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Mallia Aesthetics bereitet sich auf den Marktstart seiner ersten kosmetischen Produkte zur Förderung des Haarwachstums vor. Parallel dazu stellt das Unternehmen einen prominent besetzten Beirat vor, der die nächsten Entwicklungsschritte begleiten und die strategische Ausrichtung des Unternehmens untermauern soll. Von Urs Moesenfechtel

Vom Labor zum Lifestyle – und zurück

Mallia Innovations hat in Rekordzeit Aufmerksamkeit erzeugt – nicht nur wegen des vielversprechenden Produktprinzips, sondern auch durch strategisches Geschick und schnelles Vorgehen. Die Technologie zur Förderung des Haarwachstums basiert auf dem Molekül CD83, das ursprünglich aus der Immunforschung stammt. Während CD83 normalerweise als membrangebundenes Protein auf der Oberfläche von Immunzellen vorkommt, nutzt Mallia die lösliche Form, das sogenannte „sCD83“. Diese lösliche Variante zirkuliert physiologisch frei im Blut und Gewebe und besitzt entzündungshemmende sowie geweberegenerierende Eigenschaften. In präklinischen Modellen konnte gezeigt werden, dass sCD83 Haarfollikel wieder in die Wachstumsphase zurückführen kann.

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Friends, Family & Flixbus

Mallia konnte sich für den anstehenden Markteintritt eine Finanzierung in Höhe von ca. fünf Mio. EUR sichern – und das innerhalb weniger Monate und ohne klassisches Venture Capital. Stattdessen stammt das Kapital von rund 40 Privatinvestoren, die über ein speziell aufgesetztes Friends-and-Family-Vehikel am Unternehmen beteiligt sind. Die Mindestbeteiligung lag dabei im fünfstelligen Bereich. Die gewählte Struktur soll auch den Grundstein für etwaige zukünftige Finanzierungsrunden legen. Eine besondere Rolle spielt der Hauptinvestor: Die Flixbus-Gründer André Schwämmlein, Jochen Engert und Daniel Krauss sind mit nicht näher genannten Anteilen direkt in Mallia Innovations investiert und im Cap Table vertreten.

„Das war die einzige Ausnahme, die wir gemacht haben“, erklärt Managing Director und Mitgründer Dr. Manfred Gröppel, der zuvor bei 4SC im Business Development tätig war und bei Immunic als Mitgründer sowie in den Funktionen COO, CFO und zeitweise Interim-CEO Erfahrungen sammelte. „Die Flixbus-Gründer haben bereits viele Investments getätigt, genießen eine starke Reputation – und vor allem: Ihr Netzwerk ist für uns extrem wertvoll. Gerade im Bereich Webshop und Direct-to-Consumer haben sie uns bereits mit wichtigen Kontakten weitergebracht.“ Dass die vielen Investoren in so kurzer Zeit von einem Investment überzeugt werden konnten, waren laut Gröppel mehrere Faktoren entscheidend: „ein verständliches Produkt, die wissenschaftlich belegte Wirksamkeit, ein klarer Anwendungsfall – „buchstäblich sichtbar auf dem Kopf“ – sowie persönliche Beziehungen und eine fokussierte Investmentstrategie.“

Auf der gleichen Bühne wie Beauty-Giganten

Mallia wird in der Branche zunehmend wahrgenommen. So war Mallia als Gold Sponsor auf dem internationalen Haarsymposium HairS in Augsburg vertreten – ein Branchentreff, bei dem auch große Player  wie beispielsweise Wella oder L’Oreal vor Ort waren. Aktuell fokussiere sich Mallia Aesthetics aber klar auf den eigenständigen Markteintritt. „Unser Ziel ist es, die Produkte zunächst selbst zu vermarkten und Umsätze zu generieren“, so Gröppel. Erst danach wolle man gegebenenfalls bewerten, ob eine Zusammenarbeit mit größeren Industriepartnern strategisch sinnvoll sein könnte – etwa über Partnerschaften oder Beteiligungsmodelle.

