Bildnachweis: Aignostics.

Aignostics, ein Spin-off der Charité – Universitätsmedizin Berlin, das digitale Pathologielösungen mit “Explainable AI” für die pharmazeutische Forschung und Diagnostik entwickelt, hat den Abschluss einer überzeichneten Serie A-Finanzierungsrunde in Höhe von 14 Mio. EUR bekanntgegeben. Wellington Partners führte die Runde als Neuinvestor an. Die bestehenden Investoren Boehringer Ingelheim Venture Fund (BIVF), der von IBB Ventures verwaltete VC Fonds Technologie, der High-Tech Gründerfonds (HTGF) sowie der von Ascenion initiierte CARMA-Fonds als weiterer neuer Investor beteiligten sich ebenfalls.

Aignostics: KI-Modelle gehen über Standardlösungen hinaus

Während Pathologen einzelne Gewebeproben qualitativ interpretieren können, erfordert die tiefgreifende Analyse großer Datensätze den Einsatz der Künstlichen Intelligenz (KI). Aignostics fokussiert sich auf die Entwicklung modernster KI-Modelle für die detaillierte Analyse von Gewebeproben und zugehörigen Metadaten im Auftrag von Blue-Chip-Kunden aus der Pharma- und Biotechnologiebranche. Die KI-Modelle von Aignostics gehen über aktuelle Standardlösungen und etablierte Ansätze hinaus und decken die wichtigsten Gewebefärbetechnologien wie Hämatoxylin-Eosin (H&E), Immunhistochemie (IHC) und Multiplex-Immunfluoreszenz (mIF) ab. So können neuartige Biomarker und Hinweise auf die Wirksamkeit von innovativen Arzneimittelkandidaten identifiziert werden, die mit herkömmlichen Methoden der Mikroskopie nur schwer zu erfassen sind.

„Mit dieser Finanzierungsrunde wollen wir unsere Präsenz und unser Team weiter ausbauen. Insbesondere werden wir einen stärkeren Fokus auf den US-amerikanischen Markt legen, auf dem wir seit Anfang des Jahres aktiv sind. Durch die Beschleunigung der Investitionen in unsere Plattform und in regulatorische Exzellenz werden wir ab Anfang 2023 in der Lage sein, einen Entwicklungs- und Analyseprozess anzubieten, der mit „Good Clinical Practice“ (GCP) konform ist. Bald darauf werden wir erste KI-Modelle in frühphasigen klinischen Studien einsetzen können. Mittelfristig wollen wir auch für die Entwicklung von KI-gestützten Companion Diagnostics (CDx) weltweit ein starker Partner werden“, sagt iktor Matyas, CEO und Mitgründer von Aignostics.

„Unsere patentierte ‚Explainable AI‘-Technologie beispielsweise macht herkömmliche Black-Box KI-Modelle ‚erklärbar‘ und legt die Merkmale offen, auf denen ihre Entscheidungen und Vorhersagen beruhen. Dies hilft bei der Entdeckung neuartiger Biomarker oder Identifizierung von Hinweisen für das Ansprechen auf innovative Medikamente. Darüber hinaus haben wir einen proprietären Ansatz für das automatisierte Training von KI auf Zellebene entwickelt, der nicht auf manuelle Annotationen von Pathologen angewiesen ist. Beide Ansätze wurden bereits erfolgreich in für Kunden durchgeführten Studien eingesetzt, und es gibt noch einige weitere Forschungsbereiche, die wir als sehr vielversprechend identifiziert haben“, ergänzt Dr. Maximilian Alber, CTO und Mitgründer.

Das Angebot ist “gewebezentriert”, daher steht im Mittelpunkt der Analyse immer eine gefärbte Gewebeprobe, wobei oft auch Metadaten und zusätzliche Datenmodalitäten wie molekulare oder klinische Daten mit einbezogen werden.

Aignostics startete offiziell 2018 im Digital Health Accelerator Programm des Berlin Institute of Health (BIH), basierend auf gemeinsamer Forschung der Charité – Universitätsmedizin Berlin, unter der Leitung von Prof. Frederick Klauschen und der TU Berlin, unter der Leitung von Prof. Klaus-Robert Müller. Anfang 2020 wurde Aignostics aus der Charité ausgegliedert. Bis heute hat Aignostics knapp 20 Mio. EUR von VC-Investoren eingeworben und unterhält Büros in Berlin und Boston, U.S.A.

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.