Bildnachweis: EV Digital Invest.

GoingPublic: Sie engagieren sich bei den Projekten auch selbst. In welcher Höhe beteiligen Sie sich und bleiben Sie auch zukünftig bei dieser Strategie?

Wir investieren ‚Seite an Seite‘ mit unseren Anlegern. Dieses Prinzip werden wir beibehalten. Wir sind einst bei zehn Prozent Eigenbeteiligung gestartet, weil wir zeigen wollten, dass wir auch einen relevanten Kapitalanteil investieren. Zu dem Zeitpunkt waren unsere Finanzierungsgrößen zwischen ein und zwei Millionen Euro. Und wenn wir jetzt bis zu sechs Millionen Euro finanzieren, sind aus meiner Sicht auch bereits fünf Prozent Eigenbeteiligung ausreichend. Gemeinsam mit unseren institutionellen Partnern werden wir auch weiterhin zeigen, dass wir mit einem signifikanten Anteil beteiligt sind, um unseren Anlegern unser „alignment of interest“ zu demonstrieren. Dass dieses Prinzip außergewöhnlich gut funktioniert, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass wir bislang keinen Ausfall bei unseren finanzierten Projekten hinnehmen mussten.

Chicago Lane Office Suite, Hannover

GoingPublic: Der Börsengang ist noch jung. Sind Sie bislang zufrieden mit den Ergebnissen?

Wir waren in einem extrem herausfordernden Kapitalmarktumfeld die ersten, die es in diesem Jahr geschafft haben, an die Frankfurter Wertpapierbörse zu gehen. Diesen Schritt hätten wir ohne unsere starke und loyale Investment-Community kaum gehen können. Von unseren Crowd-Investoren bekamen wir auch das Feedback, dass wir relativ große Teile der Kapitalerhöhung bei unseren treuen Kunden platzieren können. Der Börsengang war überzeichnet.

Dieses Vertrauen haben wir uns mit vielen erfolgreichen Projekten in der Vergangenheit erarbeitet. Hätten wir hier nur auf rein institutionelle Marktteilnehmer vertrauen müssen, wäre der Börsengang in der aktuellen Phase deutlich schwerer geworden. Besonders die ersten beiden Wochen danach waren herausfordernd, weil wir da auch im Umfeld der Tech-Titel und aufgrund von einigen schlechten Nachrichten aus dem Immobilienumfeld etwas in Sippenhaft saßen. Ich bin überzeugt davon, dass sich eine wieder aufhellende Marktstimmung auch deutlich in unserem Aktienkurs niederschlagen wird.

GoingPublic: Signale für eine Überhitzung des Immobilienmarktes sind ja aktuell wieder verstärkt in den Fokus gerückt, wenngleich solche Warnungen den Markt ja auch schon geraume Zeit begleiten. Wie sehen Sie aktuell die Risiken?

Es ist wichtig, den Markt differenziert zu betrachten. Wenn wir beispielsweise den Teilmarkt für Immobilien in schlechteren Lagen – etwa in den sogenannten C- oder D-Städten – betrachten, so sehen wir dort durchaus das Risiko signifikanter Abwertungen. Das ist auch ein Grund dafür, dass wir unsere Projekte auf die Top-Standorte – insbesondere die Top-7-Städte in Deutschland – fokussieren.

Die Fundamentaldaten in diesen Ballungsräumen, wie etwa hier bei uns in Berlin, weisen einfach einen deutlichen Nachfrageüberhang auf. Von daher verfolgen viele Experten die Hypothese, dass selbst in einem Marktbereinigungsszenario die Werte in den Top-Lagen eher stabil bleiben. Dazu gibt es auch historische Daten aus Zeiten der Finanzkrise. In den Nebenlagen sind damals die Immobilienpreise um 30 bis 40 Prozent gesunken, während in den großen Städten das Niveau konstant blieb bzw. sogar minimal gewachsen ist. Diese Urbanisierung sorgt für einen Nachfrageüberhang – der auch nicht einfach nur von Zinsen getrieben ist – und einen fundamentalen gesellschaftlichen Trend darstellt. Daher sehen wir hier kein Crash-Potenzial.

GoingPublic: Abschließend noch zu Ihrer Bewertung. Letztes Jahr der Break-Even, mittel- bis langfristig streben Sie ein Umsatzwachstum im mittleren zweistelligen Bereich an. Sind Sie zuversichtlich, dass Sie 2022 erneut ein positives Ergebnis erreichen?

Der erfolgreiche Börsengang ist ein wichtiger Meilenstein für uns. Wir nehmen Wachstumskapital auf und erhöhen unseren Bekanntheitsgrad. Nicht jeder Euro, den ich heute investiere, erwirtschaftet morgen schon wieder Erträge. Durch die Natur unseres Projektgeschäftes kann es auch schon einmal ein paar Quartale dauern, bis sich Wachstumsinvestitionen amortisieren. Kurz- bis mittelfristig planen wir allerdings, deutliche Gewinne zu erwirtschaften. Unser Prinzip ‚Investieren – Seite an Seite‘ wollen wir dabei immer beibehalten – auch der Börsengang ist so zu verstehen: Mit ihm wollen wir die Verbindung zwischen EV Digital Invest und unseren Anlegern weiter stärken.

Herr Laubenheimer, danke für die interessanten Einblicke und viel Erfolg weiterhin!

Marc Laubenheimer

Autor/Autorin

Ike Nünchert ist Mitglied des Autoren-Teams und schreibt für GoingPublic On- & Offline-News rund ums Börsengeschehen schwerpunktmäßig in Europa und den USA. Ein weiterer Berichtsfokus liegt beim Segment gründergeführter börsennotierter Unternehmen.