Start im DACH-Raum geplant

Mallia Aesthetics bereitet den Verkaufsstart seiner ersten Produkte zur Förderung des Haarwachstums für die zweite Hälfte des Jahres vor. Einen konkreten Termin nennt das Unternehmen jedoch noch nicht. Grund dafür seien zahlreiche Abhängigkeiten: von der Fertigstellung des Webshops über regulatorische Details bis hin zur finalen Lieferkette, so Gröppel. Klar sei aber, dass der Vertrieb zunächst über einen firmeneigenen Online-Shop erfolgen solle, der auf die DACH-Region ausgerichtet ist. Bestellungen aus dem Ausland sollen dennoch möglich sein. Dass die Nachfrage nicht auf den deutschsprachigen Raum beschränkt bleibt, zeige sich laut Gröppel aber schon jetzt. „Wir haben bereits zahlreiche  Anfragen erhalten – ohne dass wir bislang eine gezielte Marketingkampagne gestartet hätten.“ Interessenten kämen unter anderem aus Singapur, Spanien und Japan.

Für die operative Umsetzung setze Mallia auf ein externes Netzwerk aus Dienstleistern – von der Logistik bis zur Abwicklung. Die Produktion sei laut Unternehmen skalierbar und einsatzbereit: Ein größerer Vorrat an Wirkstoff sei bereits produziert und eingelagert, und die Nachproduktion könne kurzfristig angestoßen werden. Mallia hatte dazu erst kürzlich eine Partnerschaft mit Northway Biotech geschlossen, um die großtechnische Produktion des löslichen CD83-Proteins (sCD83) voranzutreiben. Northway Biotech ist eine Contract Development and Manufacturing Organization (CDMO) mit Sitz in Vilnius, Litauen, und bietet umfassende Dienstleistungen in der biologischen Wirkstoffproduktion an. Ein Engpass sei daher nicht zu erwarten, so Gröppel. Konkrete Umsatzprognosen kommuniziert das Unternehmen derzeit noch nicht – zu viele Faktoren, etwa Marktdynamik und Vertriebsreichweite, seien aktuell schwer belastbar einzuschätzen. Erst mit ersten Markterfahrungen wolle man fundiertere Aussagen treffen.

Kosmetik heute – Therapeutika morgen

Neben der Kosmetiklinie mit einem Haarserum und einem Wimpernbooster verfolgt Mallia auch konsequent die Entwicklung therapeutischer Anwendungen innerhalb der Mallia Therapeutics. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Krankheitsbildern wie Alopecia areata und der Wundheilung. „Wir haben bereits Gespräche mit dem BfArM geführt und planen als nächsten Schritt die Durchführung einer GLP-Sicherheitsstudie“, erklärt Gröppel. Anschließend soll eine Proof-of-Concept-Studie an Patienten folgen. Die Kosmetik- und Therapeutikaschienen wurden organisatorisch getrennt: Die ehemalige Mallia Therapeutics wurde in „Mallia Innovations“ umbenannt und steuert künftig zwei Tochtergesellschaften – eine für kosmetische, eine für therapeutische Produkte.

das Unternehmen IST gut positioniert, um echten Mehrwert für Patienten und Stakeholder zu schaffen.

Hochkarätiger Beirat als Weichenstellung

Mit der Ankündigung eines prominent besetzten Beirats setzt Mallia ein weiteres strategisches Ausrufezeichen: Dem Gremium tritt unter anderem Jens Holstein, bis vor kurzem noch Finanzvorstand von BioNTech, bei. Ebenfalls mit an Bord sind Seriengründer und -CEO Uli Dauer (u.a. 4SC, Vivoryon Therapeutics, Omeicos Therapeutics und Ventaleon), sowie Dr. Alexandra Ogilvie, Hautärztin mit eigener Praxis in München und starker Präsenz auf Social Media. Mit dem Beirat will Mallia nicht nur internes Know-how stärken, sondern auch ein sichtbares Zeichen für Glaubwürdigkeit und fachliche Tiefe nach außen setzen.

„Solche Persönlichkeiten gewinnt man nur, wenn die Geschichte überzeugt – das ist für uns eine Art Ritterschlag. Mit der Ernennung dieser drei hochkarätigen Experten mit langjähriger Erfahrung in Unternehmensfinanzierung und strategischer Führung, Biotechnologie und Dermatologie werden wir unseren Beirat erheblich stärken. Ihre Erfolgsbilanz bei der Weiterentwicklung innovativer Therapeutika, dem Aufbau erfolgreicher Life-Science-Unternehmen und der Bereitstellung praxisnaher klinischer Erkenntnisse werden zum Erfolg der weiteren Entwicklung unserer sCD83-basierten Therapien gegen Haarausfall und kosmetischer Produkte zur Haarstimulation maßgeblich beitragen“, so Gröppel.

