Bildnachweis: GoingPublic Media AG.

Die Investor-Relations-Konferenz des CIRA (Cercle Investor Relations Austria) in Wien ist das jährliche Highlight der Branche in Österreich. Im Hilton Vienna Park diskutierten mehr als 300 Gäste über Digitalisierung, Nachhaltigkeit und die ökonomischen Herausforderungen in schwierigen Zeiten.

Ein paar Dutzend Gäste hatten sich auch diesmal wieder online zugeschaltet. Doch mehr als 300 IR-Manager:innen und Fachleute aus angrenzenden Bereichen ließen es sich nicht nehmen, nach zwei Konferenzen im ­Online- bzw. Hybridformat wieder persönlich ins Hilton-Hotel am Stadtpark zu kommen und mal wieder richtig zu netzwerken – sogar die gute alte Visitenkarte war wieder gefragt.

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Nachdem der für seine Pandemieprognosen bekannte österreichische Mathematiker und Simulationsforscher Niki Popper die Gäste mit seinen ökonomischen Szenarien provokant zum Nachdenken animiert hatte, folgte die Choreografie der CIRA-Konferenz dem Prinzip „vom Allgemeinen zum Speziellen“. Nach einem Diskussionspanel zu den speziellen Bedingungen für Österreichs Wirtschaft ob der drohenden Rezession in Teilen Europas, der Energiekrise und der damit verbundenen rasanten Preissteigerungen folgten insgesamt neun breit und fachkundig besetzte Panels mit rund 50 Expert:innen, u.a. zu den Themengebieten EU-Taxonomie, digitale IR, Zukunft der Hauptversammlung und dem Einfluss der jungen Generation auf die Aktionärskommunikation. Das Programm der CIRA-Konferenz vom 12. Oktober 2022 im Einzelnen finden Sie unter www.konferenz.cira.at.

Sieben Unternehmen ausgezeichnet

Neben den Debattenrunden zu einzelnen Fokusthemen und zwei Expertentalks zu den Kapitalmärkten wurden am Abend noch sieben Unternehmen des ATX Prime für ihre hochwertige Nachhaltigkeits­bericht­erstattung ausgezeichnet. Basis dafür war eine aktuelle Studie der Hamburger Agentur für Finanz- und Unternehmenskommunikation Kirchhoff Consult AG, die unter ­Federführung der HHL Leipzig Graduate School of ­Management erstellt wurde.

Erfreulich nachhaltig

Im Rahmen der Studie wurde die Nachhaltigkeitskommunikation der 39 Unternehmen im österreichischen Aktienindex ATX Prime einzeln untersucht. Die Analyse umfasste drei Bereiche: erstens die Qualität des Sustainability Reportings, zweitens das integrative Nachhaltigkeitsverständnis dabei sowie drittens die Kohärenz der Darstellung von Nachhaltigkeitsthemen in wichtigen Kommunikationsformaten. Die Bewertungen in den drei Kategorien, die zu einem Sustainability Score zusammengefasst wurden, führten zu ­einem erfreu­lichen Gesamtergebnis: „Die österreichischen Unternehmen haben 2022 noch mal einen draufgelegt“, formulierte es Jens Hecht, Managing Partner der Kirchhoff Consult AG. So erreichten die Unternehmen des ATX Prime einen Sustainability-Score von 55% und damit zwei Prozentpunkte mehr als die Gesellschaften im deutschen Mid-Cap-Index MDAX (53%), im SDAX (45%) und im DAX160 (53%). Nur die Unternehmen im DAX40 schnitten mit einem Sustainability Score von 65% besser ab als die Mitglieder des ATX Prime. „Die Qualität der Nach­haltigkeitskommunika­tion von österreichischen Unternehmen ist insgesamt solide und hat sich im vergangenen Jahr sehr gut entwickelt“, lobte denn auch Prof. Dr. Henning Zülch von der HHL Leipzig Graduate School of Management. „Die Mitglieder im ATX Prime können vor allem durch eine umfassende ­Berichterstattung zu freiwilligen Nachhaltigkeitsinhalten überzeugen. Auch in der transparenten Offenlegung der EU-Taxonomie-Quoten, des Wesentlichkeitsprozesses sowie der Einbindung ihrer Stakeholder schneiden die Unternehmen gut ab.“ Verbesserungspotenzial sahen die ­Experten in der Jury vor allem im inte­grativen Verständnis von Nachhaltigkeit sowie bei der externen Prüfung der nichtfinanziellen Inhalte. Alle börsennotierten Unternehmen in Wien durften sich freuen, denn insgesamt übertraf die Nachhaltigkeitskommunikation 2022 die des Vorjahres nach Meinung der Juroren deutlich.

Österreichische Post an der Spitze

Dass die letztjährig zweitplatzierte Österreichische Post AG diesmal mit einem Sustain­ability Score von 77% den ersten Platz belegte, sorgte für großen Applaus im fachkundigen Publikum der CIRA-Jahreskonferenz. Auf Platz zwei landete die AMAG Austria ­Metall AG (73%), dicht gefolgt von den beiden punktgleichen Drittplatzierten, der Wienerberger AG und der PORR AG. Den fünften Platz teilten sich gleich drei ­Unternehmen: die OMV AG, die Raiffeisen Bank International (RBI) AG und die Lenzing AG mit jeweils 70%.

Als Aufsteiger des Jahres feierte das ­Publikum die CA Immobilien Anlage AG, die es zwar nicht unter die Top Five schaffte, sich aber in Sachen ESG-­Bericht um satte 21 Plätze auf Position acht verbesserte.

Netzwerken und Vorfreude auf 2023

Zufrieden mit dem Abschneiden nutzten die Teilnehmer:innen die CIRA-Konferenz am Abend noch zum ausführlichen Netzwerken – und auch, um ein bisschen die Normalität zu feiern. Persönliche One-on-ones seien eben durch nichts zu ersetzen, meinten sinngemäß und unisono mehrere Teilnehmer im Gespräch mit GoingPublic. Und auch die Organisatoren sind zufrieden und steigen in die Planung fürs nächste Jahr ein. „Die CIRA-Jahreskonferenz bot allen Teilnehmer:innen eine hervorragende Gelegenheit, ihr eigenes Wissen zu ­erweitern und sich untereinander auszutauschen. Es ist jedes Mal eine Freude, der Community beim Netzwerken zuzusehen – und es motiviert uns auch für das nächste Event 2023“, resümiert Elis Karner, Generalsekretärin des CIRA.

Autor/Autorin

Simone Boehringer

Simone Boehringer ist die Redaktionsleiterin "Kapitalmarktmedien" der GoingPublic Media AG.