Bildnachweis: POPP, BioCampus Straubing.

Der BioCampus Straubing sucht grüne Geschäftsideen und Start-ups für die Bioökonomie. Im Rahmen des Business Plan-Wettbewerbs „PlanB“ können Gründer und Start-ups bis zum 7. August, ihre Ideenskizzen einreichen.

Plattform Life Sciences: Seit gestern läuft die diesjährige Ausgabe des Business Plan-Wettbewerbs „PlanB“. Der Wettbewerb wird seit 2014 alle zwei Jahre durchgeführt. Welche Unternehmen sollen sich angesprochen fühlen?

Wagner: PlanB steht für „Bio-basiert. Business. Bayern“ und damit ist schon sehr deutlich skizziert, wer sich von unserem Wettbewerb angesprochen fühlen soll, nämlich junge Unternehmen aus dem Bereich der bio-basierten Wirtschaft, aber auch Menschen, die noch nicht gegründet haben, sich jedoch mit einem Gründungsgedanken beschäftigen und eine Gründungsidee aus dem Bereich der bio-basierten Wirtschaft entwickelt haben. Das heißt die chemisch-stoffliche oder energetische Verwertung von Biomassen, Reststoffen oder Rohstoffen. Das können sowohl Produkte als auch Technologien, Dienstleistungen oder Prozesse sein.

Ann-Kathrin Wagner, BioCampus Straubing GmbH

Im Idealfall sind die Unternehmen jünger als sieben Jahre. Sie müssen nicht in Bayern ansässig sein, durch die Förderung des Wettbewerbs durch das Wirtschaftsministerium des Freistaates Bayern gibt es aber einen Schwerpunkt, dass die Bewerber einen Bezug zu Bayern nachweisen sollten, beispielsweise Absatzmärkte, aber auch Beziehungen zu Hochschulen oder Kooperationen mit Partnern .

Was erwartet die Teilnehmer am Wettbewerb?

Wagner: Der Wettbewerb dauert knapp eineinhalb Jahre, von der ersten Bewerbungsphase mit Einreichung der Ideenskizze bis 7. August, über die Phase 2 mit dem PlanB Deck ab September und dem großen Prämierungsevent im Februar 2023 bis hin zu Phase 3, wo wir gezielt weiteren Start-up-Support anbieten.  Diese Phase dauert dann von März bis Dezember 2023. Preise im Gesamtwert von 25.000 €, Zugang zum PlanB Netzwerk und eben intensive Unterstützung warten auf alle Teilnehmenden.

Und was erwarten die Veranstalter? Was sind die aktuellen Technologietrends, die Sie mit dem Wettbewerb abdecken wollen?

Löffert: Zu Beginn des Wettbewerbs 2014 lag der Fokus vor allem auf der energetischen Biomassenutzung. In den letzten Jahren verschob sich der Schwerpunkt dann mehr auf die stoffliche Nutzung, etwa biobasierte Fasern und Werkstoffe. Immer mehr kommen nun auch die Themen Novel Food und Feed. In diesen Tagen erleben wir auch wieder eine starke Fokussierung auf das Thema Energie – auch hier kann die Bioökonomie Alternativen zu fossilen Energieträgern bieten. Wir wünschen uns insgesamt sinnstiftende Lösungen für Fragen, die die Menschheit berühren, und die kommerziell und ökologisch nachhaltig sind.

Was war die ursprüngliche Motivation, einen solchen Wettbewerb ins Leben zu rufen? Hatten entsprechende Start-ups eine solche Unterstützung denn überhaupt nötig?

Löffert: Wenn wir ehrlich sind, gibt es beinahe mehr Berater als Existenzgründer. Viele Leute, die andere zur Selbständigkeit animieren, tun dies von einem Beamtensessel aus. Auf der anderen Seite etabliert sich bei uns in Straubing ein wissenschaftliches Milieu und wir sind der Auffassung, dass dieses Milieu nur dann langfristig tragfähig sein wird, wenn wir auch in die Kommerzialisierung gehen, das heißt, wenn aus den zahlreichen Ideen aus den Laboren auch tatsächlich Produkte und Dienstleistungen entstehen, die sich am Markt etablieren.

Andreas Löffert, BioCampus Strabing GmbH

Aus unserer Analyse heraus haben wir schließlich einen branchenfokussierten Wettbewerb erstellt. Das war zu Beginn ein gewagtes Unternehmen, welches sich aber gerechnet hat, wenn wir uns die Zahl und Qualität der Bewerber in den letzten Jahren anschauen, aber auch die Sponsoren, die sich für den Wettbewerb engagieren.

Wagner: Wir haben gesehen, dass gerade am Anfang für diese Branche sehr wenig Sichtbarkeit da war und das ist etwas, was junge Unternehmen gerade zu Beginn benötigen. Auch unser Netzwerk ist etwas, was sehr wichtig ist, auch mit Blick auf den Austausch der Start-ups untereinander.

Wie schauen etablierte Unternehmen auf den Wettbewerb?

