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Nachhaltigkeitsmarkt wächst seit Jahren

Der Trend hin zu einem nachhaltigeren Leben, der sich in weltweiten Anstrengungen, die Auswirkungen des Klimawandels und des Bevölkerungswachstums abzumildern widerspiegelt, treibt auch das Marktwachstum für pflanzliche Lebensmittel. Bei der Produktion pflanzlicher Ernährung sind CO2-Emissionen und Wasserverbrauch ca. halb so groß wie bei herkömmlicher Ernährung mit Fleisch. In Deutschland z.B. geben nach einer Umfrage der Meinungsforscher von Allensbach 8 Mio. Bürger an, Vegetarier zu sein. Eine weitere Million ernähre sich gar vegan.

Es wird erwartet, dass der globale Markt für pflanzliche Lebensmittel im aktuellen Jahr um 9,2% auf 13,3 Mrd. EUR und auf 18,8 Mrd. EUR im Jahr 2025 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 9% wachsen werde (Business Research Company). Hinzu kommt, dass auch der Markt für alternative Proteine für den Fisch- oder Fleischersatz stark zunimmt: Dieser soll von heute 13 Megatonnen p.a. auf 97 Megatonnen 2035 ansteigen und dann bereits 11% des gesamten Proteinmarktes ausmachen (Boston Consulting Group)

Wettbewerber

Das bekannteste Unternehmen in Marktumfeld veganer Lebensmittel (hier nur Fleisch) ist sicherlich Beyond Meat – seit April 2019 an der Börse. Allerdings folgte etwa ein halbes Jahr später ein herber Einbruch, der zeitweise in Kursen unterhalb des Ausgabepreises mündete. Derzeit liegt die Aktie bei 26% über dem Preis zum Börsenstart. Beyond Meat ist ebenfalls noch deutlich in den roten Zahlen und kommt derzeit auf eine Marktkapitalisierung von 5,1 Mrd. EUR. Bei einem Umsatz Ende 2020 von 407 Mio. EUR ergibt sich ein Verhältnis Marktkap./Umsatz (KUV) von 12,5. So werde in den Folgejahren ab 2023 mit dem Turnaround zur Profitabilität gerechnet.

Ein weiterer Big Player auf dem Markt ist AKK AB aus Schweden, einer der weltweit führenden Hersteller pflanzlicher Öle und Fette. AKK kommt aktuell auf eine Marktkapitalisierung von 4,8 Mrd. EUR, ist aber profitabel. Der Aktienkurs ist in den vergangenen fünf Jahren relativ stetig um 75% gewachsen. 2020 machte AKK einen Umsatz von 2,8 Mrd. EUR, das Verhältnis Marktkap./Umsatz lag bei nur 1,5. Das 2020er KGV lag bei 27, im aktuellen Jahr werden 34, in den Folgejahren wieder Werte um 27 prognostiziert.

Ein weiterer Wettbewerber ist die Orior AG (CH), die in Teilen vegetarische Lebensmittel vertreibt. Die aktuelle Marktkapitalisierung beträgt 580 Mio. EUR, der Umsatz 2020 lag bei 575 Mio. EUR. Für 2021 und 2022 wird hier ein KUV von ca. 1,2 prognostiziertund ein KGV jeweils von 21.

Dementsprechend würde Veganz mit einer potentiellen Marktkapitalisierung in der Mitte der Preisspanne von 120 Mio. EUR, gemessen am Umsatz Ende 2020 von 27 Mio. EUR, auf ein KUV von 4,4 kommen. Ende des aktuellen Jahres läge das Verhältnis dann schon bei 3,7 – also höher als bei AKK und Orior, aber deutlich unterhalb Beyond Meat. Auch das KGV wäre aktuell im Gegensatz zu AKK und Orior noch negativ, bei weitem aber nicht in dem Bereich von Beyond Meat.

Stärken/Risiken

+ seit Jahren anhaltender Trend zu nachhaltigeren Lebensmitteln
+ sinnvoller Einsatz der IPO-Erlöse für die zunehmende Eigenproduktion
+ Einsatz von Proteinen als Fleisch-/Fischersatz steigt enorm
– noch relativ hohe Verluste
– bestehende Abhängigkeit von Co-Produzenten & Vertriebspartnern

Fazit

Zwar ist der Markt für Lebensmittel im Allgemeinen übersättigt, der Trend zur Nachhaltigkeit und gesünderem Leben eröffnet aber für Hersteller pflanzlicher Lebensmittel oder von Ersatzproteinen vielfaltige Wachstumschancen. Veganz verfügt in Europa über eine starke Marktstellung, zählt die Mehrzahl der großen Lebensmitteldistributoren zu seinen Partnern und will zudem zunehmend in die Eigenproduktion seiner Lebensmittel investieren. Außerdem kommt Veganz dem Nachhaltigkeitsimage auch authentisch nach: als Pionier bei der Nachhaltigkeitszertifizierung.

Sicher sind die aktuellen Verluste nicht gering, am Beispiel einiger Wettbewerber ist aber zu erkennen, dass deutliches Aufholpotential besteht. Gemessen am Verhältnis Marktkapitalisierung/Umsatz wären die IPO-Konditionen noch im akzeptablen Bereich. Mit Sicherheit ein spannendes IPO: Die weitere Entwicklung von Veganz darf mit Aufmerksamkeit verfolgt werden. Die Aktie eignet sich derweil sicherlich nur für risikoaffine Anleger.

Autor/Autorin

Ike Nünchert

Ike Nünchert ist freier Autor für das GoingPublic Magazin sowie für GoingPublic Online.