Quelle: M&A DATABASE, Universität St. Gallen

Der US-Finanzinvestor Cerberus übernimmt für 985 Mio. Euro rund 22.000 Wohnungen der insolventen Gesellschaft Speymill Deutsche Immobilien. Dieses Portfolio wird allerdings von Experten als nicht ganz einfach eingeschätzt, weil die Wohnungen in ganz Deutschland verstreut sind.

Der Automobilbereich war ebenfalls mehrfach in die größten Deals mit deutscher Beteiligung involviert und rundet mit seinen zwei Transaktionen die Top Ten ab. Zum einen kaufte der Automobilzulieferer Bosch für 883 Mio. Euro den amerikanischen Werkstattausrüster SPX Service Solutions. Das Stuttgarter Unternehmen stärkt mit dieser Übernahme seine Position auf dem nordamerikanischen Markt sowie auf dem sogenannten Automotive Aftermarket mit Service, Wartung und Reparaturen. Mittlerweile bedarf es hierfür nicht nur Ersatzteile und Hebebühnen, sondern vielmehr ein gutes Diagnosegeschäft mit präziser technischer Fehleranalyse. Zum anderen kaufte die Volkswagen-Tochter Audi die Motorradschmiede Ducati. Der italienische Zweiradhersteller ist die elfte Marke im VW-Konzern und gleichzeitig die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches des VW-Patriarchen Ferdinand Piëch.

5. Branchenstatistik

Der Blick auf die Branchenstatistik zeigt, dass es bei den wichtigsten Ziel- und Käuferbranchen nur leichte Verschiebungen gegenüber dem Jahresende 2011 gab (vgl. Abb. 4 und Abb. 5). Unangefochten an der Spitze steht das Duo Dienstleistungen allgemein und Finanzdienstleistungen, die im ersten Halbjahr 2012 allerdings die Ränge tauschten. An dritter Stelle folgt die Energie-/Entsorgungswirtschaft, die sich in diesem Jahr ihren Platz auf dem Treppchen wieder zurückeroberte und Chemie/Pharma auf den vierten Platz verwies. An fünfter Position bei den aktivsten Branchen steht Stahl/Metallverarbeitung/Umwelttechnik, die zum Jahresende 2011 gar nicht mehr unter den Top Ten war. Ebenso ist Transport & Verkehr mit 40 Transaktionen wieder zurück in der Rangliste. Zum Jahresende 2011 noch auf Platz 5, aber im ersten Halbjahr 2012 nicht mehr dabei, ist die Automobilbranche. Ebenfalls nicht mehr auf den vorderen Positionen zu sehen ist der Sektor Nahrungs- und Genussmittel.

Aktivster Käufer ist auch im ersten Halbjahr 2012 der Finanzdienstleistungssektor (79 Transaktionen). Allerdings befindet sich der relative Anteil weiterhin im Abwärtstrend: Traten die Finanzdienstleister 2010 in 20,1% der Transaktionen als Käufer auf, waren es 2011 noch 18,7% und im ersten Halbjahr 2012 lediglich 17,9%. Die beliebtesten Objekte der Finanzdienstleister befanden sich ebenfalls in der Finanzbranche (22 Transaktionen), gefolgt von den Branchen Dienstleistungen (15 Transaktionen) und Stahl/Metall/Umwelttechnik sowie Elektronik/Elektrotechnik (jeweils 7 Transaktionen).

Knapp hinter den Finanzdienstleistern reiht sich die Dienstleistungsbranche mit 76 Transaktionen auf dem zweiten Platz der wichtigsten Käufer ein. Mit etwas Abstand folgen dann Chemie/Pharma (34 Transaktionen) und Energie-/Entsorgungswirtschaft (32 Transaktionen). Während der relative Anteil der Dienstleister leicht zurückging, konnten Chemie/Pharma und Energie-/Entsorgungswirtschaft ihre Anteile erhöhen.

Die Dienstleistungsbranche bleibt auch in der ersten Jahreshälfte 2012 die gefragteste Zielbranche mit 87 Transaktionen. Allerdings ging ihr relativer Anteil um 2%-Punkte zurück. Der Energiesektor schob sich mit 53 Transaktionen vom dritten auf den zweiten Platz der beliebtesten Objekte vor. Unternehmen aus der Branche Stahl/Metall/Umwelttechnik waren das Ziel in 39 Deals und komplettieren somit das Spitzentrio.

Werden brancheninterne Transaktionen betrachtet, das heißt Käufer und Objekt gehören derselben Branche an, liegt die Versicherungsbranche mit 100% an erste Stelle. Die Branchen Papier/Möbel/Holz mit 80% und Finanzdienstleistungen sowie Medien mit jeweils 71% folgen.

6. Länderstatistik

Bei den Transaktionen mit deutscher Beteiligung trat in 71,3% ein deutsches Unternehmen als Käufer auf und in 82,4% stammte das Zielunternehmen aus der Bundesrepublik. Nach wie vor erfreuen sich innerdeutsche Transaktionen großer Beliebtheit. So hatten 55% aller registrierten Transaktionen im ersten Halbjahr 2012 sowohl einen deutschen Käufer und als auch ein deutsches Objekt. Damit einhergehend belief sich die Anzahl der grenzüberschreitenden Transaktionen auf 199 oder 45%. In 121 Transaktionen stellten deutsche Unternehmen das Objekt der Begierde für ausländische Unternehmen dar. Zwei Drittel dieser Inbound-Transaktionen fanden im ersten Quartal statt, ein Drittel entfiel auf das zweite Quartal. In 72 grenzüberschreitenden Transaktionen kauften deutsche Unternehmen Objekte im Ausland.

Bei näherer Betrachtung der Cross Border-Aktivitäten kann festgestellt werden, dass die deutsch-niederländischen M&A-Aktivitäten etwas zurückgegangen sind. Im ersten Halbjahr 2011 wurden zwölf deutsch-niederländische Transaktionen registriert, was die Niederlande zu einem der beliebtesten Ziel- und Käuferländer für Deutschland machte. In den ersten sechs Monaten 2012 fanden gerade einmal fünf Transaktionen mit dem Nachbarland statt. Somit sind die Niederlande im Halbjahresrückblick 2012 nicht mehr unter den beliebtesten Ziel- und Käuferländern vertreten (vgl. Abb. 6). Neu zu finden unter den beliebtesten Zielländern ist Spanien. Die seit Jahren anhaltende Finanz- und Wirtschaftskrise im Euroraum sowie die spanischen Staatsschulden bedrohen zahlreiche Unternehmensexistenzen in Spanien. Zum einen folgt daraus eine Insolvenzwelle, insbesondere bei Unternehmen aus der Bau- und Dienstleistungsbranche, zum anderen suchen die spanischen Unternehmen ausländische Investoren, da sie von den spanischen Banken kein Geld mehr erhalten.