Löffert: Wir haben sehr treue Industriepartner, die quasi seit der ersten Stunde dabei sind, etwa der Chemiekonzern Clariant oder der Spezialfaserhersteller Kelheim Fibres. Dieses Jahr sind beispielsweise mit Braskem und Santiago zwei neue Sponsoren an Bord. Die Industrie zeigt also  reges Interesse. Aber nicht nur im Bereich Sponsoring: Viel Expertenwissen aus Unternehmen fließt auch über die hochkarätig besetzte  Jury in den Wettbewerb ein und kommt so den Start-ups zugute.

Wagner: Wir binden nicht nur unsere Sponsoren in unsere Unterstützungsformate ein, sondern viele weitere Unternehmen aus unserem Netzwerk. Wir denken da sehr unkonventionell und gehen sehr individuell auf die Anforderungen unserer Start-ups ein und versuchen, die Start-ups mit etablierten Firmen zu vernetzen, beispielsweise was die Nutzung der nötigen Infrastruktur angeht. Häufig kann ein Mittelständler Laborflächen oder eine Pilotierungs-Infrastruktur zur Verfügung stellen, wenn ein Start-up über diese nicht selbst verfügt. Hin und wieder mag es kleine Berührungshemmnisse geben, aber auch hier können wir vermitteln.

Und wie reagieren Investoren?

Wagner: Die Vernetzung zwischen Start-ups und Investoren hat in den letzten Jahren zugenommen. Wir sehen, dass Investoren vermehrt Interesse an der Bioökonomie zeigen, tatsächlich immer mehr auch an frühphasigen Investments. Mit dem Hightech-Gründerfonds und dem European Circular Bioeconomy Fund haben wir zwei Investoren als Sponsoren an Bord, die sowohl den Early Stage- als auch den Later Stage-Bereich abdecken. BayStartUp und Bayern Kapital unterstützen uns im Coaching und wir haben einen direkten Draht zu diesen bayerischen Big Playern, sodass wir auch Start-ups dorthin vermitteln können. Dazu haben wir Family Offices und Business Angels in unserem Netzwerk, die sich zum Teil auch in unserer Jury engagieren. Wir sehen ganz klar, das Interesse an dieser Branche seitens der Investoren wird immer größer.

Welche Erfolgsbeispiele aus der Vergangenheit können Sie uns nennen?

Löffert: Da wäre etwa das Darmstädter Start-up nakt, ein Hersteller von biobasierten Pflege- und Abschminktüchern. Die innovative Faser ermöglicht das Abschminken nur mit Hilfe von Wasser, ohne zusätzliche Emulgatoren, Alkohole oder Chemikalien.

Ein zweites Beispiel ist mk2 biotechnologies. Das Unternehmen produziert Peptide für industrielle Anwendungen. Das universitäre Spin-off hat das konventionelle rekombinante Proteinsynthese-Verfahren innovativ ergänzt, so dass sich lange und chemisch komplexe Peptide mit authentischen Termini skalierbar, günstig und hochrein synthetisieren lassen.

Wir sind immer erfreut, wenn sich Teilnehmer unseres Wettbewerbs im Anschluss auch an unserem Standort niederlassen. Die Nachfrage nach Flächen hat in den letzten Jahren zugenommen, so dass wir aktuell mit Investitionen in unser Technologie- und Gründerzentrum neue Labor- und Büroflächen speziell für Start-ups schaffen.

Wagner: Die Teilnahme am Wettbewerb hat für den ein oder anderen auch eine Initialzündung für die tatsächliche Gründung bedeutet. Anfängliche Hemmungen konnten durch die längerfristige Unterstützung des Wettbewerbs abgebaut werden. So hat sich erst vor wenigen Wochen das Start-up Protegg gegründet, welches sich mit der Nutzung von Ei-Membranen als Verpackungsalternativen auseinandersetzt. Dieses Unternehmen ist über den Wettbewerb auch mit Investoren in Kontakt gekommen.

Ein anderes Beispiel ist die Firma Hanfbayer, welche sich mit Hanfprodukten beschäftigt und durch die Teilnahme am Wettbewerb den finalen „Push“ bekommen hat, um in die Gründung zu gehen.

Wird sich auch der Wettbewerb selbst künftig weiterentwickeln, beispielsweise mehr Branchen ansprechen oder weitere Kriterien aufstellen?

Löffert: Unsere Tradition ist, dass wir uns permanent verändern. Wir passen uns an das an, was der Markt braucht und was die Start-ups brauchen. Aktuell planen wir eine biotechnologische Mehrzweck-Demonstrationsanlage als Skalierungs-Infrastruktur und künftig könnten wir unseren Wettbewerb daraufhin vermehrt abstellen. Gleichzeitig wollen wir die wachsenden Einrichtungen der TU München hier am Standort Straubing vermehrt einbinden und die Zusammenarbeit mit den TUM Venture Labs vertiefen. Fachlich werden wir uns daher in den nächsten Jahren weiter auf das breite Segment der industriellen Biotechnologie und den daraus resultierenden Anwendungsfeldern spezialisieren.

Wagner: Die Internationalisierung ist ein weiteres Stichwort. Natürlich sind wir auf den Freistaat Bayern als Standort der Bioökonomie und der industriellen Biotechnologie fokussiert. Aber wir glauben auch, das internationale Start-ups und Gründungsvorhaben vom Standort Bayern profitieren können.

Frau Wagner, Herr Löffert, haben Sie vielen Dank für das sehr interessante Gespräch.

Das Interview führte Holger Garbs.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.