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Während W&I-Versicherungen lange Zeit vor allem bei größeren Transaktionen abgeschlossen wurden, hat sich der Markt in den letzten Jahren gewandelt: Immer häufiger werden auch Small- und Mid-Cap-Transaktionen versichert. Dieser Beitrag beleuchtet die Vorteile und Herausforderungen von W&I-Versicherungen in diesem Segment und gibt einen Überblick über aktuelle Entwicklungen. Von Dr. Katharina Prasuhn

Durch den Abschluss einer W&I-Versicherung können Haftungsrisiken des Verkäufers aus Garantien und Steuerfreistellungen im Wesentlichen auf den Versicherer ausgelagert werden. Dies ist insbesondere relevant, wenn ein Verkäufer einen „Clean Exit“ anstrebt, also nach Abschluss der Transaktion nicht mehr für mit der Veräußerung verbundene Risiken haften möchte.

Hintergrund

Der Käufer wiederum ist auf Grundlage der vom Verkäufer abgegebenen Garantien und Steuerfreistellungen effektiv vor Schäden geschützt und im Schadensfall nicht auf die Zahlungsfähigkeit des Verkäufers angewiesen, sondern kann sich direkt an den Versicherer wenden. Dadurch entfällt das Erfordernis einer Absicherung des Käufers durch Sicherheitseinbehalte oder Treuhandlösungen und der gesamte ­Kaufpreis kann am Vollzugstag an den ­Verkäufer ausgekehrt werden.

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Vorteile und Herausforderungen bei Small- und Mid-Cap-Transaktionen

Wie bei größeren Transaktionen kann der Abschluss einer W&I-Versicherung auch bei kleineren Deals zu einer Beschleunigung führen. Durch die Auslagerung der Haftung des Verkäufers für Garantien und Steuerfreistellungen auf den Versicherer werden die hierauf bezogenen Verhandlungen regelmäßig erheblich vereinfacht. Als Konsequenzen verringern sich die Transaktionskosten und zugleich erhöht sich die Planungssicherheit für beide Parteien. Da eine weitere Risikobewertung durch einen von den Parteien unabhängigen Dritten ­erfolgt, kann der Abschluss einer W&I-Versicherung das Vertrauen von Banken und Investoren stärken und damit die Finan­zierung der Transaktion erleichtern.

Eine zentrale Herausforderung bei der Versicherung von Small- und Mid-Cap-Transaktionen liegt in der Kostenstruktur. Die Prämien für W&I-Versicherungen sind im Verhältnis zum Transaktionsvolumen häufig prozentual höher als bei größeren Deals, da die Versicherer aufgrund der von der Dealgröße unabhängigen Fixkosten häufig Mindestprämien fordern. Dies kann bei kleineren Transaktionen die Wirtschaftlichkeit einer W&I-Versicherung beeinträchtigen.

Eine weitere Herausforderung ist das grundsätzliche Erfordernis der Durchführung einer Due Diligence durch den Käufer. Versicherer verlangen in der Regel eine umfassende Prüfung der Zielgesellschaft in rechtlicher, finanzieller und ­steuerlicher Hinsicht, um die Risiken der Transaktion, die sie versichern sollen, ­einschätzen zu können. Gerade bei kleineren Transaktionen werden Due-Diligence-Prüfungen jedoch oft weniger umfangreich durchgeführt. Der Käufer möchte regelmäßig Kosten sparen und häufig sind die Ressourcen in der Zielgesellschaft begrenzt. Eine aus Sicht des Versicherers unzureichende Due Diligence kann zu Deckungsausschlüssen für bestimmte Risiken und/oder erhöhten Risikoprämien führen. ­Hinzu kommt, dass der Markt für W&I-­Versicherungen im Small- und Mid-Cap-Segment lange Zeit weniger entwickelt war als im Large-Cap-Segment. Der geringere Wettbewerb unter den Versicherern führte zu entsprechend höheren Prämien und Risikozuschlägen. Inzwischen hat sich die Marktsituation beim Abschluss von W&I-Versicherungen bei Small- und Mid-Cap-Transaktionen für die Transaktionsbeteiligten jedoch deutlich verbessert, was sich positiv auf die Verfügbarkeit und die Konditionen auswirkt.