Jens Holstein kommentierte: „Ich freue mich darauf, Mallia beim Aufbau einer starken und nachhaltigen Grundlage für langfristiges Wachstum zu unterstützen. Mit ihrer fundierten wissenschaftlichen Expertise, einer fokussierten Führung und einer erfahrenen Investorenbasis ist das Unternehmen gut positioniert, um echten Mehrwert für Patienten und Stakeholder zu schaffen.“

Dr. Alexandra Ogilvie sagte: „Mit meiner langjährigen klinischen Erfahrung als praktizierende Dermatologin erlebe ich regelmäßig, wie groß der Bedarf an sicheren, innovativen und gezielt wirkenden Lösungen zur Förderung des Haarwachstums ist. Ich freue mich sehr, dem Beirat von Mallia beizutreten und die Umsetzung der wegweisenden wissenschaftlichen Forschung zu sCD83 zu unterstützen, um den realen Bedürfnissen von Patienten mit Haarausfall gerecht zu werden.“

Dr. Ulrich Dauer fügte hinzu: „Die Wissenschaft von Mallia zeichnet sich durch Innovation und klare Differenzierung in diesem Fachgebiet aus. Ich freue mich sehr, dem Beirat beizutreten und meine Erfahrung einzubringen, um wissenschaftliche Fortschritte in wirksame Therapien und strategische Partnerschaften zu übersetzen. Gemeinsam können wir das volle klinische Potenzial des sCD83-basierten Ansatzes von Mallia für Patienten und Partner erschließen.“

Kommunikation auf mehreren Kanälen

Mallia plant derzeit eine gestaffelte Kommunikationsstrategie – von ärztlicher Fachinformation bis zu Influencern und Social Media und ebenso Fachkonferenzen wie die FUE Europe in Madrid. „Die Märkte sind unterschiedlich: Der von uns entwickelte Wimpernbooster wird andere Zielgruppen als das Haarserum ansprechen“, so Gröppel. Mallia setze deshalb auf eine modulare Vermarktung, die sowohl medizinisch-wissenschaftliche Kanäle als auch emotionale Ansprache im Lifestyle-Segment abdeckt. Die zentrale Herausforderung in der Markteinführung sieht Gröppel dabei vor allem bei den Themen Glaubwürdigkeit und Differenzierung. „Der Markt ist voller Produkte, die Haarwachstum versprechen. Nur die wenigsten können eine etwaige Wirkung mit wissenschaftlichen belastbaren Daten belegen.“

Ziel: schnelle Profitabilität im Kosmetiksegment

Trotz ambitionierter Pläne bleibt Mallia in einem Punkt konservativ: dem Finanzbedarf. „Wir planen, mit dem Finanzmittelbestand den Break Even innerhalb der Aesthetics zu erreichen – idealerweise 2026.“, so Gröppel. Weitere Mittel würden wir einwerben, wenn die therapeutische Entwicklung schneller vorangetrieben werden soll. Derzeit aber sei keine weitere Finanzierungsrunde geplant. Dass so viele Investoren schon heute mitziehen, erklärt Gröppel so: „Die Kombination aus großem Markt, verständlichem Produkt und wissenschaftlicher Basis – das überzeugt. Und wir als Gründer halten weiter die Mehrheit, das beschleunigt Entscheidungen.“

Fazit

Mallia Innovations hat in kürzester Zeit das geschafft, woran viele Start-ups scheitern: eine schlüssige Story, tragfähige Finanzierung und eine starke Positionierung. Mit dem neu eingesetzten Beirat wächst nun auch das strategische Rückgrat – ein klares Signal, dass es hier nicht nur um mehr Haare geht, sondern um nachhaltiges Wachstum.

Autor/Autorin

Redaktionsleiter Plattform Life Sciences at  | Website

Urs Moesenfechtel, M.A., ist seit 2021 Redaktionsleiter der GoingPublic Media AG - Plattform Life Sciences und für die Themenfelder Biotechnologie und Bioökonomie zuständig. Zuvor war er u.a. als Wissenschaftsredakteur für mehrere Forschungseinrichtungen tätig.