kai ehlersIn ihrer jährlich erscheinenden Studie hat die Kirchhoff Consult AG die Online-Geschäftsberichte der DAX30- und MDAX-Konzerne untersucht. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete Kirchhoff eine deutliche Abnahme der voll – ständig in HTML erstellten Berichte. Lediglich 35% der im DAX und MDAX gelisteten Unternehmen legten einen vollständigen HTML-Online-Bericht vor. Im Berichtsjahr 2011 waren es noch knapp 46%. Etwa ebenso viele Unternehmen, nämlich 36%, bevorzugten 2012 für ihren Online-Geschäftsbericht eine Mischform aus HTML in Verbindung mit Bild-, Flash- oder PDF-Formaten, während 29% ihre Berichte nur als PDF-Datei bereitstellten.

Die diesjährige Studie zeigt, dass lediglich 28 der insgesamt 80 DAX- und MDAX-Unternehmen einen vollständigen HTML-Online-Geschäftsbericht erstellten. Im Vorjahr lag die Zahl noch bei 35. Dieser Trend zu weniger vollständigen HTML-Online-Geschäftsberichten bestätigt sich auch bei getrennter Betrachtung der DAX30- und MDAX-Konzerne. 2012 haben 14 der 30 DAX-Konzerne ihren Geschäftsbericht als vollständigen HTMLBericht erstellt, 2011 waren es 19.Ebenfalls schlechter fällt im Vergleich zum letzten Jahr die Bilanz bei den 50 im MDAX notierten Unternehmen aus: Hier bieten gerade einmal 14 Unternehmen einen vollständigen Online- Geschäftsbericht an. Im Vorjahr lag die Zahl bei 17.

Deutsche Bank bleibt Spitzenreiter

Wie in den vergangenen Jahren bewertete Kirchhoff ausschließlich die vollständig in HTML aufbereiteten Online-Berichte. Dies hatte zur Folge, dass DAX-Unternehmen wie Deutsche Post DHL und Daimler in diesem Jahr nicht bewertet wurden, da diese ihre aktuellen Berichte im sogenannten Hybrid-Format erstellt haben. Auf dem ersten Platz der diesjährigen Studie landete bereits zum dritten Mal in Folge die Deutsche Bank. Punktgleich wurden Vorjahreszweiter BASF und TUI bewertet und teilten sich damit den zweiten Platz im Gesamtranking. Auf den übrigen Plätzen der Top 15 gab es in diesem Jahr einige Bewegung: So schaffte Gerresheimer erstmals den Sprung in die Top 15 und verbesserte sich von Platz 17 auf Platz 6. Neuzugang Talanx stieg auf Platz 7 ein und lag damit punktgleich mit dem Bericht der Hannover Rück. Wacker Chemie rückte auf den 10. Platz vor und Metro machte gleich 17 Plätze gut und landete auf Platz 15 (Vorjahr: Platz 32). Abstiegskandidaten waren Wincor Nixdorf (von 9 auf 14) und Merck (von 8 auf 11). Schlusslichter blieben wie schon im vergangenen Jahr die Berichte von Hochtief (Platz 28), Brenntag (Platz 27) und Continental (Platz 26).

Top 10 Online GB
Quelle: Kirchhoff Consult; Werte in „gesamt“ gerundet

Umfassende Bewertungskriterien

Die Studie bewertete die Online-Berichte auf Basis von insgesamt 97 Einzelkriterien in den drei Kategorien „Konzept“, „Service“ und „Technik“. In der Wertung der Einzelkategorien lagen die Sieger aus dem Gesamtranking – Deutsche Bank, BASF und TUI – vorn.Alle drei überzeugten insbesondere im Bereich „Service“ mit einem qualitativ überdurchschnittlichen Angebot an Servicefunktionen wie Suche, Downloadmöglichkeiten und Druckfunktion und verfügten über gute Navigationshilfen und Multimediaintegration. Im Teilbereich „Technik“ hatte TUI mit einer Bewertung von 81% die Nase vorn. In der Kategorie „Konzept“ bewertete die Studie u.a. die Auffindbarkeit des Berichts von Suchmaschinen, das Startseitenkonzept und die Qualität der berichtsinternen und externen Verlinkung. Insgesamt wurden sechs Unternehmen für das Konzept ihres Online-Berichts mit „gut“ bedacht.

Im Bereich „Service“ erhielten die Berichte von Fresenius und Deutsche Bank ein „sehr gut“. Bewertet wurden hier die Qualität und das Vorhandensein verschiedener Servicefunktionen wie zum Beispiel Downloads, Glossar, Kennzahlenvergleich oder eine erweiterte Suchfunktion. Nachholbedarf gibt es in puncto „Technik“: Nur der Bericht von Lanxess schaffte hier ein „sehr gut“. Dennoch war in dieser Kategorie insgesamt eine deutliche Verbesserung des Durchschnittswertes von 63 auf aktuell 74% zu verzeichnen. Bewertet wurden unter anderem die Benutzerfreundlichkeit (Schriftgrößen und Zeilenabstände) sowie die Einhaltung von Webstandards (Validierung des HTML-Quellcodes).

Fazit

Insgesamt hat sich die Qualität der untersuchten Online-Geschäftsberichte gesteigert. So standen bei 72% der Berichte Zusatzfunktionen, zum Beispiel eine Downloadmöglichkeit der Tabellendaten als Excel-Dokument, zur Verfügung. Darüber hinaus binden die Unternehmen ihre Online-Geschäftsberichte inzwischen besser in die Kommunikation zur Berichterstattung ein: Bei zwei Drittel der untersuchten Berichte wird im gedruckten Geschäftsbericht auf den Online-Report verwiesen. In diesem Jahr sehen wir eine weitere Zunahme bei den Mischformen der Online-Berichterstellung. Meist werden einige Berichtsteile, insbesondere der Anhang, als PDF ausgegliedert. Servicefunktionen stehen dort nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung. Von Kirchhoff erhobene Zugriffsstatistiken zeigen jedoch, wie wichtig gerade die Bedeutung des Anhangs für die Nutzer des Online-Geschäftsberichts ist. Deshalb erscheint der Trend zur Ausgliederung bestimmter Inhalte aus dem HTMLBericht aus Nutzersicht eher bedenklich.

Von Kai Ehlers, Senior Consultant Online Division, Kirchhoff Consult AG

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