Bildnachweis: SFC Energy, stock3.com.
Mit seinen Wasserstoff- und Methanol-Brennstoffzellen für umweltfreundliche stationäre und mobile Hybrid-Stromversorgung hat SFC Energy (DE000A0BL849) in den letzten zwei Jahren ein kräftiges Umsatz- und Gewinnwachstum hingelegt. In diesem Jahr muss das im SDAX gelistete Unternehmen jedoch einen herben Dämpfer verkraften. Nach der deutlich gesenkten Umsatz- und Gewinnprognose ging es mit dem Aktienkurs deutlich nach unten, der Börsenwert liegt aktuell unter 300 Mio. EUR. Auf der Bilanzpressekonferenz zu den Halbjahreszahlen erläuterte der Vorstand, wie SFC Energy wieder zurück in die Erfolgsspur finden will. Von Stefan Riedel
Die Enttäuschung der Märkte war groß, als SFC Energy Anfang August überraschend die Umsatz- und Gewinnprognose für 2025 senkte. Um 25 Prozent rauschte der Aktienkurs in die Tiefe. Demensprechend bemühte sich das Management um Vorstandschef Peter Podesser bei der Präsentation der Halbjahreszahlen um Schadensbegrenzung. Insgesamt drei Faktoren nannte Podesser als Gründe für die kassierte Prognose.
So haben negative Währungseffekte in den drei wichtigen Märkten USA, Kanada und Indien das Ergebnis um 2,7 Mio. EUR belastet. Darüber hinaus haben sich Aufträge aus Indien, die SFC Energy als größter Wachstumstreiber für 2025 einkalkulierte, ins nächste Jahr verschoben. Zugleich warnte Podesser davor, dass auch Brennstoffzellenhersteller wie SFC Energy aufgrund der globalen geopolitischen Entwicklungen große Unsicherheitsfaktoren bei der Auftragsplanung einkalkulieren müssen. Und zu guter Letzt fallen im laufenden Geschäftsjahr laut Management insgesamt 2,7 Mio. EUR an Ausgaben für den Ausbau der firmeninternen IT-Infrastruktur an.
Im ersten Halbjahr verzeichnete SFC Energy ein Umsatzplus von 3,9% auf 73,6 Mio. EUR. Am stärksten gewachsen, und zwar um 9,2% auf fast 21,9 Mio. EUR, ist die vom Umsatz her kleinere Geschäftssparte Clean Power Management mit ihren Stromversorgungssystemen für industrielle Bereiche. Nur leicht nach oben ging es im Bereich Clean Energy von 50,9 auf 51,8 Mio. EUR. Hier kamen die positiven Impulse mit 20% Zuwachs von den Brennstoffzellen in den Kernzielmärkten Sicherheitstechnik/Videoüberwachung und Datenübertragung und Digitalisierung.
Die Bereiche öffentliche Sicherheit und Militär werden für SFC Energy in den nächsten Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen. Für die Endkunden aus dem Militär hat SFC Energy ein spezielles auf Methanol-Brennstoff¬zellen basierendes System entwickelt. Damit werden Funkgeräte, Überwachungssysteme, Drohnenausrüstung, Sensoren und andere elektronische Geräte mit Strom versorgt, ohne dass der Motor des Fahrzeugs laufen muss.
Gewinneinbruch 2025
Auf der Ergebnisseite sackte das um Sondereffekte bereinigte EBITDA um 32% von 12,5 auf 8,5 Mio. EUR ab. Die EBITDA-Marge schrumpfte entsprechend auf 11,6%. Unterm Strich sank der Konzerngewinn von mehr als 5,8 auf unter 0,3 Mio. EUR. Der Auftragsbestand schmolz von 104,6 auf 74,3 Mio. EUR.
Wie bereits am 31. Juli kommuniziert, hat SFC Energy seine Umsatz- und Gewinnprognose für das Gesamtjahr deutlich zusammengestrichen: Beim Umsatz auf 146 Mio. bis 161 Mio. EUR, nachdem zuvor 160,6 bis 180,9 Mio. EUR anvisiert worden war. Die Zielvorgabe beim bereinigten EBITDA halbiert sich fast auf 13 bis 19 Mio. EUR, was einen deutlichen Rückgang gegenüber den 22 Mio. EUR von 2024 bedeutet. Dasselbe gilt für das bereinigte EBIT: Nach dem 15,6 Mio. EUR vom Vorjahr rechnet SFC Energy jetzt mit 5 bis 11,0 Mio. EUR.
Hoffnungsträger USA und Deutschland
Um den Aktienkurs wieder in Schwung zu bringen, muss SFC Energy in den nächsten Quartalen Comebackqualitäten mitbringen. „Ein schwaches drittes Quartal, aber ein überaus robustes viertes Quartal“ erwartet CEO Podesser in diesem Jahr auf der Umsatzseite. Er verweist dabei auf die 14 Mio. EUR an Auftragseingängen, die in den ersten Wochen des laufenden dritten Quartals USA, Kanada und Europa verbucht wurden. Die Sparte Clean Power Management habe es dabei geschafft, höhere Preise bei den Endkunden durchzudrücken. In Deutschland setzt SFC Energy darauf, in Zukunft als Anbieter von stationärer und mobiler Stromversorgung bei den Infrastrukturprojekten zum Zuge zu kommen. Ein erstes Großprojekt beim Bau einer Autobahnbrücke hat das Unternehmen gerade abgeschlossen.
In den USA wiederum hat SFC Energy die Voraussetzungen dafür geschaffen, um sich als Anbieter vor Ort einzuklinken. Die Produktion am US-Standort Salt Lake City soll im
Schlussquartal 2025 beginnen. Wie wichtig der US-Markt mittlerweile für SFC Energy geworden ist, zeigt der Großauftrag, den das Unternehmen am Tag nach der Präsentation der Halbjahreszahlen gemeldet hat. Mit einem nicht namentlich genannten langjährigen Kunden hat das Unternehmen einen Folgeauftrag in Höhe von vier Mio. USD für die EFOY Pro Brennstoffzellentechnologie abgeschlossen. Dabei handelt es sich um eine Kombination von Direktmethanol-Brennstoffzelle und Polymer-Elektrolyt-Membran für die dauerhafte mobile und stationäre Stromversorgung. Das gesamte Auftragsvolumen soll noch 2025 umsatz- und ergebniswirksam werden.
Fazit
Neue Großaufträge und die Nachricht vom Produktionsstart bleiben in diesem Jahr die wichtigsten Kurstreiber für die Aktie. Abgesehen davon muss SFC Energy in den nächsten Quartalen das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen, die aus Enttäuschung über die unerwartete Gewinnwarnung die Aktie verkauft haben. Für 2025 und 2026 haben die Analysten ihre Gewinnprognosen deutlich gekürzt. Die enttäuschten Erwartungen sind auf dem aktuellen Kursniveau eingepreist, aus dem sich ein 2026er-KGV von 25 ergibt. Es empfiehlt sich, die Aktie erst einmal von der Seitenlinie zu beobachten. Liefert SFC Energy in den nächsten Quartalen wieder stetig steigende Margen, können spekulativ wieder erste Positionen aufgebaut werden.
Autor/Autorin
Stefan Riedel
Stefan Riedel ist freier Autor bei GoingPublic Media und selbständiger Redakteur mit Schwerpunkt Finanzen und Wirtschaft.