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Dieser Beitrag stammt aus dem kürzlich erschienenen GoingPublic 2/25.
Der erste deutsche Börsengang in diesem Jahr war mit großer Spannung erwartet worden: Das schwäbische Technologieunternehmen PFISTERER hat am 14. Mai den Sprung aufs Parkett gewagt. Das IPO war ein voller Erfolg – für das Unternehmen und auch für die Anleger der ersten Stunde. Von Gian Hessami
Die Preisspanne hatte unmittelbar vor dem IPO zwischen 25 und 29 EUR gelegen. Das Angebot war vierfach überzeichnet, der Ausgabepreis lag schließlich bei 27 EUR. Der erste Kurs an der Börse im Scale-Segment der Frankfurter Wertpapierbörse lautete 30 EUR.
Insgesamt wurden im Zuge des Angebots rund 7 Mio. Aktien platziert. Davon stammen 3,5 Mio. neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung. Der PFISTERER Holding floss ein Bruttoemissionserlös von rund 95 Mio. EUR zu, den das Unternehmen in erster Linie zur Finanzierung seines Wachstums verwenden will. PFISTERER plant unter anderem den Ausbau seiner Produktionskapazitäten, die Anschaffung von Maschinen und Betriebsmitteln sowie Investitionen in neue Technologien und Produkte, insbesondere im Bereich Hochspannungsgleichstromtechnik.
Anbieter für Netzbetreiber, Energieversorger und Kabelhersteller
Das in Winterbach bei Stuttgart beheimatete Familienunternehmen stellt Bauteile und Systeme für Stromnetze und andere Wege der Energieübertragung her. So entwickeln, produzieren und vertreiben die Schwaben Lösungen für das Isolieren und Verbinden elektrischer Leiter für die Schnittstelle in Stromnetzen. Dazu gehören Komponenten wie Isolatoren, Transformatoren und Anschlusssysteme für moderne Netze. Kurzum: PFISTERER bietet Lösungen von der Erzeugung und der Übertragung bis zur Verteilung elektrischer Energie – zu Land, zu Wasser und in der Luft. Dabei deckt das Unternehmen die gesamte Wertschöpfungskette ab und positioniert sich als unabhängiger Anbieter für Netzbetreiber, Energieversorger und Kabelhersteller. Bei dem 1921 gegründeten Unternehmen, das sich international als Vorreiter für moderne Energieinfrastruktur sieht, sind heute mehr als 1.200 Menschen beschäftigt. Der Konzern ist rund um den Globus mit 17 Betriebsstätten in 15 Ländern vertreten. Die Familie Pfisterer bleibt auch nach dem Börsengang Mehrheitseigner.
Angesichts des gelungenen Börsendebüts hatte Johannes Linden, Vorstandssprecher der PFISTERER Holding, unmittelbar nach dem IPO allen Grund zur Freude: „Wir sind mit unserem Börsendebüt sehr zufrieden und freuen uns über das starke Interesse der Investoren am Börsengang.“ Und weiter: „Unsere Unternehmensentwicklung ist aktuell dynamischer als je zuvor. Wir sind im schnell wachsenden Energieinfrastrukturmarkt hervorragend aufgestellt.“ Mit seinem Geschäftsmodell setzt PFISTERER auf globale Megatrends wie erneuerbare Energien und Dekarbonisierung. Das Thema scheint bei den Investoren gut anzukommen.
Auf Wachstumskurs
Für Applaus sorgten an der Börse zudem die jüngsten Geschäftszahlen des Unternehmens. Der Auftragseingang stieg im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um rund 35% auf 144 Mio. EUR. Der Auftragsbestand erhöhte sich entsprechend um rund 45% auf 285 Mio. EUR. Der Umsatz lag mit rund 100 Mio. EUR nahezu auf Vorjahresniveau, trotz temporärer Produktionsausfälle infolge der Standortverlagerung von Wunsiedel nach Kadan (Tschechien). Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg trotz Vorlaufkosten für den Börsengang im Mai 2025 sowie gestiegener F&E-Aufwendungen um rund 4% auf 20 Mio. EUR und übertraf damit die eigenen Planungen. Das bereinigte EBITDA wuchs um knapp 5% auf 21 Mio. EUR, was einer Margensteigerung auf rund 21% entspricht.
Das Unternehmen erwartet weiterhin stark wachsende Auftragseingänge und Umsätze. Bei einem aktuellen Aktienkurs von 36,45 EUR ist das Unternehmen an der Börse rund 661,5 Mio. EUR wert. Anleger, die nach der Zeichnungsfrist die Aktie zum Preis von 27 EUR zugeteilt bekamen, liegen mit dem Investment derzeit bei einem Plus von 35%. Wer das Papier zum Börseneinstandskurs zu 30 EUR kaufte, liegt rund 22% im Plus.
Fazit
PFISTERER ist hierzulande schlichtweg die Erfolgsgeschichte eines Familienunternehmens der vergangenen Jahre. Das Pricing im Vorfeld des Börsengangs war nicht überzogen. Die Schwaben hatten das IPO gründlich vorbereitet und bereits im November 2024 die Geschäftszahlen offen und transparent kommuniziert.
Die Entwicklung der Aktie passt in das positive Bild des Unternehmens – und das Ende der Fahnenstange dürfte mit dem aktuellen Kurs noch nicht erreicht sein.
Autor/Autorin
Gian Hessami
Gian Hessami ist freiberuflicher Finanzjournalist und schreibt für GoingPublic Beiträge rund um Aktien und den Kapitalmarkt. Dabei stehen die Perspektive des Anlegers sowie die Chancen und Risiken der Investments im Vordergrund. Mit den Finanzmärkten beschäftigt sich der gelernte Zeitungsredakteur bereits seit 2004. Bei Investments fokussiert er sich auf Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Rohstoffe. Darüber hinaus hat er sich auf Derivate wie Zertifikate und Hebelprodukte spezialisiert.