Marktentwicklung und neue Produkte

Mittlerweile werden W&I-Versicherungen im Small- und Mid-Cap-Segment von deutlich mehr Versicherern angeboten und die Versicherer warten mit flexibleren und kostengünstigeren Lösungen auf, die speziell auf die Bedürfnisse kleinerer Transaktionen zugeschnitten sind. Ein Beispiel hierfür ist die „Small Deals Insurance“. Dieses Produkt richtet sich an Käufer von Unternehmen oder Assets mit einem Enterprise Value von maximal 15 Mio. bis 20 Mio. EUR. Der entscheidende Unterschied zu einer klassischen W&I-Versicherung besteht ­darin, dass der Käufer keine eigene Due ­Diligence durchführen muss. Stattdessen erfolgt eine marktübliche Disclosure des Verkäufers gegenüber dem Versicherer auf Grundlage eines formalisierten Frage­bogens. Der Versicherer prüft die Angaben und gibt gegenüber dem Käufer eine garantieähnliche Deckung ab. Die „Small Deals Insurance“ ist als Standardlösung mit einem Versicherungslimit von 2,5 Mio. EUR und Kosten in Höhe von pauschal 55.000 EUR konzipiert. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Käufer spart die Kosten für eine umfassende Due Diligence und trägt nicht das Insolvenzrisiko des Verkäufers, der Verkäufer vermeidet die persönliche Haftung für im Kaufvertrag gewährte Garantien und Steuerfreistellungen und spart die Ressourcen zur Bereitstellung der Informationen für eine Due Diligence. Gleichzeitig müssen beide Parteien keine langwierigen Verhandlungen über Garantien und Steuerfreistellungen führen – dies bei überschaubaren Kosten.

Eine Herausforderung ist bei Small- und
Mid-Cap-Transaktionen die grundsätzlich von W&I-Versicherern geforderte Durchführung einer Due Diligence durch den Käufer.

Auch wenn die „Small Deals Insurance“ nicht für jede Transaktion im Small- und Mid-Cap-Segment geeignet ist, etwa, weil das Versicherungslimit zu niedrig bzw. ein weitergehender Schutz oder die Absicherung von spezifischen Risiken gewollt ist, so ist der Markt insgesamt flexibler geworden. Die Versicherer sind zunehmend ­bereit, auf die individuellen Bedürfnisse der Parteien einzugehen. So werden z.B. auch bei Mid-Cap-Transaktionen Lösungen angeboten, die eine eingeschränkte Due Diligence ausreichen lassen und bei denen die Prämienstruktur konkret an die Dealgröße und Risikostruktur angepasst und keine Zahlung von Mindestprämien gefordert wird.

All dies trägt dazu bei, dass W&I-Versicherungen im Small- und Mid-Cap-Segment immer häufiger zu integralen ­Bestandteilen von Transaktionen werden.

Fazit

Vor dem Hintergrund der veränderten Marktbedingungen und des Angebots flexiblerer Bedingungen und neuer Produkte kann der Abschluss einer W&I-Versicherung auch bei Small- und Mid-Cap-Trans­aktionen einen erheblichen Mehrwert für Verkäufer und Käufer bieten. Durch die frühzeitige Einbeziehung spezialisierter Broker und Versicherer können frühzeitig die Weichen für eine passgenaue Versicherungslösung gestellt werden. Damit kann die W&I-Versicherung auch im Small- und Mid-Cap-Segment zu einem in der Transaktionspraxis wichtigen Instrument für ­einen erfolgreichen und sicheren Transaktionsabschluss werden.

Autor/Autorin

Dr. Katharina Prasuhn

Dr. Katharina Prasuhn ist Rechtsanwältin und Partnerin bei HEUKING. Sie berät bei nationalen und grenzüberschreitenden M&A- und Private-Equity-Transaktionen.