Empirische Analysen haben bisher zumeist untersucht, was die Ankündigung einer Kapitalerhöhung für die Eigenkapitalkosten bedeutet. Doch welche Folgen hat ein solches Vorgehen für die Fremdkapitalkosten? Und wie stark ist dieser Effekt? Von Prof. Dr. Dirk Schiereck und Emre Arat

Eines der häufigsten Argumente für ein Going-Public ist der dauerhafte Zugang zu neuen Eigenkapitalgebern und damit zur jederzeitigen Option der Kapitalerhöhung über die Börse. Diese Option hat in den letzten Jahren vor allem für Börsenneulinge massiv an Bedeutung gewonnen. So sank die Frist zwischen Börsengang und erster Kapitalerhöhung von etwa 1500 Tagen in der Zeit vor der Finanzkrise auf zuletzt unter 400 Tage. Im Schnitt findet also etwa ein Jahr nach dem Börsengang die nächste Eigenkapitalaufnahme statt.

Fremdfinanzierung gewinnt immer mehr an Bedeutung

Während es vor diesem Hintergrund schon sehr viele empirische Analysen zu Kapitalmarktreaktionen auf die Ankündigung einer Kapitalerhöhung für den Wert des börsennotierten Eigenkapitals und damit die Eigenkapitalkosten gegeben hat, blieben die Frage nach den Konsequenzen von Eigenkapitalerhöhungen auf den Wert von börsennotiertem Fremdkapital und damit die Fremdkapitalkosten weitestgehend unbeachtet. Dabei gewinnt die Fremdfinanzierung über Anleiheemissionen weltweit und auch in Deutschland immer mehr an Bedeutung.

Optimierung der Fremdkapitalkosten kaum beachtet

Angesichts des gegenwärtig niedrigen allgemeinen Marktzinsniveaus ist der Optimierung der Kapitalkosten im Fremdkapitalbereich zuletzt eher weniger Beachtung zuteilgeworden. Aber beim Umfang an bilanziellem Gesamtkapital und den zum Teil sehr langen Laufzeiten ausstehender Bonds wird unmittelbar klar, dass es sich hier um einen sehr relevanten Kostenfaktor für Unternehmen handelt. Warum auch sonst ist die Europäische Zentralbank weiterhin so bemüht, die Anleihenmärkte durch groß angelegte Kaufprogramme im Zinsniveau zu drücken?