Deutschlands größter Autovermieter Sixt möchte im privaten Leasinggeschäft ein großer Player werden. Deshalb soll die Sixt-Tochter jetzt mit einem Börsengang in die Unabhängigkeit entlassen werden. Bis zum 6. Mai können die Aktien der Sixt Leasing AG gezeichnet werden.

Börsengang
Für die Sixt SE zählt Leasing nicht mehr zum Stammgeschäft. Die bisherige Tochter Sixt Leasing AG geht deshalb an die Börse, um ihr künftiges Wachstum aus eigener Kraft zu stemmen. Der Autovermieter gibt zwar die Mehrheit ab, wird aber nach dem IPO noch mindestens 40% an seiner Tochtergesellschaft halten. Bis zu 12,4 Mio. Aktien der Sixt Leasing AG können bis zum 6. Mai gezeichnet werden. Aus einer Kapitalerhöhung kommen 5,6 Mio. neue Wertpapiere. Zudem will sich die Sixt SE von 5,2 Mio. Aktien trennen. Bei starker Nachfrage besteht noch die Möglichkeit, weitere 1,6 Mio. Papiere aus dem Besitz der Eigentümer im Rahmen einer Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) zu platzieren. Angebote können in einer Spanne zwischen 17,90 und 21,30 EUR abgegeben werden.

Vom Privat- bis zum Gewerbekunden deckt Sixt Leasing alle Interessen ab. Quelle: Sixt Leasing
Vom Privat- bis zum Gewerbekunden deckt Sixt Leasing alle Interessen ab. Quelle: Sixt Leasing

Ab 7. Mai sollen die Aktien im Prime Standard der Frankfurter Börse notieren. Das IPO hat ein Volumen bis zu 264 Mio. EUR. Dem Unternehmen fließen davon – je nach Ausgabepreis – zwischen 100 Mio. und 119 Mio. EUR zu. Die Sixt Leasing AG würde dann an der Börse zwischen 369 Mio. und 439 Mio. EUR wert sein. Begleitet wird die Transaktion von Berenberg und Commerzbank als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners. Die Baader Bank ist weiterer Joint Bookrunner.

Unternehmen
Sixt betreibt das Leasinggeschäft schon seit Jahrzehnten – in erster Linie aber für Firmen. Erst vor einigen Jahren wurden auch Privatkunden als Zielgruppe entdeckt. Für Vorstandschef Rudolf Rizzolli gibt es im Segment herstellerunabhängiger Angebote für Privatkunden und kleine Gewerbetreibende die größten Wachstumsmöglichkeiten. Zudem ist dieses Geschäft hochmargiger als das mit Firmenkunden. Deshalb will Sixt Leasing jetzt Vollgas geben: „Leasing ist Mobilität zu einer festen Rate“, ist Rizzolli überzeugt.

Markt
Laut Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) waren 2014 nach der Stückzahl fast 40% aller Straßenfahrzeuge geleast. Bei Autos der Oberklasse ist der Anteil noch größer. Genaue Zahlen für das Privat-Leasinggeschäft gibt es allerdings nicht. Etwa 90% des Privatleasings wickeln die Hersteller oder deren Finanzinstitute ab, naturgemäß mit Volkswagen, Daimler und BMW an der Spitze. Im Bereich der herstellerunabhängigen Anbieter sieht sich Sixt als Nummer drei im Markt. Zwar gelte derzeit Leasing „bei vielen jüngeren Leuten als schick“, nach Angaben des BDL ist aber eine genaue Prognose über die künftige Entwicklung „schwierig“.

Sixt Leasing AG
2012 2013 2014 2015e
Umsatz* 556,5 546,1 575,0 600,0
Nettoergebnis* 12,0 15,5 19,0 20,5
EpS 0,58 0,75 0,92 1,00
KGV min. 30,7 23,8 19,4 18,0
KGV max. 36,6 28,3 23,1 21,4
*) in Mio., sämtliche Angaben in Euro; Quelle: GoingPublic Research

Geschäftszahlen
Der Umsatz der Leasing-Tochter einschließlich Fahrzeugverkäufe lag 2014 bei 575 Mio. EUR, das Ergebnis vor Steuern erreichte 25,6 Mio. EUR. Der Sixt-Konzern erzielte insgesamt einen Umsatz von 1,65 Mrd. EUR und ein EBT von 157 Mio. EUR. Die Sixt-Leasingsparte stand damit für ein Drittel der Konzernerlöse sowie 16% des EBT. Zwischen 2012 und 2014 wuchs die Zahl der Verträge mit Privatkunden um jährlich 54% auf 16.000. Mit dem Firmen-Flottenleasing und dem Flottenmanagement für Konzerne gibt es insgesamt knapp 100.000 Verträge. Wie kapitalintensiv das Geschäft ist, zeigt das Wachstum des Leasingvermögens: Der Wert der Fahrzeuge stieg von 740 Mio. EUR im Jahr 2012 auf gut 900 Mio. EUR 2014.

