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Übernahmehammer in Schwaben: US-Investor KKR greift bei Datagroup zu – Aktie schießt um 30 % in die Höhe. Der IT-Dienstleister Datagroup steht vor einer spektakulären Übernahme: Der US-Finanzriese KKR bietet 54 EUR pro Aktie – ein saftiger Aufschlag. Gründer Max Schaber bleibt an Bord, ein Delisting ist geplant. Alle Hintergründe zum Deal und was Anleger jetzt wissen müssen. Von Gian Hessami

 

Die Aktie des schwäbischen IT-Dienstleisters Datagroup (WKN: A0JC8S) ist am Mittwoch (16.04.2025) steil gestiegen. Bis zum Mittag legte der Kurs um mehr als 30 Prozent auf 53,50 EUR zu. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell rund 444,7 Millionen EUR. Der Grund: Der US-Finanzinvestor KKR (Kohlberg Kravis Roberts) will Datagroup kaufen. KKR bietet 54 EUR pro Aktie. Dies ist ein Preisaufschlag von 33 Prozent gegenüber dem Schlusskurs von Dienstag. Vorstand und Aufsichtsrat des deutschen IT-Unternehmens haben bereits grünes Licht für den Abschluss der Investorenvereinbarung gegeben und unterstützen das Kaufangebot. Die Transaktion ist für das dritte Quartal 2025 geplant.

Kursentwicklung der Datagroup SE. Stand: 16.4.25, 14:29 Uhr. Copyright: stock3.com
Kursentwicklung der Datagroup SE. Stand: 16.4.25, 14:29 Uhr. Copyright: stock3.com

Vom schwäbischen Mittelständler zum Digitalisierungspartner

Datagroup wurde 1983 von Max Schaber und Herbert Schwarzkopf – zunächst unter dem Namen Datapec – gegründet. Heute ist das Unternehmen mit rund 3.700 Mitarbeitern ein führender IT-Servicedienstleister. Zu den Kunden gehören hauptsächlich mittelständische Firmen. Die Dienste umfassen cloudbasierte Rechenzentrums-Services, IT-Security und Big Data. Das in Pliezhausen bei Stuttgart angesiedelte Unternehmen ist auf Wachstumskurs und profitiert seit einiger Zeit von der Beschleunigung der Digitalisierung. Im Geschäftsjahr 2023/24 erwirtschaftete Datagroup einen Umsatz von rund 528 Millionen EUR und einen operativen Gewinn (EBITDA) von rund 80 Millionen EUR. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Vorstand einen Umsatz zwischen 545 und 565 Millionen EUR und ein EBITDA zwischen 82 und 85 Millionen EUR.

Management steht hinter dem Deal

Mit der Ankündigung des Deals ist der Börsenwert von Datagroup innerhalb eines Tages um mehr als 100 Millionen EUR auf rund 444 Millionen EUR. gestiegen. Zu der Investorenvereinbarung gab es von Datagroup am Mittwoch eine Pressemeldung. Darin steht, dass Vorstand und Aufsichtsrat das Übernahmeangebot als „fair und attraktiv ansehen“. Das Management empfiehlt den Aktionären das Angebot anzunehmen.

Firmengründer bleibt beteiligt – Delisting geplant

Bisheriger Großaktionär von Datagroup ist die Familien-Holding HHS Beteiligungsgesellschaft des Datagroup-Gründers Max Schaber mit 54,4 Prozent. Diese Beteiligung soll an die Bieterin übertragen werden. In der Pressemitteilung heißt es zudem, dass Schaber „gleichzeitig mit Abschluss der Investorenvereinbarung“ mit KKR eine Vereinbarung abgeschlossen habe, um künftig gemeinsam die Datagroup zu kontrollieren. Damit würde der Firmengründer nach dem Eigentümerwechsel Datagroup verbunden bleiben. KKR und Datagroup haben sich in der Investorenvereinbarung auf ein Delisting geeinigt, das voraussichtlich unmittelbar nach Abwicklung des Angebots durchgeführt wird. Ein gesondertes Delisting-Angebot ist laut Datagroup nicht erforderlich.

KKR mit Erfahrung: Parallelen zu Springer und OHB

KKR ist bekannt für Übernahmen in großem Stil. Beispielsweise stieg der Finanzinvestor 2019 beim Medienkonzern Axel Springer („Bild“, „Die Welt“) ein. Kurz darauf wurde Springer von der Börse genommen. Mittlerweile halten die Amerikaner mehr als 35 Prozent der Springer-Aktien. Ein weiteres Beispiel ist der Einstieg des Finanzinvestors im vergangenen Jahr beim Bremer Raumfahrtunternehmen OHB, an dem KKR 28,6 Prozent der Anteile erhielt.

Autor/Autorin

Gian Hessami
Finanzjournalist at  | Website

Gian Hessami ist freiberuflicher Finanzjournalist und schreibt für GoingPublic Beiträge rund um Aktien und den Kapitalmarkt. Dabei stehen die Perspektive des Anlegers sowie die Chancen und Risiken der Investments im Vordergrund. Mit den Finanzmärkten beschäftigt sich der gelernte Zeitungsredakteur bereits seit 2004. Bei Investments fokussiert er sich auf Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Rohstoffe. Darüber hinaus hat er sich auf Derivate wie Zertifikate und Hebelprodukte spezialisiert.