Bildnachweis: erika8213 – stock.adobe.com.

Die Mehrheit der im Biotech Basket enthaltenen Aktien hat im Frühjahrsquartal eine positive Entwicklung hingelegt. BioNTech begeisterte die Anleger mit einem milliardenschweren Deal und will mit der Übernahme von CureVac die Entwicklungspipeline weiter stärken. Von Stefan Riedel

Der im Mai 2022 aufgesetzte Biotech & Co. Basket der Plattform Life Sciences bildet aktuell die Wertentwicklung von 21 börsennotierten deutschen Biotechunternehmen und der Biotechfirma Marinomed aus Österreich ab, deren Aktie an deutschen Börsenplätzen gehandelt wird.

Werbung

Die wichtigsten Zahlen, Trends und Kursentwicklungen des Biotech-Baskets im Berichtszeitraum (1. April bis 30. Juni 2025):

  • Der Börsenwert aller gelisteten Unternehmen belief sich zum Ende des Berichtszeitraums auf rund 35,4 Mrd. EUR. Davon entfielen 61,8 % auf die seit Ende 2019 an der Nasdaq notierende BioNTech AG und weitere 24,9 % auf den im DAX gelisteten Diagnostikspezialisten Qiagen.
  • Die Marktkapitalisierung aller im Basket enthaltenen Unternehmen stieg im Untersuchungszeitraum um 11,9%. Damit schaffte der Basket eine bessere Performance als der DAX, der im selben Zeitraum um 7,9% stieg.
  • Zu dieser sehr guten Performance trugen alle fünf Unternehmen mit dem höchsten Börsenwert bei: BioNTech (+10,6%), Qiagen (+6,8%), Evotec (+20,3%), Curevac (+77,6%) und Immatics (+17,9%) schnitten gleichermaßen gut ab. Die Aktie von Formycon (+26%) zeigt seit Juni deutliche Erholungstendenzen von ihrem Kurseinbruch im Februar.
  • Vier Unternehmen (BioNTech, Qiagen, Evotec, CureVac) kommen auf eine Marktkapitalisierung von mehr als einer Mrd. EUR.
  • Drei Unternehmen (atai Life Sciences, TME Pharma, bioXXmed) gelang es, ihren Börsenwert im Berichtszeitraum mehr als zu verdoppeln.
  • Neun der 22 im Basket enthaltenen Unternehmen kommen auf einen Börsenwert von mehr als 100 Mio. EUR, weitere drei Titel auf eine Marktkapitalisierung zwischen 50 und 100 Mio. EUR.
  • 13 der 21 im Basket enthaltenen Unternehmen schafften im Berichtszeitraum eine positive Kursperformance.

Large und Mid Caps führen die Kurserholung an

Der Biotech Basket hat im Berichtszeitraum nicht nur besser als der DAX abgeschnitten, sondern auch den wichtigsten Branchenindex deutlich abgehängt: Der Nasdaq Biotechnology Index verzeichnete sogar eine Mini-Minus von 0,4%. Einen großen Anteil daran hatten die Indexschwergewichte, aber auch einige Small und Micro Caps feierten kräftige Kursgewinne.

Bei BioNTech honorieren die Anleger, dass das Unternehmen Anfang Juni eine Kooperation mit dem Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb (BMS) abgeschlossen hat. Dabei geht es um die klinische Weiterentwicklung und globale Vermarktung des bispezifischen Antikörpers BNT327, der als Monotherapie und Kombinationstherapie gegen mehrere solide Tumorarten entwickelt wird. Neben einer Vorauszahlung in Höhe von 1,5 Mrd. USD und weiteren ungebundenen Zahlungen von insgesamt 2 Mrd. USD bis 2028. Dazu kommen bis zu 7,6 Mrd. USD an erfolgsabhängigen Meilensteinzahlungen bis zur möglichen Vermarktung des Produkts. Die Entwicklungs- und Produktionskosten teilen sich BioNTech und BMS im Verhältnis 50:50. Für ein anderes Krebsmittel aus der Klasse der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate zur Behandlung von Gebärmutterkrebs will BioNTech bis Ende 2025 den Zulassungsantrag einreichen.