Sixt Leasing sieht den Autoabsatzmarkt mit Herstellen, Händlern und Online-Kanälen im Umbruch: Der Anteil des Auto-Leasings werde weiter steigen. Von den jährlich rund 3,3 Mio. zugelassenen Neufahrzeugen entfallen rund 1,7 Mio. auf Privatpersonen und Kleinfirmen. Davon seien fast 70% über Banken, Ratenkredite oder Leasing finanziert – also potenzielle Kunden. Weiteres Wachstum soll vor allem das Onlinegeschäft beisteuern: Privatkunden will Rizzolli mit einem modernen Web-Auftritt und einer Auswahl von über 30 Herstellern ansprechen. Außerdem setzt er auf Einkaufs- und Kostenvorteile sowie das Knowhow von Sixt im Leasinggeschäft. Der Schwerpunkt der geschäftlichen Aktivitäten soll weiterhin in Deutschland liegen. Erst in einem zweiten Schritt möchte das Unternehmen sein Geschäft auf das europäische Ausland ausweiten.

„Man müsse aber eines verstehen“, so CFO Björn Waldow im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin im Vorfeld des IPOs: „Flottenleasing ist unser Brot-und-Butter-Geschäft. Hochmargiger und wachtumsstärker sind aber das Flottenmanagement und Online-Retail“, erläutert uns Waldow. Tatsächlich ist das Flottenleasing in den letzten zwei Jahren praktisch nur noch konstant geblieben. Beim Flottenmanagement dagegen schaffte die Sixt-Tochter aus dem Stand und ohne Marketing 31.000 Verträge, die vor allem Beratungs- und Servicegebühren hereinspülen. Der Online-Verkauf von Neuwagen dagegen – an Primärhändlern vorbei – hat gar die höchste Profitabilität. Als herstellerunabhängiger Anbieter kann Sixt Neuwagen die jeweils besten, irgendwo überhaupt verfügbaren Rabattspannen abbilden. Als Early Mover hat Sixt Leasing im Rahmen eines bislang wenig erschlossenen Marktes signifikante Marktchancen.

Mittelverwendung
Mit den Erlösen aus dem Börsengang plant Sixt Leasing, seine kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten zu reduzieren, um in den nächsten Jahren stärker zu wachsen und sein Geschäft profitabler zu machen. Vom Mutterkonzern, dem durch das IPO bis zu 144 Mio. EUR zufließen, bekommt die Tochter weitere 30 Mio. EUR als Kapitalspritze. Die Rechnung ist simpel: Derzeit belastet noch teures Fremdkapital die Leasing-Tochter; die Eigenkapitalzufuhr aus dem Börsengang schlägt sich praktisch umgehend in niedrigeren Refinanzierungskosten nieder.

Fazit
Der Ausgabepreis sollte in der unteren Hälfte der Bookbuilding-Spanne liegen: Sonst wäre bei noch mäßiger Ertragssteigerung das KGV für 2015 mit über 19 höher als bei der Muttergesellschaft. Sixt Leasing wird umgehend SDAX-Kandidat sein und damit naturgemäß im Fokus auch größerer Investitionsvolumina.

Thomas Müncher, Falko Bozicevic

Sixt Leasing AG – Emissionsparameter
WKN 723132
Zeichnungsfrist 27. April bis 6. Mai
Erstnotiz 7. Mai
Preisspanne 17,90 bis 21,30 EUR
MarketCap 369 bis 439 Mio. EUR
Marktsegment Prime Standard (Frankfurt/Main)
Emissionsprospekt ja
Emissionsvolumen 222 Mio. bis 264 Mio. EUR
Konsortium Berenberg, COMMERZBANK; Baader Bank
Free Float  max. 60%

 

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