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Nachhaltiger Wachstumsgarant oder riskantes Spekulationsgeschäft – SPACs (Special Purpose Acquisition Companies) können beides sein, weshalb Anleger bei dem neuen Börsenkonstrukt genau hinschauen sollten. Für junge Unternehmen stellen die Firmenmäntel dagegen eine vielversprechende Finanzierungsmöglichkeit dar, was langfristig für mehr Innovationskraft am Markt sorgen dürfte. Ganz im Sinne Schumpeters. Von Dr. Ernst Konrad

Durch die Hintertür zum Börsen-Listing – mit SPACs ist es möglich. Bei dem neuen Börsenkonstrukt aus den USA sammeln leere Firmenmäntel Geld an der Börse ein, um es anschließend in Start-ups und innovative Unternehmen aus dem Tech-Segment zu investieren. Dabei versprechen sie geringe Kosten, hohe Renditen und überdurchschnittliche Wachstumsraten, was zurzeit viele Anleger in Hochstimmung versetzt. Anhaltende Niedrigzinsen und eine coronabedingte Geldschwemme befeuern den Hype zusätzlich. Dennoch sind auch kritische Stimmen zu vernehmen, die auf fehlende Regularien und Intransparenz verweisen. Was also ist von dem neuen Konstrukt zu halten?

Kurz gesagt: Es kommt auf das jeweilige SPAC an, denn bei der Qualität der Firmenmäntel gibt es große Unterschiede. Während sich schlechte Produkte aufgrund ihrer hohen Gebühren und faulen Investitionen lediglich für ihre Sponsoren lohnen, profitieren von einem gut konstruierten SPAC auch die Aktionäre und Unternehmen. Für Anleger ist es deshalb entscheidend, sich die Firmenmäntel genau anzuschauen. Ein Blick auf den Track Record des Sponsors ist Pflicht.

US-Flagge

Bei unbekannten Namen empfiehlt es sich vorsichtig zu sein, da die Gefahr einer adversen Selektion im SPAC-Bereich durchaus gegeben ist. So liegen die Transparenzvorschriften und Qualitätskriterien hier deutlich niedriger als bei einem klassischen IPO. Umso wichtiger ist es bei der Beurteilung mit Vernunft und Augenmaß vorzugehen, anstatt bloß auf Vertrauen zu setzen.

Dabei könnte ein gewisser regulatorischer Druck helfen, das Konstrukt langfristig am Markt zu etablieren, was aus gesamtwirtschaftlicher Sicht durchaus zu begrüßen wäre. Denn mit den SPACs eröffnet sich für Unternehmen eine zusätzliche Möglichkeit, an dringend benötigtes Eigenkapital zu gelangen. Das gilt insbesondere für den deutschen Kapitalmarkt, auf dem in dieser Hinsicht traditionell Knappheit herrscht. Ein großer Nachteil für wachstumsorientierte Innovatoren, die weder über ausreichende Profite noch über andere Sicherheiten verfügen, um sich über Bankkredite zu finanzieren.

Vor diesem Hintergrund könnten SPACs zu einem wichtigen Treiber des technologischen Wandels werden. Oder, wie der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter sagen würde, zur „schöpferischen Kraft der Zerstörung“. Davon ist die Produktivität und das Wirtschaftswachstum unserer gesamten Volkswirtschaft abhängig. Für den Portfolio-Mix unseres Phaidros Funds Schumpeter Aktien, der sowohl auf kreative Zerstörer als auch auf die Renditen etablierter Monopolisten setzt, könnte das Konstrukt in Zukunft jedenfalls durchaus eine Option darstellen.

Dr. Ernst Konrad

Dr. Ernst Konrad ist Portfoliomanager des Phaidros Funds Schumpeter Aktien von Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH, einem der größten in Deutschland für die Finanzportfolioverwaltung zugelassener unabhängiger Verwalter mit Sitz in München und Frankfurt.

 

Autor/Autorin

Falko Bozicevic ist Mitglied des Redaktionsteams des GoingPublic Magazins sowie verantwortlich für das Portal BondGuide (www.bondguide.de)