Bildnachweis: Formycon AG, stock3.com.

Der im TecDAX gelistete Biosimilarentwicker meldet im ersten Quartal die erwarteten rückläufigen Erlöse. Am mittelfristigen Ziel, bis spätestens 2027 auf EBITDA-Basis profitabel zu arbeiten, hält Formycon (DE000A1EWVY8) fest. Dieses Ziel ist realistisch, wenn es dem Unternehmen in den nächsten Quartalen gelingt, mit seinen inzwischen drei zugelassenen Produkten die Erlöse wieder kontinuierlich zu steigern. Von Stefan Riedel

 

Der im TecDAX gelistete Biosimilarentwickler Formycon ist zum Wochenauftakt mit seinen Quartalszahlen auf keine positive Resonanz bei den Anlegern gestoßen. An einem freundlichen Börsentag verliert die Aktie in der Spitze um mehr als 7%, um sich danach etwas zu erholen. Dabei hatten Branchenexperten damit gerechnet, dass Formycon zum Auftaktquartal 2025 rückläufige Umsätze berichten würde.

Drei Belastungsfaktoren drücken die Erlöse

Im Vergleich zum Vorjahr sind die Erlöse um 70% auf 5,3 Mio. EUR abgesackt. Zugleich hat sich der operative Verlust von 5,5 auf 13,2 Mio. EUR vergrößert. Drei Faktoren gaben dafür den Ausschlag. Ein wesentlicher Punkt waren die rückläufigen Einnahmen bei den erfolgsabhängigen Meilensteinzahlungen der Kooperationspartner. Darüber hinaus fielen die
Erstattungen von Entwicklungsleistungen deutlich niedriger aus. Und zu guter Letzt hat sich der anhaltende Preisdruck in den USA negativ ausgewirkt. Bei den Profitabilitätszielen hält Formycon an den bisherigen Zeitvorgeben fest: 2026, spätestens 2027, will das Unternehmen auf EBITDA-Basis die Gewinnzone erreichen.

Aktienkurs Formycon AG. Stand: 12.5.25. Copyright: stock3.com
Aktienkurs Formycon AG. Stand: 12.5.25. Copyright: stock3.com

Dass US-Präsident Trump jetzt angekündigt hat, die Medikamentenpreise auf dem US-Markt drastisch zu senken, wird in naher Zukunft wie ein dunkler Schatten über den Aktienkursen aller Medikamentenentwickler liegen. Um die hohen Medikamentenkosten in den USA zu senken, sollen die Pharmakonzerne von Regierungsseite jetzt gezwungen werden, international vergleichbare Preise zu akzeptieren.

Zwei neue Hoffnungsträger

Ein Erfolgserlebnis für Formycon im abgelaufenen Quartal war die Marktzulassung seines dritten Produkts. Das Biosimilar FYB2023, ein Nachahmerpräparat von Eylea, einem Milliardenprodukt zur Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration und anderen Netzhauterkrankungen im Auge, wurde in EU und in Großbritannien zugelassen. Während das israelische Unternehmen Teva Pharma das Produkt in weiten Teilen Europas semi-exklusiv vermarktet, hat Formycon mit Lotus Pharmaceutical eine Marketing-Partnerschaft für den asiatisch-pazifischen Raum abgeschlossen.

Das größte Umsatzpotenzial in der Entwicklungspipeline verspricht sich Formycon von
FYB206, einem Biosimilar des Krebsmittels Keytruda. 29,5 Mrd. USD Umsatz spülte Keytruda dem US-Pharmakonzern 2024 Merck in die Kasse – und ist damit das mit Abstand umsatzstärkste Krebsmedikament weltweit. Die Schlüsselpatente für Keytruda werden 2028 auslaufen. Formycon hat hier gute Karten, im Wettbewerb der Biosimilars zeitlich ganz vorne zu liegen. Weil die bislang vorliegenden Daten einer klinischen Phase-3-Studie zusammen mit den positiven Resultaten einer parallel verlaufenden Phase-1-Studie ausreichen, um eine therapeutische Vergleichbarkeit mit Keytruda zu dokumentieren, hat Formycon diese Phase-3-Studie vorzeitig beendet. Nach dem wahrscheinlichen Abschluss dieser Phase-1-Studie im nächsten Jahr will Formycon zum frühestmöglichen Zeitpunkt den Zulassungsantrag einreichen.

Abschreibungen eingepreist

Hauptziel in naher Zukunft ist es, wieder steigenden Erlöse mit den jetzt drei zugelassenen Produkten zu generieren. Im Februar kündigte Formycon Wertberichtigungen in der Bilanz an, nachdem die Umsatzaussichten für zwei in den USA zugelassene Biosimilars deutlich niedriger ausfallen werden als bis dahin vom Management angenommen wurde. In der Folge brach der Aktienkurs ein. Seit dem Jahresanfang hat die Formycon-Aktie fast 60% an Wert verloren.

Zieht man die für einen nicht-profitablen Medikamentenentwickler mit vermarkteten Produkten gängigen Bewertungskriterien heran, ist die Aktie attraktiv bewertet. Aktuell notiert die Formycon-Aktie unter ihrem Buchwert. Die Marktkapitalisierung liegt bei 429,24 Mio. EUR, was einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von unter acht entspricht. Acht der neun Analysten, die Formycon covern, empfehlen die Aktie zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel auf Sicht der nächsten zwölf Monate beträgt 49,33 EUR, was mehr als einem Kursverdoppler gegenüber dem aktuellen Kursniveau entspricht.

Bei einem nachhaltigen Sprung über die Marke bei 50,00 Euro hätte die Aktie den Februar-Einbruch wettgemacht. Als nächste charttechnische Zielmarke steht die Marke bei 30,00 Euro. Diese Etappe sollte die Aktie erreichen, wenn Formycon positive Nachrichten liefert und sich zugleich das Marktumfeld wieder aufhellt. Wer spekulativ erste Positionen aufbauen will, sollte noch einige Wochen abwarten, bis sich eine charttechnische Bodenbildung auf dem aktuellen Kursniveau stabilisiert.

Fazit

Keine Frage: Die Formycon-Aktie ist attraktiv bewertet und hat die angekündigten Abstriche bei den Produktverkäufen eingepreist. Nichtsdestotrotz sind die schnellen newsgetriebenen Kursgewinne im aktuellen Marktumfeld nicht zu erwarten. Formycon muss über einen Zeitraum von mehreren Quartalen bei der Einnahmen mit seinen drei zugelassenen Produkten zeigen, dass es sich auf gutem Weg befindet, um die Profitabilitätsziele zu realisieren. Dazu bleibt als Unsicherheitsfaktor, in welchem Umfang die von US-Präsident Trump angekündigten drastischen Preissenkungen für die Pharmabranche die Margen der Biosimilarentwickler belasten werden.

 

Autor/Autorin

Stefan Riedel
Freier Redakteur at Büro für Kommunikation

Stefan Riedel ist freier Autor bei GoingPublic Media und selbständiger Redakteur mit Schwerpunkt Finanzen und Wirtschaft.