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Nach vielen Wochen der Spekulation ist es offiziell: Vodafone bringt seine Funkturm-Tochter Vantage Towers in Frankfurt im Prime Standard an die Börse – bis Ende März.

Das Angebot beschränkt sich auf Bestandsaktien der Vodafone GmbH. Vantage Towers hofft, dass der Minderheitsanteil, der in Streubesitz übergeht, einen liquiden Markt für die Aktie schafft. Genauere Angaben zum Umfang des Angebots machte Vantage Towers in der Pressekonferenz zur Ankündigung der „Intention to float“ nicht.

Joint Global Coordinators des IPOs sind Bank of America, Morgan Stanley und UBS. Barclays, Berenberg, BNP Paribas, Deutsche Bank, Goldman Sachs und Jefferies agieren als Joint Bookrunners.

Die Vantage Towers AG ist ein führender Funkmastbetreiber in Europa. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben 82.000 Makrostandorte. Die Firma wurde erst 2020 als Tochter der Vodafone Group plc ausgegründet. Unternehmenssitz ist Düsseldorf. Die Entscheidung für die Frankfurter Börse fiel laut Vantage Towers auch, weil die meisten Funktürme in Deutschland betrieben werden.

CEO Vivek Badrinath zum Börsengang: „Das IPO ist ein wichtiger Meilenstein, mit dem die Basis für die nächste Wachstumsphase unseres Unternehmens in der dynamischen Funkturmbranche geschaffen wird.“ Man wolle die interessanten Optionen zur Wertschöpfung im Sektor nutzen und die Position als führender Anbieter von Funkmasten weiter ausbauen. „Mit unserer überlegenen Infrastruktur, den inflationsgebundenen Umsatzerlösen und unserer starken Bilanz sind wir bestens aufgestellt, die Nachfrage unserer Kunden nach einer besseren und breiteren Konnektivität auf dem gesamten Kontinent zu bedienen.“

Das Funkturmgeschäft hat Konjunktur – allein bedingt durch den Ausbau von 5G. Werden die Standorte unabhängig von einem Anbieter betrieben, können sie von mehreren Mobilfunkkonzernen gemietet werden, das verspricht regelmäßige Einnahmen über Jahre. Die Vorteile des eigenen Geschäftsmodells fasst Vantage Towers folgendermaßen zusammen:

Zum einen hält die Vodafone-Tochter Beteiligungen an Unternehmen, denen insgesamt etwa 82.000 Makrostandorte in zehn europäischen Märkten gehören. In neun von zehn Märkten steht Vantage Towers gemessen an der Anzahl der Standorte an erster Stelle. Besondere Attraktivität ergibt sich laut Vodafone-Tochter aus der hohen Qualität und der strategischen Platzierung der Standorte. Die durchschnittliche Vermietungsquote der Standorte lag Ende Dezember 2020 bei 1,39x – das zeige die Wachstumsmöglichkeiten über Co-Location und Nachrüstung. Daraus wiederum ergäben sich Wachstumsmöglichkeiten hinsichtlich des Kundenstamms und der Mieten. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres gewann Vantage Towers nach eigenen Angaben 1.400 neue Mietverhältnisse hinzu.

Zudem profitiert Vantage Towers von seiner führenden Position in Märkten, in denen Nachholbedarf im Bereich 5G und Verdichtung besteht. Das Unternehmen spekuliert darauf, dass die Nachfrage nach Mietverhältnissen und Standorten weiter steigt. Man verfüge über Zusagen von 7.100 neuen Standorten bis 2026.

Außerdem verweist Vantage Towers auf seinen Kundenstamm – und Vodafone als Ankermieter. 95% der Umsatzerlöse 2020 seien auf Mobilfunkanbieter mit Investment -Grade-Ratings zurückzuführen, die sichere Cashflows bieten.

Vantage Towers betont zudem die inflationsgebundenen und langfristigen Verträge mit Mobilfunkanbietern in Kombination mit Built-to-Suit-Zusagen und Erstangebotsrecht hinsichtlich neuer Standorte von Vodafone. Diese Vereinbarungen sicherten belastbare Umsatzerlöse und garantierten ein „eingebautes Wachstum“.

Auch die Zahlen sprechen für sich: Das bereinigte EBITDAaL für das Geschäftsjahr zum 31. März 2020 und die ersten neun Monate zum Geschäftsjahr 31. März 2021 belief sich auf 513 Mio. EUR und 394 Mio. EUR. Das entspricht einer bereinigten EBITDAaL-Marge von 54% für die beiden Zeiträume. Vantage Towers ist der Ansicht, die Margen wegen der betrieblichen Hebelwirkung künftig noch steigern zu können. Mittelfristig soll die durchschnittliche jährliche Umsatzwachstumsrate im mittleren einstelligen Bereich liegen, die bereinigte EBITDAaL-Marge bei über 50%. Der Free Cashflow soll jährlich durchschnittlich im hohen einstelligen Bereich wachsen. Bis 31. März 2021 strebt Vantage Towers einen Verschuldungsgrad von 4,0x an.

Zuletzt führt Vantage Towers die eigene Wachstumsstrategie als Hebel zur Wertsteigerung an: Das Produktportfolio soll erweitert, die Beziehungen zu bestehenden und neuen Kunden optimiert werden. Zudem will die Vodafone-Tochter über das Kerngeschäft hinaus investieren. M&A-Transaktionen sind geplant, außerdem sollen organischen Investitionen steigen. Für diese Möglichkeiten will das Unternehmen nach eigenen Angaben eine Fremdfinanzierungskapazität von 1 Mrd. EUR in die Hand nehmen. Auch die Ausgabe von Aktien sei denkbar, um diese Option zu erhöhen.

Vantage Towers äußerte sich auf der Pressekonferenz nicht dazu, inwieweit es bereits Investorenzusagen gibt. Es bleibt also bisher offen, inwieweit sich Geldgeber von den genannten Argumenten überzeugen lassen.

Einen weiteren Anreiz will Vantage Towers mit der Dividendenpolitik schaffen: Das Unternehmen will 60% des wiederkehrenden Cashflows als Dividende ausschütten. Für dieses Geschäftsjahr sollen im Juli 280 Mio. EUR Dividende ausgeschüttet werden. Experten gehen davon aus, dass Vantage Towers zum IPO mit 15 Mio. EUR bis 18 Mio. EUR bewertet werden könnte. Für Vodafone ergibt sich aus dem Börsengang die Möglichkeit, Schulden zu tilgen – das ist auch dringend nötig, im Geschäftsbericht 2020 wies der Konzern 42 Mrd. EUR Nettoverschuldung aus.

Autor/Autorin

GoingPublic Redaktion / iab