Bildnachweis: BioM / Michael Woelke.

Die fünf Gewinner des diesjährigen Vorgründungs-Wettbewerbs m4 Award stehen fest. Jedes Siegerteam erhält für sein Projekt zur Lösung medizinischer Herausforderungen 500.000 Euro. Der Preis wurde von BioM zusammen mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie in der Münchner Residenz verliehen.

TherVacB vom Helmholtz Munich entwickelt eine therapeutische Impfung gegen Hepatitis B, eine Infektionskrankheit, an der jährlich weltweit über 800.000 Menschen versterben. Ebenfalls am Helmholtz Munich forscht TUBiRA. Das Projekt beeinflusst bestimmte Immunzellsignale, um Therapeutika gegen die bislang nur schwer behandelbare Krankheit rheumatoide Arthritis zu entwickeln. BugSense von der Technischen Universität München hat einen papierbasierten Test mit automatisierbarer Bildanalyse zur schnellen und sicheren Diagnose von Harnwegsinfektionen etabliert. Der Test soll Therapieentscheidungen beschleunigen und die Patientenlogistik vereinfachen. Forschende von der Universität der Bundeswehr München haben ein hochauflösendes Mikroskop entwickelt, das die Erkennung lebender Zellen wie besonders vitaler Spermien ermöglicht. Dadurch kann eine In-vitro-Fertilisation erfolgsoptimiert werden. An der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat RevoBITs den ersten smarten Biodrucker konstruiert, um menschliche Gewebemodelle herzustellen. So könnten Tierversuche in der medizinischen Forschung und Pharmaindustrie reduziert werden.

BIOspire – Linsenfreie Holotomographische Bildgebungssysteme

BIOspire ist mit dem Ziel entstanden, künstliche Intelligenz und Lebendzellbildgebung zu kombinieren, um medizinische Herausforderungen zu bewältigen. Der Ansatz umfasst eine Kombination aus Hardware und Software. Die Hardware ermöglicht die hochauflösende Bildgebung lebender Zellen im Nanometerbereich, wodurch bisher unbekannte zelluläre Details sichtbar werden. Die Software in Form einer App verfolgt die Gesundheitsdaten der Patienten, visualisiert die Ergebnisse der Hardware, prognostiziert mögliche Ergebnisse und unterstützt proaktive Behandlungen.

BugSense – Papierbasierter Test zur Erkennung von antimikrobiellen Resistenzen bei Harnwegsinfektionen für patientennahe Anwendungen

Etwa ein Drittel aller Infektionen sind Harnwegsinfektionen, die vor allem Frauen, Ältere und Diabetiker betreffen. Eine Diagnose erfordert einen mehrtägigen Prozess in einem Zentrallabor – Zeit, die für eine schnelle Therapieentscheidung nicht vorhanden ist. BugSense ist eine Papier-basierte und industriell skalierbare Lösung, die dezentrale Testung von Keimen bis hin zur Resistenztestung durch automatisierbare Bildanalyse erlaubt. Das Team um Sarah Wali entwickelt und validiert mit Prof. Oliver Hayden (TUM) am TranslaTUM die Technologie, um nachhaltig die Therapieentscheidungen zu beschleunigen und somit Patientenlogistik zu vereinfachen.

RevoBITs – Analyze. Optimize. Automize

RevoBITs entwickelt den ersten smarten Biodrucker, um medizinischer Forschung und Pharmaindustrie die Entwicklung und reproduzierbare Herstellung von aussagekräftigen menschlichen Gewebemodellen zu ermöglichen. Durch einen neu entwickelten Druckkopf sowie integrierte Qualitätskontrolle bietet RevoBITs die technologische Basis, um Tierversuche in der Medikamentenentwicklung zu reduzieren und langfristig Gewebe für die Transplantationsmedizin bereitzustellen.

TherVacB – Ausgründung zur Etablierung einer therapeutischen Hepatitis B Impfung

Fast 300 Mio. Menschen sind Träger des Hepatitis B Virus, jedes Jahr sterben laut WHO 820.000 Menschen an den Folgen der Infektion. Für dieses globale Gesundheitsproblem gibt es bisher keine Heilung. TherVacB, nutzt einen therapeutischen Impfansatz, um die antivirale Immunantwort zu stimulieren und die chronische Virus-Infektion zu heilen. Die Wirksamkeit des optimierten TherVacB Ansatzes wurde in präklinischen Modellen der chronischen Infektion demonstriert; erste klinische Studien sollen in Kürze beginnen.

TUBiRA – Optimierung der ersten TRAF6-Ubc13-Inhibitoren für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis

Die Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) beruht auf der Beeinflussung von Immunzellsignalen. Dieses Projekt unter der Leitung von Dr. Kamyar Hadian greift in die TRAF6-UBC13-vermittelte Signalübertragung ein, um RA-Therapeutika zu entwickeln. Es wurden bereits TRAF6-UBC13-Inhibitoren entwickelt, die den Krankheitsverlauf in einem präklinischen RA-Mausmodell verbessern. In diesem mit dem m4-Award geförderten Projekt werden die derzeitigen Leitmoleküle optimiert, um präklinische Kandidaten zu nominieren. Dies soll die Gründung eines Spin-off-Unternehmens ermöglichen, das diese Moleküle von der präklinischen Phase in die klinische Proof-of-Concept-Phase für die Behandlung von rheumatoider Arthritis bringen wird.

Prof. Ralf Huss, Geschäftsführer von BioM, führte durch die Veranstaltung und überreichte gemeinsam mit Dr. Sabine Jarothe, Amtschefin im Bayerischen Wirtschaftsministerium, die Awards.

Bei der Verleihung des m4 Award stellte Prof. Huss zudem den neuen BioM-Inkubator-MAxL (Munich Accelerator Life Sciences & Medicine) vor. Ausgewählten Start-up-Teams aus den Bereichen Life Sciences und Healthtech bietet mit MAxL High-End-Infrastruktur, ein maßgeschneidertes Inkubations- und Coaching-Programm sowie Zugang zum umfangreichen BioM-Netzwerk.

Welchen Impuls der Gewinn des m4 Award für den Erfolg eines Start-ups haben kann, erklärte Dr. Jonas Helma-Smets, CSO und Co-Gründer von Tubulis im Interview: „Der Gewinn des m4 Awards war ein entscheidender Meilenstein auf unserem Weg, Tubulis zu dem zu machen, was es heute ist. Diese Auszeichnung und die damit verbundene Förderung von 500.000 Euro hat es uns ermöglicht, unsere neuartigen Forschungsansätze zur Behandlung von Krebs voranzutreiben. Heute, mit einer 60 Millionen Euro Serie-B Finanzierung im Rücken, sind wir mehr denn je motiviert und dankbar für die Unterstützung, die wir auf diesem spannenden Weg erhalten haben.“

Autor/Autorin

Holger Garbs ist seit 2008 als Redakteur für die GoingPublic Media AG tätig. Er schreibt für die Plattform Life Sciences und die Unternehmeredition.