Bildnachweis: Steyr Motors, Quelle / Copyright: Steyr Unternehmenspräsentation.

„Wir sehen einen Super-Zyklus, der mindestens das nächste Jahrzehnt anhalten wird.“

Im Gespräch mit Steyr-Motors-CEO Julian Cassutti

GoingPublic: Herr Cassutti, was sehen Sie als die wesentlichen Stärken von Steyr Motors?

Julian Cassutti: Das Wichtigste ist aus meiner Sicht das Geschäftsmodell von Steyr Motors. Wir definieren uns selbst als Marktführer für missionskritische, maßgeschneiderte auf die jeweiligen Kundenbedürfnisse abgestimmte Hochleistungsmotoren. Dabei fertigen wir nicht nur die Motoren wie in der Vergangenheit, sondern bieten nun auch zusätzliche Engineering-Services an, die wir uns vergüten lassen. Ein aktuelles Beispiel ist ein niederländischer Kunde, der u. a. für das deutsche Kommando Spezialkräfte („KSK“) ein neues Fahrzeug mit einer Entwicklungszeit von ca. zwei Jahren produziert. Hier entwickeln wir in Zusammenarbeit mit unserem niederländischen B2B-Kunden sowie dem deutschen Verteidigungsministerium einen maßgeschneiderten Motor. Der wesentliche Vorteil dabei ist: Wenn das Fahrzeug dann vom Verteidigungsministerium abgenommen worden ist und in die Produktion geht, sind wir absolut gesetzt in den nächsten Jahren (bis zu zehn Jahre), was wiederum prognostizierbare planbare Umsätze und Cashflows bedeutet. Eben weil es maßgeschneiderte Motoren sind, die man nicht von der Stange kaufen kann.

Wie verteilen sich Ihre Umsätze?

Wir generieren mit unseren Motoren ca. 60% des Umsatzes im militärischen Bereich und ca. 40% im zivilen Bereich. Dabei dreht es sich um Zwei-/Vier- und Sechs-Zylinder-Motoren, die z. B. in militärischen Fahrzeugen der Hummer/HumVee-Klasse eingesetzt werden. Unsere Aggregate (Auxiliary Power Units) kommen dagegen etwa im Leopard 2 Panzer oder im zivilen Bereich in Lokomotiven zur Anwendung. Letztere werden überwiegend in Skandinavien eingesetzt, da unsere Motoren kaltstartfähig bis zu -50 Grad sind.

Zudem beliefern wir auch den maritimen Bereich. Von uns kommen die Motoren für die Rettungsboote der AIDA-Kreuzfahrtflotte genauso wie im militärischen Bereich für die taktischen Einsatzboote der US Navy Seals. Unsere Motoren verfügen über eine ausgezeichnete Power-to-Weight-Ratio, sind leistungsfähiger und gleichzeitig leichter als Motoren anderer Hersteller.

Sie haben kürzlich ein Büro in Peking eröffnet. Wie sehen sie den asiatischen Markt?

Unser neues Büro in Peking legt das Wachstumsfundament für den gesamten asiatisch-pazifischen Raum. Unserer Vertriebspartner Trysun verwaltet ein umfangreiches Netzwerk von mehr als 150 Servicestützpunkten in ganz China, zudem haben wir sieben neue Vertriebspartner in Asien gewonnen, die unsere Reichweite vergrößern und die Vertriebskapazitäten in Asien festigen. Nachdem wir wieder profitabel sind und uns auf die Neukundengewinnung konzentriert haben, ernten wir nun die ersten Früchte unserer Arbeit wie die jüngsten Aufträge aus dem neu etablierten ASEAN-Distributoren-Netzwerk zeigen. Bereits kurz nach der Eröffnung unseres neuen Regionalbüros in Peking konnten wir die ersten Orders in Höhe von mehr als 1 Mio. EUR verbuchen. Aus meiner Sicht steht Steyr Motors hier erst am Anfang der Entwicklung.

Mutares bleibt nach dem Listing ja als Mehrheitsaktionär mit an Bord. Agieren Sie nun komplett unabhängig oder werden von Mutares weiter Beratungsleistungen erbracht und abgerechnet?

Ab dem 1. Januar 2025 wird es keine Mutares-Beraterhonorare mehr bei Steyr Motors geben. Das Mutares-Team war nach dem erfolgreichen Turnaround auch schon in den vergangenen Monaten sehr ausgedünnt, zuletzt hatten wir nur noch im Sales-Bereich Unterstützung.

Wie sehen Sie das Wachstum von Steyr Motors für die nächsten fünf Jahre?

Unsere Guidance für 2025 sieht ein Umsatzwachstum von 40% sowie eine EBIT-Marge von über 20 % vor. Und das ist kein einmaliger Effekt, auch für die nächsten Jahre gehen wir von einem stabilen, starken Wachstum aus. Entsprechend streben wir bis zum Jahr 2027 eine Vervierfachung des operativen Gewinns an, basierend auf dem bereinigten EBIT für 2024.