Bildnachweis: @Fabio Grazioli.

Knapp 100 Akteure der Nachhaltigen Industrie kamen am 27. und 28. Juni 2022 beim International Sustainable Economy Forum (ISEF) im Haus der Bayrischen Wirtschaft in München zusammen. Vertreten waren internationale Konzerne wie NESTE oder UPM Biochemicals, KMUs wie Electrochaea, Start-ups wie die Intelligent Fluids GmbH, Mitglieder von Biotechnologie- und Bioökonomie-Clustern, akademischen Einrichtungen wie dem NOVA-Institut und Beratungsunternehmen wie beispielsweise d-fine. Das ISEF wurde von der Industrielle Biotechnologie Bayern Netzwerk GmbH (IBB Netzwerk GmbH) und dem Chemienetzwerk erstmalig durchgeführt.

Vielfältige Angebote

Das Themenspektrum reichte von nachhaltiger Mobilität, Power to X und Wertschöpfungsketten in der chemischen Industrie bis hin zu CO₂-Fixierung und -Recycling, Inwertsetzung industrieller Abfälle oder neue Ansätze der synthetischen Biologie. Dabei adressierten die einzelnen Vorträge stets mehrere Themen gleichzeitig – wie beispielsweise Mobilität und Energie oder Chemikalien – und gingen auf wirtschaftliche Aspekte und Maßnahmen zur Unterstützung und Förderung der Nachhaltigkeit ein. Neben dem Vortragsprogramm, das auch via Live-Stream verfolgt werden konnte, boten die Industrieausstellung, die Netzwerk-Pausen und das on-site- und online-Matchmaking auch den Teilnehmern zahlreiche Möglichkeiten, am ISEF zu partizipieren, um die verschiedenen Ansätze auf ihre Nachhaltigkeitskriterien zu prüfen.

Zukünftige Netzwerke

Die Veranstaltung diente nicht der Veröffentlichung neuster Unternehmensbilanzen oder anstehender Investments. Eher stand die Anbahnung zukünftiger Vorhaben im Mittelpunkt. Die Möglichkeiten dazu waren erstklassig, wie beispielsweise Dr. Nikolaus Raupp, Investment Manager bei High-Tech Gründerfonds (HTGF) herausstellte: „Die Kombination aus Industrie- und Akademievertretern war sehr gelungen – ideal für uns, um Kooperationen entlang der relevanten Wertschöpfungsketten auszuloten. Beim nächsten Mal würden wir allerdings gerne auf noch mehr Start-Ups treffen können.“

Interessierte Politik

Durch den Input von Vertretern aus Politik und Verwaltung entstanden neue Sichtweisen auf die Möglichkeiten, Grenzen und Auswirkungen einer nachhaltigen Industrie. „Eine solche Anwesenheit war bei vergleichbaren Veranstaltungen bisher eher selten“, hob etwa Dr. Christiane Maxien, Patentanwältin bei der Kanzlei Wallinger-Ricker-Schlotter-Tostmann hervor und betonte „Das zeigt uns, dass die Vernetzung der Akteure auf allen Ebenen – zumindest hier in Bayern – weiter voranschreitet. Die ausführende Politik scheint verstärkt darauf zu hören, was im Bereich der Bioökonomie passiert“. Ihr Kollege Roland Kraml, Executive Director der Kanzlei, ergänzte: “Das ist sicherlich auch durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, den damit verbundenen Entwicklungen auf dem Gasmarkt und den absehbaren Folgen für die Chemiebranche zu erklären. In der Bioökonomie werden hier Alternativen für die Energieversorgung entwickelt.”

Positionspapier geplant

In der abschließenden Diskussionsrunde standen vor allem der EU Green Deal und die Renewable Energy Directive im Mittelpunkt. So wurden beispielsweise der vollständige Umstieg auf Elektromobilität versus der Nutzung von Biofuels oder irreführende Taxonomien in Nachhaltigkeitsdiskussionen diskutiert. Auf deren Grundlage wird die Industrielle Biotechnologie Bayern Netzwerk GmbH in den nächsten Tagen ein politisches Positionspapier verfassen, über das wir berichten werden. Ebenso ist ein Folgeevent geplant. Weitere Infos dazu finden sich hier.

In der am 13. November 2022 erscheinenden Plattform Life Science Ausgabe 4/2022 Circular Bioeconomy  planen wir die Innovationen und Geschäftsmodelle vieler ISEF-Teilnehmer und weiterer Akteure der Nachhaltigen Industrie vorzustellen.

Autor/Autorin

Redaktionsleiter Plattform Life Sciences at GoingPublic Media AG | Website

Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.