BioNTech übernimmt CureVac

Für Schlagzeilen sorgte BioNTech im Berichtszeitraum auch mit einem Übernahmeangebot. Im Juni gab das Unternehmen bekannt, CureVac zu einem Kaufpreis von USD 5,46 je Aktie kaufen zu wollen. Aus diesem Kaufpreis ergibt sich für CureVac ein Börsenwert von 1,25 Mrd. USD. Auf Basis des volumengewichteten durchschnittlichen Aktienkurses der vorangegangenen drei Monate bedeutet die Offerte für die CureVac-Aktie einen Aufschlag von 55%. Von der Akquisition des Wettbewerbers aus Tübingen verspricht sich BioNTech Synergien bei der Entwicklung von Krebsimpfstoffen auf Basis der mRNA-Technologie. Vorstand, Aufsichtsrat und Gründer von CureVac haben der Transaktion zugestimmt.

Wird die Transaktion erfolgreich abgeschlossen, bedeutet das die zweite milliardenschwere Übernahme einer deutschen Biotechübernahme nach der Akquisition von MorphoSys durch den Schweizer Pharmakonzern Novartis, die Anfang 2024 abgeschlossen wurde. Plattform Life Sciences hatte unmittelbar nach Bekanntgabe des Übernahmeangebots geraten die weitere Entwicklung abzuwarten, nachdem der Kurs der an der Nasdaq gelisteten CureVac-Aktie als erste Reaktion über den Übernahmepreis von 5,46 USD gestiegen war. Mittlerweile hat sich der Aktienkurs im Bereich um 5,50 USD eingependelt. Wir empfehlen deshalb jetzt allen in CureVac Investierten, das Übernahmeangebot anzunehmen.

Den vorangegangenen Biotech-Basket vom 9. April 2025 finden Sie hier.

Zwei Biotechfirmen, die 2000 und 2005 ihr IPO feierten, stehen dagegen im Hinblick auf die Zukunft ihres operativen Geschäfts vor dem Scheideweg. MediGene stellte Ende April, also rund 25 Jahre nach dem Börsengang, den Insolvenzantrag und gab Anfang Juni den Wechsel vom Prime Standard in den General Standard der Frankfurter Wertpapierbörse bekannt. 4SC meldete am 23. Mai, dass das zuständige Fachgremium der EMA sich gegen die Zulassung des Krebsmedikaments Kinselby ausgesprochen hat. Das Management von 4SC daraufhin bekannt, dass es die Weiterentwicklung von Kinselby beendet. 4SC verfügte zum Zeitpunkt der Bekanntgabe der EMA-Entscheidung noch über Cashreserven für zwölf Monate und hat eine Liquiditation des Unternehmens nicht ausgeschlossen.

Schwierige Zeiten für MediGene und 4SC

Das Scheitern der Geschäftsmodelle von Medigene und 4SC kommt in einer Phase, in der sich gerade bei europäischen Biotechfirmen hinsichtlich der künftigen Finanzierung durch internationale Investoren die Spreu vom Weizen trennt. In Deutschland ist der kürzlich abgesagte Börsengang des Medizintechnikspezialisten Brainlab (siehe auch unseren Artikel „Das gescheiterte Brainlab-IPO ist ein Rückschlag für den Börsenplatz Deutschland“ vom 2. Juli 2025) – ein Spiegelbild dafür, dass Börsenaspiranten weiter auf große Schwierigkeiten stoßen, ihre angestrebte Börsenbewertung am Ende zu realisieren. Im Gegenzug untermauern erfolgreiche größere Finanzierungsrunden seit 2024 durch Wagniskapitalgeber, dass Investoren weiterhin bereit sind, Biotechfirmen aus Deutschland und Europa höhere Bewertungen einzuräumen, wenn deren Innovationen einen ungedeckten medizinischen Bedarf adressieren.

Autor/Autorin

Stefan Riedel
Freier Redakteur at Büro für Kommunikation

Stefan Riedel ist freier Autor bei GoingPublic Media und selbständiger Redakteur mit Schwerpunkt Finanzen und Wirtschaft.