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Gerade vier Wochen ist es nun her, dass die eine schweizerische Großbank Credit Suisse durch die andere, UBS, übernommen wurde. Zuletzt gab es Gerüchte über einen Börsengang, nun hat die US-Notenbank Fed den Kauf der US-Tochtergesellschaften der CS durch die UBS genehmigt. Am Wochenende wurden zudem Klagen im Zusammenhang mit der Übernahme bekannt.

In den vergangenen Wochen sind beim Eidgenössischen Finanzdepartement (EFD) zwei Klagen von Obligationären im Zusammenhang mit der Credit Suisse (CS) eingegangen. Dabei handelte es sich um zwei sogenannte Staatshaftungsbegehren, wie eine EFD-Sprecherin auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Sonntag mitteilte. Zum Inhalt dieser laufenden Verfahren könne das EFD keine Auskunft geben, hieß es weiter. Ursprünglich hatte der Tagesanzeiger darüber berichtet. Die Regierung wisse zudem, dass Investoren weitere Klagen im Zusammenhang mit der CS-Übernahme durch die UBS prüfen würden, so das EFD. Man habe die entsprechenden vorbereitenden Maßnahmen getroffen.

Szenarien nach dem Notkauf

Es war eine beispiellose Rettungsaktion der Credit Suisse im März, bei der die Schweizerische Zentralbank (SNB) die Übernahme durch die UBS mit Liquiditätshilfen und einem Darlehen von insgesamt bis zu 100 Mrd. CHF unterstützte, um nur ja ein Ausbreiten der Krise wie vor 15 Jahren in der letzten großen globalen Bankenkrise zu verhindern.

Schon wenige Wochen später wird über einen Teilverkauf oder gar einen Börsengang von Teilen der CS gerungen und spekuliert. Entsprechende Meldungen mit Bezug auf informierte Kreise machten vergangene Woche die Runde, ohne jedoch Konkretes zu liefern.

Gesundes Inlandsgeschäft

Fachleute sind sich weitgehend einig: Die Credit Suisse hat bezogen auf die Schweiz ein gutes und solides Geschäftsmodell, die Probleme rührt von anderen Bereichen her, das Geldhaus hatte insgesamt durch schlechtes Risikomanagement bei steigenden Zinsen Verluste hinzunehmen, hatte in den Vorjahren schon viel Geld durch Fehleinschätzungen eingebüßt, etwa beim Zusammenbruch eines Hedgefonds Archegos Capital und durch die Liquidierung der Fonds von Greensill Capital.

Die UBS könnte nun die wertvollen Teile der CS herausschälen, etwa durch einen Weiterverkauf oder ein Listing des Schweizer Inlandsgeschäfts, auch um hier eine Refinanzierung des Kaufpreises zu erhalten.

Die UBS hatte in der Notlage etwas mehr als 3 Milliarden CHF für die Credit Suisse bezahlt und bekam von der Schweizer Regierung für potenzielle Verluste eine Garantie über 9 Mrd. CHF bereitgestellt. Das Schweiz-Geschäft allein taxieren Analysten auf einen Wert von 8 bis 10 Mrd. CHF.

Vergleich mit Bear Stearns 2007

Trotz allem Bemühen, den möglicherweise noch schlummernden Risiken damit pauschal den Schrecken zu nehmen, weckt die Gemengelage ein wenig Erinnerungen an die Finanzkrise 2007 ff. Damals war als erstes die US-Bank Bear Sterns zu Fall gebracht worden. Das Institut hatte sich am Immobilienmarkt mit Ramschhypotheken verspekuliert, stand unmittelbar vor dem Zusammenbruch und stimmte im März 2008 einer Not-Übernahme durch JP Morgan zu – staatlich verordnet vom US-Finanzministerium. Den Zuschlag erhielt – entweder als Anweisung aus Washington oder doch im Zuge einer Auktion ist nicht 100%ig bekannt – die wohl stärkste damalige US-Bank.

JP Morgan zahlte für die Übernahme rund 10 USD je Bear-Stearns-Aktie, was sich auf gut eine 1 Mrd. USD summiert. Ursprünglich hatte die Bank den Zuschlag sogar für nur 2 USD pro Aktie erhalten, nach scharfer Kritik am „Spottpreis“ jedoch die Offerte erhöhen müssen – auf das sage und schreibe Fünffache. Ein Jahr zuvor waren Bear-Stearns-Papiere noch für mehr als 170 USD gehandelt worden.

Andere US-Institute strauchelten bekanntlich ebenfalls, nachdem im Falle Lehman Brothers im September 2008 keine Rettungsaktion via Auffanglösung mehr arrangiert werden konnte. Bei der Pleite von Lehman Brothers war u.a. ausgerechnet die Schweizer UBS diejenige, die – nicht zum ersten Mal – in das tiefste Fettnäpfchen getreten war und sich zuvor noch ein hochkomplexes Derivateprodukt von Lehman hatte andrehen lassen. Andere Institute hatten abgewinkt.

Die Aktie der UBS hat sich von den Kursverlusten im Zuge der Notübernahme der CS teilweise und in Schüben erholt, nach den jüngsten Nachrichten am Wochenende sackte die Aktie am Montag jedoch erneut ab. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 63 Mrd. EUR gehört sie zu den größten Banken Europas.

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GoingPublic Redaktion (fb/sb)

Falko Bozicevic ist Mitglied des Redaktionsteams des GoingPublic Magazins sowie verantwortlich für das Portal BondGuide (www.bondguide.de)

Simone Boehringer ist die Redaktionsleiterin "Kapitalmarktmedien" der GoingPublic Media AG.