Das weltweit wertvollste Unternehmen könnte vor einem IPO stehen – verschiedenen Presseberichten zufolge plane Saudi-Arabien einen Börsengang seines Staatsunternehmens Aramco.

Eine Entscheidung soll laut Muhammad bin Salman, Kronprinz und heimliche Wirtschaftspower hinter König Salman, in den nächsten Monaten fallen. Diese Möglichkeit eines IPOs des Staatsunternehmens hatte der Kronprinz überraschend in einem Interview vor wenigen Tagen angedeutet.

Ein Börsengang dürfte nicht ganz einfach zu bewerkstelligen sein. Einerseits ist Aramco sehr intransparent und veröffentlicht keinerlei Geschäftszahlen, nicht einmal welche zu seinen Ölreserven/-ressourcen. Andererseits dürfte Aramco das wohl wertvollste Unternehmen der Welt sein, weit jenseits der Marke von 1.000 Mrd. USD (= 1 Bio. USD).

Quelle: Aramco
Quelle: Aramco

Ein Analyst von Capital Economics meinte in einer ersten Einschätzung gar, angesichts derart undurchschaubarer Geschäfte des bisherigen Aramco könnten die Besitzer einen Unternehmenswert überall irgendwo zwischen 1.000 Mrd. und 10.000 Mrd. USD veranschlagen.

Zur Debatte steht ein Streubesitz von vielleicht 5% oder wenig mehr, damit die saudische Königsfamilie selbstverständlich die totale Kontrolle behielte.

Die vermeintlichen Reserven bei rund 260 Mrd. Fass liegen rund beim Zehnfachen dessen von z.B. ExxonMobil.

Die üblichen Verdächtigen wie JP Morgan Chase oder HSBC werden bereits als mögliche internationale Begleitbanken zitiert. Beide hatten im vergangenen Jahr bereits einen 10 Mrd. USD umfassenden Kredit für Aramco arrangiert. Sicherlich werden Dutzende internationale Großbanken um solch ein Volumen von 50+ Mrd. USD buhlen. Allerdings sind nur HSBC und JP Morgan bis dato einigermaßen geschäftig im verschwiegenen Königreich unterwegs. HSBC hatte zudem bereits Aramcos Tochtergesellschaft Rabigh Refining 2008 beim Börsengang begleitet.

Ferner dürften die Saudis diverse lokale Institute mit an Bord nehmen, dies ist ebenfalls ungeschriebenes Gesetz, so international ein Börsengang auch angelegt sein mag.

Die Frage ist: an welche Börse könnte das Dickschiff Aramco überhaupt gehen? Die lokale saudische Börse wäre mit einer Aramco womöglich schnell überladen und überfordert. Also New York, London oder Hongkong? – dann müssten ganz andere Transparenzlevel her, die die Saudis so rasch wahrscheinlich nicht unbedingt bewerkstelligen möchten oder können.

Aramcos Stellungnahme auf der Homepage
Aramcos Stellungnahme auf der Homepage

Aramco bestätigt auf seiner Homepage übrigens, dass alle Optionen geprüft würden, darunter auch ein Börsengang – selbstverständlich sei noch nichts entschieden, siehe Bild rechts.

Interessanterweise kommt die saudische Offensive wenige Tage nachdem das Königreich international heftig in der Kritik gestanden hatte, und damit auch die USA als eine seiner wenigen internationalen Unterstützer – es wäre nicht das erste Mal, dass die USA Scheckheftdiplomatie betrieben, sofern hier zutreffend.

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