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Johann Ostermair, Vorstand, Silvia Quandt & Cie. AG

Der BRIC-Staat Indien verfügt für die kommenden Jahre weiterhin über hohes Wachstumspotenzial. Gerade für indische Firmen in Zukunftsbranchen würde ein Gang an die Deutsche Börse einige Vorteile eröffnen.

Größte Demokratie der Welt

Kennen Sie die größte Demokratie der Welt? Nein, es ist nicht die Europäische Union oder die USA, sondern Indien. In dem mit 3,3 Mio. Quadratkilometern siebtgrößten Staat der Erde leben rund 1,2 Mrd. Menschen. Indien verfügt über eine junge Bevölkerung und zudem über genügend qualifizierte Arbeitskräfte, insbesondere in den Bereichen IT und Pharma. Aufgrund der jungen Bevölkerung und des reichlichen Arbeitskräfteangebots sind die Arbeitskosten im internationalen Vergleich niedrig. Trotz der jüngsten Verlangsamung hat Indiens Wirtschaft in den vergangenen Jahren durch hohes Wachstum überzeugt. Im Jahr 2011 lag das BIP-Wachstum immerhin noch bei 7,4%. Mit einem Stand von knapp 50% des BIPs (2011) weist Indien keine allzu hohe, wachstumshemmende Staatsverschuldung auf.

Bisher sind einige chinesische Unternehmen in Deutschland an die Börse gegangen. Doch ist auch gerade für indische Firmen, insbesondere aus international agierenden Branchen, ein IPO in Deutschland attraktiv? Die Gründe sind vor allem Reputation und internationale Bekanntheit, Zugang zu Wachstumskapital sowie Vorteile bei der regionalen Erweiterung oder Stärkung der Geschäftstätigkeit. Um in Deutschland an die Börse zu gehen, benötigen ausländische Firmen allerdings einen passenden Partner im Investment Banking, der mit den Usancen hierzulande bestens vertraut ist.

Diversifizierter Aktienmarkt

Nun verfügt Indien natürlich über einen diversifizierten Aktienmarkt. Der Leitindex Sensex 30 hat eine Marktkapitalisierung von 220 Mrd. EUR. Dies entspricht 40% der gesamten indischen Marktkapitalisierung, die rund 550 Mrd. EUR beträgt. Das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt in Indien bei 14,2. Am indischen Akteinmarkt dominieren die Branchen Real Estate, Infrastruktur und Retail. International ausgerichtete Gesellschaften anderer Branchen werden hingegen häufig weniger beachtet. Hinzu kommt, dass eine Notierung eines Wachstumsunternehmens in Indien keine internationale Aufmerksamkeit erfährt.

Aufgrund eines schon bestehenden Aktienmarkts in den Schwellenländern mögen Beobachter fragen: Warum wählt zum Beispiel ein chinesisches oder indisches Unternehmen den Gang an eine ausländische Börse? Genauso könnte man aber auch fragen: Warum spielen deutsche Spitzenfußballer und Nationalspieler bei Real Madrid und nicht mehr in der Bundesliga bei Bremen oder Stuttgart? Aus Sicht eines Unternehmens, das den Gang an die Börse wagt, stellt sich nämlich im Zeitalter der Internationalisierung und des intensiven Welthandels die Frage ganz anders: Welcher Börsenplatz ist für mich besonders attraktiv, um Ziele wie weiteres und schnelles Wachstum zu erreichen?

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