmen.
Geteiltes Wissen fördert den Zusammenhalt
Mitarbeiterbeteiligung kann ein verbindendes Element im Unternehmen sein – vorausgesetzt, alle verstehen die Spielregeln. Finanzbildung für alle fördert Gleichberechtigung, schafft Verständnis für Unternehmensstrukturen und Finanzkennzahlen und stärkt die gemeinsame Ausrichtung auf Unternehmensziele.
Fazit
Mitarbeiterbeteiligung ist mehr als ein finanzieller Benefit: Sie ist ein Instrument zur Stärkung der Unternehmenskultur, Mitarbeiterbindung und zur Steigerung der Produktivität. Ihr größter Hebel wirkt dann, wenn Unternehmen gezielt in die Finanzbildung ihrer Mitarbeitenden investieren. Denn Wissen ist die Grundlage für informierte Entscheidungen – und damit für nachhaltigen Unternehmenserfolg.
Am 3. Juni 2025 findet in der IHK Frankfurt a.M. die Being Public Conference – Börsennotiz schafft Werte! statt. Alle Informationen dazu finden Sie hier.
Autor/Autorin
Simone Schmitt-Schillig
Simone Schmitt-Schilligist Gründerin und Geschäftsführerin der Münchner Beratungsagentur Unequity. Die Agentur ist spezialisiert auf Kommunikationslösungen rund um Compensation & Benefits Programme. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der Entwicklung von effizienten und kreativen Kommunikationskonzepten zur eingängigen Vermittlung komplexer Themen.