In Ehejahren spricht man bei der Zahl 25 von einer Silberhochzeit. So gesehen feiert der Deutsche Investor Relations Verband, kurz: DIRK, in diesem Jahr also Silberhochzeit. Wie auch so manch langjährige Ehe hat der Verband, sowie die Finanzbranche als solche, in den vergangenen Jahren eine ordentliche Metamorphose durchlebt – mit viel Wind und Gegenwind. Von Svenja Liebig

Zum Jubiläum lud der DIRK in den hohen Norden Deutschlands – nach Hamburg – ein und verknüpfte den feierlichen Teil mit dem offiziellen Part: der Herbst-Mitgliederversammlung, die am Tag nach den Festivitäten stattfand.

Ein besserer Veranstaltungsort hätte kaum gewählt werden können – schließlich hatte hier vor einem Vierteljahrhundert alles seinen Anfang genommen. Damals war der Verband aus der Not geboren: So existierten zu der Zeit zwar mehr als 600 börsennotierte Unternehmen in Deutschland, dafür hatten jedoch nur etwa 10% davon eine ausgewiesene IR-Abteilung. Wie wichtig die Öffentlichkeitsarbeit für die Aktie ist, erkannte man in den 1990ern, als die Bedeutung des Kapitalmarkts in Deutschland zunahm. Mit 28 Unternehmen als Gründungsmitgliedern wurde 1994 schließlich der DIRK geboren.

In den maritimen Räumlichkeiten des Museumsschiffs MS BLEICHEN präsentierten Dr. Wolfram Schmitt, seinerzeit DIRK-Präsident und heute Ehrenpräsident, sowie DIRK-Gründungsmitglieder Dr. Alexander Serfas – ebenfalls heute Ehrenpräsident – und Hans Richard Schmitz, IR-Leiter Hamborner REIT, die Entstehungsjahre des Deutschen Investor Relations Verbandes auf anschauliche Weise. Gemeinsam mit DIRK-Geschäftsführer Kay Bommer sinnierte man über vergangene Vorstandssitzungen, die mitunter auch ab und an mal in Weinanbaugebieten stattfanden – ein gewisses Maß an Vergnügen durfte in der Branche nach getaner harter Arbeit also schon damals nicht fehlen.

Goldgräberstimmung

Nur wenige Jahre nach der Gründung des Verbandes folgte die wilde Phase des Neuen Markts – deren aufregende Zeit u.a. von Jörg Peters, Leiter IR der Encavis AG und langjähriges DIRK-Mitglied sowie CIRO-Dozent, erörtert wurden. Die Erinnerungen an den „Wild Wild West“, wo wohl so mancher IR-Manager laut Erzählungen mit dem Porsche als Dienstwagen vorfuhr und auf den Kapitalmarktkonferenzen der Champagner in Strömen floss, erheiterten das Publikum sichtlich – und lösten bei dem einen oder anderen nostalgische Gefühle aus. Doch so schön und gleichzeitig abgehoben die Zeiten auch waren: Das dicke Ende kam selbstverständlich noch, und das nicht zu knapp. Der Rest ist Geschichte: Das Platzen der Dotcomblase mit dem Einbruch des IPO-Marktes Anfang der Nullerjahre traf natürlich auch die IR-Abteilungen hart; nicht zuletzt mit überbordenden Regulierungen als Folge. Von dem Gedanken, dass IR-Manager reines „Aktienmarketing“ betreiben sollten, was noch zu Hochzeiten des Neuen Markts galt, verabschiedete man sich zusehends.

Professionalisierung der IR

Es folgten Jahre einer erheblichen Professionalisierung der IR in Deutschland: So wurde z.B. ab 2001 das Weiterbildungsprogramm Certified Investor Relations Officer, kurz: CIRO, ins Leben gerufen. Da es sich bei vielen IR-Managern um Quereinsteiger – naturgemäß aus unterschiedlichen Berufsfeldern – handelt, wird mit dem Programm wesentliches Know-how für die IR-Arbeit vermittelt.

Mit der stetigen Weiterentwicklung der Investor Relations in Deutschland musste die Community 2007 aber schließlich das Platzen der nächsten Blase verschmerzen, diesmal vom US-Immobilienmarkt ausgehend. In der Folge wurde bekanntermaßen die weltweite Finanzkrise ausgelöst. Erneut definierte sich die IR-Arbeit in Deutschland neu – mit noch stärkeren Regulierungen, aber auch vielen neuen Chancen. Seither haben Themen wie strategische IR oder ESG eine immer größere Bedeutung eingenommen.

„IR for Future“

Nicht zuletzt prägen heutzutage die jüngsten Entwicklungen um „Fridays for Future“ und den Klimawandel das Berufsbild der IROs. Doch auch das seit Jahren in Deutschland heftig debattierte Thema der mangelnden Aktienkultur beschäftigt den Verband aktuell stärker denn je – Stichwort: Finanztransaktionssteuer. Auch hier bekennt der DIRK klar Stellung: „Wir werden nicht müde werden, die Aktienkultur in Deutschland zu stärken“, betont DIRK-Geschäftsführer Kay Bommer.

Neben diesen hochbrisanten Themen kam der Spaß ebenfalls nicht zu kurz: So wurden gegen Ende des offiziellen Rahmenprogramms alle ehemaligen DIRK-Geschäftsstellen-Mitarbeiter auf die Bühne gebeten, um dort gemeinsam die legendäre Hamburg-Hymne zu singen – zu Ehren des Geschäftsführers, dessen eine ganz große Liebe bekanntlich Hamburg ist.

Wohin geht die Reise?

Die eigentliche Mitgliederversammlung fand am Tag darauf in der historischen Konzernzentrale von Hapag-Lloyd statt. Mit über 180 Anmeldungen verzeichnete die MV einen neuen Teilnehmerrekord. Auch hier wurden spannende Themen vorgestellt und diskutiert, wie z.B. die Kommunikation von Wertsteigerungspotenzialen in den Investor Relations, das Verhalten und Präferenzen deutscher Aktionäre 2018, Bitcoin, Blockchain und DLT, die Bedeutung von Emojis in der Finanzkommunikation, die Vorbereitung auf ARUG II und vieles mehr.

Dass die Branche kurz vorm Übergang in ein neues Jahrzehnt erneut vor einem Wandel steht – man denke nur an Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Blockchain und ESG – sollte spätestens mit diesem Rahmenprogramm deutlich werden.

Fazit

Wenn die knapp zweitägige Jubiläumsveranstaltung des DIRK eines gezeigt hat, dann, dass die Investor-Relations-Arbeit niemals stillsteht und in stetigem Wandel begriffen ist. Dies beweist, dass ein starker Verband wie der DIRK, der seinen Mitgliedern stets mit Rat und Tat zur Seite steht und sich für jegliche Belange der Community stark macht, unabdingbar ist – denn nur so lassen sich auch Krisenzeiten meistern. Und in guten Zeiten? – Da feiert man gemeinsam ausgelassen. Auf die nächsten 25 Jahre!

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