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Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 will noch im ersten Quartal 2021 an die Börse gehen – es dürfte die erste Neuemission 2021 in Deutschland werden. Das Berliner Unternehmen plant das IPO im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse. Mit der Ausgabe neuer Aktien will Auto1 rund 1 Mrd. EUR einnehmen. Bestehende Aktionäre wollen sich zudem von Aktien trennen, was zusätzliche Liquidität schaffen soll. Vom übrigbleibenden Nettobetrag sollen etwa 750 Mio. EUR in das Wachstum der Firma gesteckt werden, vor allem das Angebot Autohero wollen die Berliner weiter skalieren. Der Rest soll voraussichtlich zur Rückzahlung einer bestehenden Wandelanleihe verwendet werden.

Der Börsengang von Auto1 wurde bereits länger erwartet. Zuletzt war von einer Bewertung von bis zu 5 Mrd. EUR für das Unternehmen die Rede. Details des IPOs sind allerdings nicht bekannt, der angedachte Ausgabepreis der Aktien ist bisher nicht veröffentlicht. Beim Einstieg von Softbank 2018 wurde Auto1 mit rund 2,9 Mrd. EUR bewertet.

Das 2012 gegründete Unternehmen ist in mehr als 30 Ländern tätig. Im Jahr 2019 verkauft Auto1 laut eigenen Angaben mehr als 615.000 Fahrzeuge und erzielte einen Umsatz von rund 3,5 Mrd. EUR. Nun will die Firma mit dem frischen Geld weiter vom Trend hin zum Online-Geschäft auch beim Gebrauchtwagenhandel profitieren. „Wir wollen in den nächsten Jahren erheblich investieren, um unsere Marke Autohero und unser operatives Geschäft weiter auszubauen“, sagt Mitgründer und Auto1-Chef Christian Bertermann. Der geplante Börsengang, so Bertermann weiter, sei der nächste logische Schritt, um Auto1 als die bevorzugte Adresse für den Online-Kauf und Verkauf von Gebrauchtwagen in Europa zu stärken.

Die Berliner wollen ihre Position als führender Anbieter im Online-Gebrauchtwagenhandel ausbauen: Im Jahr 2019 betrug der Umsatz des europäischen Gebrauchtwagenmarktes rund 600 Mrd. EUR, in der Europäischen Union wird bis 2025 ein weiteres jährliches Wachstum des Markts von 5% erwartet. Allerdings ist der Markt noch stark fragmentiert und funktioniert zum großen Teil offline – hier setzt Auto1 an. Schon heute hat das Unternehmen mehr als vier Millionen Gebrauchtwagen-Transaktionen abgeschlossen. Mehr als 60.000 gewerbliche Händler gehören zum Auto1-Netzwerk.

Neben dem Portal „wirkaufendeinauto“ hat Auto1 die Marke Autohero etabliert, über die Kunden Gebrauchtwagen online kaufen können. Autohero ist bereits in neun europäischen Märkten verfügbar und soll mit dem Erlös aus dem Börsengang noch einmal deutlich wachsen. Auto1 will vom Trend hin zu Online-Deals profitieren. Zudem hat das Portal kaum Wettbewerber in Deutschland. Konkurrenten, mit denen die Berliner sich vergleichen, stammen aus den USA: Carvana, Vroom oder Shift. Auf dem Markt werden sich der Wettbewerb laut Auto1 also zugunsten des Marktteilnehmers entwickeln, der über die stärksten Marken und besten Plattformen verfügt.

Allerdings leidet auch Auto1 unter dem aktuellen Marktumfeld und dem Rückgang der Transaktionen am Gebrauchtwagenmarkt in Folge der Corona-Pandemie. Im dritten Quartal 2020 sank der Umsatz des Online-Händlers laut „Finance Magazin“ im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 17% auf 769 Mio. EUR.

Diese Zahl allein sollte den Anlegern jedoch noch nicht zu schaffen machen, immer gelang den Berlinern dennoch ein großer Sprung in Richtung schwarze Zahlen: Das bereinigt EBITDA legte auf 16 Mio. EUR zu, nach einem Verlust von 11,5 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum. Die Bruttogewinnmarge stieg von 9,5% auf 11,3%.

Begleitet wird das IPO des Unternehmens von BNP Paribas, Citigroup, Goldman Sachs, und Deutsche Bank als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners. Barclays, HSBC, Numis Securities Limited und RBC Capital Markets fungieren als Joint Bookrunners. Crédit Agricole Corporate und Investment Bank, Commerzbank, Mizuho Securities sowie Wells Fargo agieren als Co-Lead Managers.

Autor/Autorin

GoingPublic Redaktion / iab